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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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sich nicht persönlich bemühen. Als Gast habt Ihr an meinem Tisch einen Eid geleistet, darum wird Euch gestattet werden, diesen Ort zu verlassen, ohne um Euer Pferd und Eure Waffen erleichtert zu werden. Für Eure Eskorte kann das jedoch nicht gelten.«
    »Das ist eine Anmaßung.« Lord Diegan war bereit, noch mehr hinzuzufügen, doch er verpaßte die Gelegenheit, als der ergraute alte Mann mit seiner Hand ein Signal gab.
    Bewegung kam über die Felshänge neben der Straße, gefolgt von einem zischenden Geräusch. Das Gespann vor dem Führungswagen zuckte zurück und brach gleich darauf mit einem erschreckten, pfeifenden Atemzug zusammen. Der Fuhrmann, der die Zügel der Pferde hielt, brauchte einen Augenblick, sich weit genug zu erholen, um auch nur einen Schrei auszustoßen; gleich darauf teilten alle Männer in Hörweite seinen Zorn, als noch mehr Pferde zu Boden gingen, ein jedes durchbohrt von einem barbarischen Pfeil, dessen gefiederter Schaft aus der Brust hervorragte. Getroffen von den Pfeilen sicherer Bogenschützen starb ein Pferd nach dem anderen unter bebenden Zuckungen, die kleine Steine über den Rand der Straße hinabschleuderten.
    Aufrecht im Sattel und in seinem Stolz zutiefst gedemütigt, hob Lysaer seine Hände.
    Diegan sah, daß er beabsichtigte, seine Gabe des Lichtes herbeizurufen, flammten doch an seinen Fingerspitzen schon grelle Blitze auf. Ein umfassender Angriff, und die Schlupflöcher, in denen sich die Bogenschützen verkrochen hatten, würden einer Feuersbrunst zum Opfer fallen. Bereit, die Initiative zu ergreifen, zog Lord Diegan sein Schwert. Schnell rief er seinen Söldnern Befehle zu, denn rasches Handeln eröffnete ihnen die Chance, die gnädige Frau Maenalle und ihre Eskorte gefangenzunehmen; der Gouverneur von Erdane würde sie reich entlohnen, könnte er diese Barbaren vor Gericht stellen und dem Scharfrichter übergeben.
    Doch noch ehe der Prinz des Westens seinen vernichtenden Blitz freisetzen konnte, zischten wieder Pfeile auf sie hernieder und rissen mit ohrenbetäubendem Jaulen den Boden unter dem Bauch seines Pferdes auf. Das kräftige Tier scheute voller Schrecken. Solchermaßen gezwungen, die Zügel zu ergreifen und das Tier ruhigzuhalten, das drohte, ihn über den Rand der Straße in den Abgrund zu schleudern, verlor sein königlicher Reiter die Konzentration, und die Lichtblitze, die er herbeigerufen hatte, verteilten sich in sanften Schleiern, die lediglich eine ungefährliche Hitze abstrahlten.
    Über das wilde, haltsuchende Klappern der Hufe hinweg tat die gnädige Frau Maenalle ihm ihre Bedingungen kund: »Versucht nicht, uns mit Eurer Gabe zu töten, Lysaer s’Ilessid. Sagt Euren Männern, sie sollen ruhig bleiben, oder die nächsten Pfeile werden jedes Lebewesen in Eurem Gefolge töten.«
    »Sieht so dein Plan aus?« schrie Diegan, zerrissen von Zorn ob der erlittenen Demütigung. Während er mit seinem Pferd rang, das unter ihm scheute, blickte er sich hastig um. Der dem Zug folgende Wagen stand schief, sein Ochsengespann kniete am Boden, offensichtlich ebenso von Pfeilen getroffen wie die Pferde. Damit war dem forschen Troß des Prinzen zu beiden Seiten der Weg versperrt und sie waren der Gnade der Barbaren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Mit einem Aufschrei, der, getragen von den Winden, aus den Tälern widerhallte, fluchte Diegan: »Was seid Ihr, eine Frau oder eine Spielfigur in den Händen des Herrn der Schatten?«
    »Ich habe nur Tysan die Treue gelobt«, sagte Maenalle mit einer eisigen Stimme. »Als bestellte Dienerin des Reiches bin ich verpflichtet, das Recht der Krone aufrechtzuerhalten bis zu dem Tag, an dem die Bruderschaftszauberer einen rechtmäßigen Thronerben ernennen.«
    Diegan riß sein Pferd herum, bis er ihr direkt gegenüber stand. »Und wie steht es um Eure Gerechtigkeit, wenn es um Raub und Mord geht?«
    »Wenn Ihr keinen Widerstand leistet, wird niemand sein Leben verlieren.« Mit einem Kopfnicken gab sie dem älteren Mann ein Signal, woraufhin dieser von seinem Pferd stieg und dem Jungen die Zügel überließ. Noch immer ausgesprochen agil, trotz seines gebrechlichen Äußeren, kam er näher, während die Kundschafter in ihrer staubigen Lederkleidung zum Plündern aufmarschierten. Kurz angebunden schloß ihre Befehlshaberin in einem Ton, als würde sie ein Urteil nach einer ordentlichen Gerichtsverhandlung verkünden: »Nur die Waffen und die Güter, die als Bestechung für die städtischen Würdenträger geeignet sind, werden

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