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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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beschäftigt, sich das Stroh, in dem er geschlafen hatte, von den Kleidern zu zupfen, streitsüchtig und mit Kopfschmerzen geschlagen, riß er seinen Unterkiefer zu einem gewaltigen Gähnen herab und starrte den Hauptmann, der auf ihn eindrang, böse an. »Ponywagen? Ja, wir hatten letzte Nacht einen hier. Ein dunkler Bursche hat ihn abgeholt, sehr spät am Abend, und ein fetter Kerl war auch dabei.«
    »Dunkel?« kreischte der mit allerlei Bändern geschmückte Sekretär des obersten Ratsherrn. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und winkte aus dem Hintergrund der Zuschauermeute mit seinem Hut. Da niemand sich bereitfand, ihm Platz zu machen, vergaß er jegliche Würde und grub sich wie ein Maulwurf durch die Reihen der gaffenden Stallburschen und nervösen Soldaten. »Was soll das heißen: dunkel?«
    Der Stallknecht räusperte sich, spuckte auf das Pflaster und blinzelte den Mann an, als hätte er es mit einem Schwachsinnigen zu tun. »Schwarze Haare! Sehe ich etwa aus, als wäre ich blind?«
    »Bist du sicher?« quengelte der Sekretär. »Es war Nacht. Hast du dich bestimmt nicht geirrt? Kann sein Haar nicht auch braun gewesen sein?«
    »Dharkaron! Sehe ich etwa auch noch dumm aus?« rief der Stallknecht aufgebracht, wobei er seine Worte mit einer obszönen Geste bekräftigte. »Der Mann war so schwarz wie Ruß. Grüne Augen hatte er und eine flinke Zunge, scharf wie ein Messer. Höllisch schlecht gelaunt, kein Mann, der sich abweisen läßt, und, nein, er hat mir nicht gesagt, wohin er fahren wollte!«
    »Der Zauberer ist bestimmt längst nicht mehr in der Stadt«, rief ein Rollwagenfahrer, der auf den Getreidesäcken auf seinem Gefährt thronte. »Wenn ihr ihn haben wollt, warum nehmt ihr dann nicht die Verfolgung auf?«
    Doch keiner der Wachmänner am Tor hatte irgendeinen Flüchtigen hinaushuschen sehen. Schwitzend in der windstillen Schwüle des Mittags brütete der Kommandant der Garnison von Jaelot über seiner Niederlage. Schließlich räusperte er sich und bemühte sich, die Schmach von sich zu weisen: Der Minnesänger und seine Freunde mußten die Stadt auf dem Seeweg verlassen haben. So wurde der Tumult zum Hafen verlegt. Fischer wurden abkommandiert, mit ihren Booten die Bucht abzusuchen. Um die Schaluppenkapitäne zu beschwichtigen, die ihre abweichende Meinung grollend verkündeten, wurden zugleich berittene Patrouillen ausgesandt, die Küstenstraße zu kontrollieren.
     
    Der Ponykarren und seine weithin gesuchten Mitfahrer waren zu diesem Zeitpunkt schon ein gutes Stück südwärts vorangekommen und rasteten nun, verborgen in einem Haselnußgestrüpp, um den Kopfjägertruppen auszuweichen, die in glühender Erwartung ihrer Prämien durch das Land ritten. Von Sommersprossen übersät und wutschnaubend saß Dakar, der Wahnsinnige Prophet, auf dem Kutschbock, die Zügel locker über die Knie gelegt. Er war noch nie ein Mensch gewesen, der seinen Groll im stillen pflegte, also verfluchte er lauthals den Umstand, daß ihre hastige Flucht aus Jaelot seinem Drang entgegengestanden hatte, Streit zu suchen.
    »Ihr sucht kaltes Wasser?« Mürrisch wie ein an Maul- und Klauenseuche erkrankter Bär deutete er mit dem Kinn über seine Schulter. »Durch diese Wasserrinne fließt ein Gletscherbach.«
    Die hochgestellte Persönlichkeit königlichen Blutes entfaltete sich aus der zusammengekrümmten Leidenslage, die sie auf dem Wagen eingenommen hatte. Arithon betrachtete das umgebende Dickicht durch schweißverklebte Strähnen schwarzen Haares. Schon von der Mühsal, sich aufzurichten, außer Atem, kletterte er über die Rückwand des Karrens. Als er sich seinen Weg den Hügel hinab bahnte, so schwankend wie ein Mann mit einer Bauchverletzung, blickte ihm der Wahnsinnige Prophet mit der Zufriedenheit einer giftigen Schlange nach. Die Nachwirkungen, die er erlitt, hatte er nach Dakars Ansicht mehr als nur verdient. Die Erdenmächte, die er so leichtfertig in Jaelot entfesselt hatte, waren kraftvoll genug, den gesunden Geist zu ruinieren und jeden Sterblichen todkrank zurückzulassen.
    Bis aufs äußerste verärgert über diese List, die ihn geradewegs Asandirs Plänen zugespielt hatte, fiel es dem Wahnsinnigen Propheten schwer, nicht mit aller Gewalt mit seiner Faust auf sein eigenes Bein einzudreschen. »Bastard«, verwünschte er beinahe tonlos die Gestalt, die sich torkelnd dem Wasserlauf näherte.
    Widerspruch erklang in undeutlichen Worten aus den Decken auf dem Ponywagen. »Abgedroschene Phrase. Wenn du

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