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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Händler, die den Paß benutzten, die Nutzung von Wagen stets zu meiden. Lysaer jedoch hatte alle wohlgemeinten Ratschläge ignoriert, obwohl ihm das Risiko durchaus bekannt war. Hoch zu Roß, gut sichtbar an der Spitze des Trosses, schien er nicht einmal überrascht zu sein, als drei Reiter sich vor ihnen aufstellten und den Paß blockierten.
    Ihre Pferde, drei Braune, die kaum voneinander zu unterscheiden waren, waren mit goldbesetztem Zaumzeug geschmückt; seidige Mähnen und Schweife und Decken aus gewebter Wolle flatterten im Wind. Verärgert ob der Unfähigkeit seiner Vorhut, die nicht einmal imstande gewesen war, diese wenigen Reiter aus dem Weg zu schaffen, bis das königliche Gefolge die Engstelle passiert hatte, ließ Lord Diegan fluchend seine Peitsche knallen. Zahm verkniff er sich jedoch weitere Verwünschungen, als er bemerkte, daß der führende Reiter seitlich auf seinem Pferd saß, und es war nicht sein, sondern ihr Pferd. Eine Frau in einem Damensattel ritt einem Jugendlichen und einem älteren Mann voran, die ihre einzige Eskorte zu sein schienen. Über ihren aufrechten Schultern flatterte unverfroren ein Umhang mit dem königlichen Wappen Tysans, und darunter trug sie eine Amtstracht aus schwarzer Seide. Ihr Haar war so kurz geschoren wie das eines kampferprobten Söldners, und in ihrem Schwertgurt steckte griffbereit eine glänzende Klinge.
    »Bei allen Dämonen«, knurrte Diegan finster. »Wer in Sithaer ist die Frau?«
    Lysaer hob die Hand und bedeutete seinem Gefolge, anzuhalten. »Die Dame ist Maenalle s’Gannley, Führerin der Clans von Camris und, soweit man ihren geschichtlichen Überlieferungen trauen kann, bevollmächtigte Dienerin von Tysan.« Dann verzog er die Lippen zu einem freundlichen Lächeln, gab seinem Wallach die Sporen und ritt voran, sie zu begrüßen. »So wie sie ihr Schwert trägt, wage ich zu behaupten, daß sie die Händler aus Isaer jagt und ihnen bei lebendigem Leib die Haut abzieht, um ihre Garderobe aufzustocken. Ich habe mich schon den ganzen Morgen gefragt, wann sie auftauchen wird.«
    »Du kennst sie? Du hast sie schon früher getroffen?« Während er sich dem Zwang beugte, seinen windzerzausten Mantel zu richten, lachte Diegan atemlos. »Du hast also doch einen Plan!« Erfüllt von bösartigem Vergnügen, trieb auch er sein Pferd an, um mit Lysaer Schritt zu halten.
    Fünfzehn Schritte von seiner Ehrengarde entfernt, zügelte Lysaer sein Roß. Ungekrönt, vom majestätischen Schimmer seines güldenen Haares abgesehen, machte er von dem Vorrecht der Könige Gebrauch und ergriff zuerst das Wort. »Gnädige Frau Maenalle, ich freue mich, Euch zu sehen.« Mit einem Nicken begrüßte er den alten Mann, der, wie er sich erinnerte, der älteste Clanführer, Lord Tashan, war; dem Jugendlichen, der ihm einst als Page während eines kurzen Besuches zur Hand gegangen war, ehe er seine Gabe des Lichtes mit den Schatten seines Feindes verwoben hatte, um Desh-Thieres Nebel vom Himmel zu vertreiben, gönnte er ein freundliches Lächeln. Forsch und energisch wandte er sich sodann an die gnädige Frau und Clanführerin, deren eiserne Willenstärke und Anstand ihn tief beeindruckt hatten. »Ich bin gekommen, Avenor wieder aufzubauen, und ich hoffe, Euch mit dieser Neuigkeit erfreuen zu können. Werdet Ihr mit mir kommen und Eure Clans aus ihren Verstecken rufen, um uns bei dem Wiederaufbau des einstigen Herrschersitzes von Tysan zu unterstützen?«
    »Eine Allianz!« Entsetzt, kreidebleich und ungläubig drang Lord Diegan auf den Prinzen ein. »Bist du nun vollkommen verrückt geworden? Die Statthalter des Reiches werden das niemals dulden!«
    Der graue alte Adelsherr in Begleitung der Clanführerin sah erzürnt aus, der junge Mann hingegen schien von einer Sehnsucht zerrissen zu sein, die seinen Blick in weite Ferne lenkte; die gnädige Frau jedoch, beeindruckend in den Staatsfarben Tysans, hatte ihre Emotionen so fest im Griff, daß lediglich das Gold auf ihrem Umhang für einen winzigen Augenblick aufblitzte und so eine kaum wahrnehmbare Bewegung offenbarte, ehe der Stoff wieder ganz ruhig von ihren Schultern herabhing. Lysaer wandte seinem zornigen Kommandanten das Gesicht zu. »Warum sollten wir auf Quellen verzichten, die unserer neuen Garnison eine ebensogute Schulung bieten würden wie die Kopfjäger?« Erzwungen sachlich fügte er hinzu: »Die Clanangehörigen, die diese Delegation repräsentiert, sind Meister in allen Taktiken barbarischer Kriegsführung.«
    Maenalles

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