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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ohne auch nur ein warnendes Flackern ausgesandt zu haben.
    Wieder dem Duft der Sommerblumen und der nächtlichen Stille ihres Krankenlagers in der Herberge überlassen, preßte Elaira einen Handballen gegen die Lippen, um ein schmerzliches Schluchzen zu ersticken. Die schreckliche Zeit des Wartens war vorüber; ihr Frieden unwiderruflich verloren. Der Herr der Schatten war verraten worden, doch nicht von ihr, sondern schlimmer noch, durch seine eigene, leidenschaftliche Liebe zur Musik, die er tief in seinem Herzen hegte.
    Erschüttert und voller Sorge um den Prinzen, wandte Elaira den Kopf, um ihr Gesicht mitsamt dem Elend in ihrem Kissen zu bergen. Dann plötzlich erstarrte sie, als ein Frösteln wie von Zugluft über ihre Haut kroch.
    Sie war nicht länger allein in dem Raum.
    Eine Gestalt stand neben ihrem Bett, doch es war nicht die Heilerin, die ihr neue Medizin brachte, um ihre Qualen zu lindern, sondern die unheimliche Präsenz eines stämmigen, bärtigen Mannes, die zu geisterhaft für einen atmenden Menschen war. Die Stirn über dem rosigen Gesicht war in Falten gelegt, die von einem Gewitter zu künden schienen. Er hatte die Hände auf einen Gürtel gelegt, der an das Kummet eines Ochsen erinnerte, und starrte mit Augen, so düster wie neuer schwarzer Samt, auf sie herab.
    Elaira blinzelte. Diese Gestalt konnte nichts Geringeres als der Geist eines Bruderschaftszauberers sein.
    »Der Eifer deiner Ältesten wurde belohnt«, begann Luhaine ohne Umschweife, wobei er die Scheu, die er gegenüber Fremden hegte, geschickt hinter einer Fassade unanfechtbarer Ernsthaftigkeit verbarg. »Arithon wurde in Jaelot entdeckt.«
    Irgendwie sah die wuchtige Gestalt des Zauberers müde aus. Elaira wollte gerade zur Seite rutschen, um ihm Platz zu machen, als ihr bewußt wurde, daß ein körperloser Geist kaum Bedarf an derlei Bequemlichkeiten haben dürfte. »Warum seid Ihr hier?«
    Ein Windhauch wehte zum Fenster herein und traf auf die Gestalt Luhaines, ohne sein Barthaar im mindesten zu bewegen. »Um zu warnen und zu helfen.«
    »Ich kann mir bereits jetzt gut vorstellen, wozu Morriel mich benutzen will.« Elaira achtete sorgfältig darauf, leise zu sprechen. Im Gespräch mit einem Bruderschaftszauberer ertappt zu werden, konnte schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen. »Wie gedenkt Ihr zu helfen?«
    Hätte Luhaine noch seinen Körper besessen, gewiß hätte er dann seine leuchtendrosafarbene Nasenspitze gerieben. »Nun«, sagte er ausweichend, ein wenig aus der Fassung geraten, »Sethvir sagte schon, daß du ziemlich direkt wärest.«
    »Es tut mir leid«, gestand Elaira. »Doch wenn die Novizin, die Wache hält, zufällig hereinkommt, könnte ich wegen Verrats vernichtet werden.« Ihre Verpflichtung als Novizin ging über fleischlichen Gehorsam weit hinaus; sollte Morriel zu einer extremen Bestrafung greifen, so konnte sie das Gelübde, das Elaira über dem Kristall abgelegt hatte, dazu nutzen, sie zu einer leeren, geistlosen Hülle zu reduzieren.
    »Wer auch immer durch diese Tür hereinschaut, wird denken, du würdest lediglich im Schlaf sprechen«, entgegnete Luhaine zutiefst verstimmt. »Ich wurde nicht geschickt, dich in Gefahr zu bringen.«
    »Das ist kaum schmeichelhaft, und es beruhigt mich nicht.« Es schien nur logisch zu sein, daß kein Zauberer sie besucht hätte, wenn nicht Gefahr im Verzuge wäre. Elaira betrachtete Luhaines mißgestimmte Miene, und ihre Sorge um den Herrn der Schatten lastete zu schwer auf ihr, sie zu bändigen. »Ich denke, Ihr solltet Euch besser um Euren Flüchtling sorgen.«
    Luhaine griff auf sein gönnerhaftes Oberlehrergehabe zurück und tat einen ungeduldigen Schritt, der ein Geräusch erzeugte, das von den Wänden widerhallte. »Lysaer ist noch immer damit beschäftigt, seine Armee aufzubauen. Solange deine Schwesternschaft ihn nicht informiert, wird er nicht erfahren, daß Arithon enttarnt worden ist.«
    Ein erbärmlicher Trost. Krampfartiges Erschauern befiel Elairas Körper, der Fluch der veränderten Eigenschaften ihres Kristalls. »Erzählt mir nichts mehr über diese Halbbrüder.« Beschämt wandte sie das Gesicht ab, als sie gestand: »Morriel wird jeden Vorteil nutzen, den sie durch mich gewinnen kann, egal, wer dabei zu Schaden kommt.«
    »Nicht ganz«, widersprach Luhaine sanft. »Manche Dinge kannst du ganz allein für dich behalten.« Sein Abbild bewegte sich vor dem Licht der Sterne, während eine unsichtbare Macht, herbeigerufen in mitfühlender Sorge, die

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