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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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außer Reichweite entschwunden. »Dharkaron ist mein Zeuge«, fluchte er in die Leere des Raumes hinein. »Mit all deinen Schatten und deiner Zauberei wirst du der Gerechtigkeit doch nicht für alle Zeiten entgehen können.«
    Nur einen Moment später hörte er, wie die Türklinke gedrückt wurde. Lysaer erschrak furchtbar. Das Licht in seinen Händen glühte noch heißer, noch brillanter, bis es ihm gelang, seine Reflexe unter Kontrolle zu bringen und seinen Zorn in einer Weise zu beherrschen, die weniger dazu angetan war, sein Bett in Brand zu setzen. Die aufgepeitschte Spannung, die in ihm wütete, ließ kaum nach, als Lord Diegan zur Tür hineinrauschte, das dunkle Haar noch ganz wirr von seinem Kissen, halbbekleidet mit den zerknitterten Schlafgewändern der vergangenen Nacht.
    Nach einem kurzen Blick auf Lysaer packte er sich eine der nicht angezündeten Kerzen in den Wandhalterungen, überquerte den mit Teppichen ausgelegten Boden, und führte den Dorn in den Lichtkranz, der noch immer zwischen den Handflächen des Prinzen brannte.
    Zischend fing der Kerzendocht Feuer, als der Kommandant der Garnison ohne Stadt mit sarkastischer Sorge bemerkte: »Solltest du wieder vom Herrn der Schatten geträumt haben, so war das das dritte Mal in dieser Woche.«
    »Ich brauche dich nicht, um das zu wissen.« Er öffnete seine Hände, und das Licht teilte sich und erlosch, wie ein Signalfeuer, das im Angesicht näherrückender Feinde erstickt wurde. Nun, in der stillen Dunkelheit, die lediglich dazu beitrug, seine nervliche Anspannung noch zu verstärken, schwang sich Lysaer aus dem Bett und trat an das offene Fenster heran, um sich hinauszulehnen.
    Den Gardesoldaten, die sich beunruhigt auf der tiefergelegenen Laibung drängten, rief er zu: »Es ist alles in Ordnung. Ihr könnt eure Patrouillen wiederaufnehmen.«
    Während die Männer sich zurückzogen, blieb Lysaer am Fenster stehen, und wenn er auch nicht mehr zitterte, so fühlte er doch eine Kälte, die seinen Leib bis ins Mark durchdrang. Er bemühte sich, die forschen Schritte zu ignorieren, als Diegan an den Eichentisch herantrat, der mit allerlei Karten und Skizzen bedeckt war, die das neue Avenor darstellten, und die Kerze auf den Dorn eines Ständers spießte. Unbewegt ließ er es über sich ergehen, daß Diegan ihm einen Umhang über die Schultern legte.
    Neben ihm sagte der Kommandant: »Wenn der Druck zu groß wird, dann hol wenigstens Talith zu dir in dein Bett! Euer Eheversprechen liegt nun schon Jahre zurück, und als ihr Bruder werde ich nicht auf die Etikette bestehen, wenn du beschließt, nicht auf die Vermählung zu warten.«
    »Sie wird die Königin von Avenor sein, nicht meine Kurtisane.« Lysaer konnte seine Zerstreutheit nicht verbergen, als er die Hände vor das Gesicht schlug. »Sie wird mit Staatsfeierlichkeiten in meiner wiederaufgebauten Hauptstadt geehrt werden, und nicht einmal die Extravaganzen des Herrn der Schatten werden mich dazu bringen, auch nur an etwas Geringeres zu denken.«
    Diegan trat ebenfalls an das Fenster heran, beugte sich hinaus, zog die Fenster zu und legte den Riegel am Mittelpfosten vor. »Wenn du schon davon sprichst, das Herrschaftssystem Tysans zu stürzen, so sorge wenigstens dafür, daß dich niemand hören kann.«
    »Ich werde es nicht nötig haben, die Regierung irgendeiner Handelsstadt zu verdrängen.« Lysaer streckte seine verspannten Finger und wischte sich den eiskalten Schweiß am goldgefaßten Gewebe seines Umhangs ab. »Wenn erst der Prinz von Rathain wieder in Erscheinung tritt, dann wird seine Magie mir die Loyalität der Stadtregierungen ganz ohne mein Zutun einbringen. Ich allein werde über die Macht und das Licht befehlen, das ihn besiegen kann.«
    Diegan suchte sich einen gepolsterten Stuhl und ließ sich müde darauf niedersinken. »Ath, er hält sich nun schon seit sechs Jahren versteckt. Wäre ich nicht Zeuge des Gemetzels gewesen, das er in Deshir ausgelöst hat, so würde ich mich ebenso wie deine neuen Söldner fragen, ob Maenalle von Tysan vielleicht recht hat, wenn sie behauptet, daß Arithon kein Interesse an einem Krieg hat. Mann, du kannst doch keine erstklassige Truppe zusammenstellen, nur um die Männer dann auf unbestimmte Zeit zur Untätigkeit zu verdammen!«
    »Wir halten uns schon viel zu lange in Erdane auf«, stimmte Lysaer zu. Er beschloß, seine Furcht ebenso zu verschweigen wie die Traumbilder, die so sehr seinen Erinnerungen an die hinterhältigen Methoden seines Feindes

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