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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zauberin auf der Pritsche in einen traumlosen Schlaf, bar aller Pein, lockte. Einen leisen Seufzer der Erleichterung auf den Lippen, ergab sich Elaira seiner Macht. Die Anstrengung, die sich in ihren angespannten Zügen gezeigt hatte, begann allmählich, nachzulassen. Inmitten einer Flut kastanienbraunen Haares entspannte sich die Muskulatur um die Nase und das Kinn, welche zu kantig waren, noch zerbrechlich zu wirken, bis die Haut so ebenmäßig wie poliertes Elfenbein schien. Wenn sie keine so düstere Miene aufgesetzt hatte, so wirkte sie schelmisch und unschuldig, berührt von einem Hauch lyrischer Leidenschaft aus ihrem tiefsten Inneren, wie Luhaine feststellte. Nur ihre Entschlossenheit verlieh ihr die robuste, ruppige Ausstrahlung; und die Bürde des Verrats, die durch den Konflikt zwischen ihrem Dienst als Korianinovizin und ihrer starken Verbindung mit Arithon beständig auf ihr lastete.
    Gegen den Eid des Gehorsams, dem diese Frau unterstand, konnte Luhaine nichts tun. Anders verhielt es sich mit der Anpassung ihres Kristalls an ein langes Leben, dem sie aufgrund von Sethvirs Weissagung zugestimmt hatte. Der Bruderschaft war daran gelegen, die Anziehungskraft, die Arithon auf sie ausübte, fortbestehen zu lassen, doch deswegen sollte sie nicht leiden müssen. Auch würde die Bruderschaft es nicht dulden, daß sie ihren Geist für eine zweite lebenslange Bindung einem Koriani-Zauberkristall unterwarf.
    Elairas Bewußtsein war weit fort, und so fühlte sie die Wärme der Magie nicht, die durch die Bandagen an ihren Handgelenken drang. Geschlossene Augen vermochten nicht dem komplizierten Muster der Zauberkraft zu folgen, die Luhaine um ihretwillen wirkte. Am nächsten Morgen würde sie erwachen und sich erfrischt und ausgeruht fühlen, und nicht einmal Morriel würde jemals erkennen können, daß die widernatürliche Veränderung des Kristalls gestoppt und ausgelöscht worden war, während der Effekt der verlängerten Lebensspanne nun einem angenehmeren Muster folgte, gespeist von den Gesetzen der Großen Beschwörung.
    Sie würde ebensolange leben wie Arithon, ohne jedoch unter den üblen Nebenwirkungen leiden zu müssen. Wenn die Stunde kommen würde, in der der Interessenkonflikt Elaira zwingen würde, die Treue gegenüber dem Orden von Koriathain zu brechen, so sollte die Oberste Zauberin, die über sie richten würde, aus der Matrix des weißen Quarzes, der die Persönlichkeit Elairas gefangenhielt, keinen Nutzen mehr ziehen können. Nur der ursprüngliche Eid, den sie über dem Skyron-Fokusstein abgelegt hatte, würde noch einen Einfluß auf sie ausüben können. »Diene deiner Obersten, wie es dir dein Gewissen befiehlt«, murmelte Luhaine, und seine Worte bohrten sich durch den Schleier des Schlafes. »Aber um deiner Fürsorge für den letzten Teir’s’Ffalenn willen, mag die Bruderschaft dir dann und wann beistehen.«
    Nur eine Sekunde später verließ die Erscheinung ihr Krankenlager, verschwand so unauffällig wie ein Stern in der grauen, kühlen Morgendämmerung.

 
Alptraum
     
    Lysaer s’Ilessid erwachte mit einem heiseren Keuchen. Schweißgebadet und heftig zitternd schleuderte er die Bettdecke von sich, die seine Beine und seinen Brustkorb einzuengen schien. Seine angespannten Nerven und sein Instinkt trieben ihn dazu, sich ruckartig aufzurichten. Ein Lichtschimmer umgab eine seiner Hände, obgleich er seine Gabe nicht bewußt herbeigerufen hatte. Die Finsternis, die ihn zu ersticken schien, schwand und mit ihr die letzten Überreste eines Traumes, der ihn so überstürzt aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Heißes, gleißendhelles Licht spiegelte sich in der Goldlegierung und der protzigen Emailschicht der Cloisonné-Waschschüssel, die der Kammerdiener in der Fensternische für ihn zurückgelassen hatte. Üppige, wollene Wandbehänge dämpften die aufgeregten Rufe der Wachen an der Mauer, die von dem grellen Lichtschein in seinem Raum aufgeschreckt worden waren. Lysaer kniff die Augen zu. Die Einrichtung des Gemaches, das, obschon der Beherbergung von Staatsgästen vorbehalten, ihm der Gouverneur von Erdane überlassen hatte, schien ihn still zu verspotten. Niedergeschlagen kniete er auf der Matratze. Nach wie vor glühte das Licht in seinen Händen, während er sich zwang, seine Kiefermuskulatur zu entspannen und tief durchzuatmen.
    Noch immer lauerte die Erinnerung an seine schwarzhaarige Nemesis in seinem Geist, geheimnisvoll, nicht zu fassen, auf nervenzermürbende Weise ganz einfach

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