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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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konfisziert. Vergewissert euch, daß alles Gold, das benutzt werden kann, eine Armee auszurüsten, um Clanlager zu schikanieren, einem besseren Zweck zugute kommt.«
    Die Klinge noch immer fest umklammert, bohrte Diegan dem Pferd seine Sporen in die Seite. Das Tier sprang zur Seite, wurde jedoch sogleich aufgehalten und von einem Mädchen mit rauhen Zügen und narbigen Händen davongezerrt, dem es irgendwie gelungen war, schnell genug vorzuspringen, um die Zügel zu ergreifen. Mit einer Kopfbewegung bedeutete sie ihm, abzusteigen, während jemand anderes sich mit roher Gewalt an ihm zu schaffen machte, um ihm seine Waffen zu nehmen.
    »Probier deinen Dolch an meiner Brust aus, und du wirst mit mir sterben!« keuchte Diegan.
    »Sei nicht dumm, mein Lordkommandant«, sagte der Prinz so scharf wie drängend. »Ich brauche dich lebend!«
    Der Heereskommandant bedachte Maenalle mit stockfinsterem Blick. Unfähig zu sprechen, waren doch seine Kiefermuskeln vor Zorn über diesen Schlag gegen seine Würde so verkrampft, daß er kaum atmen konnte, schwang er sich aus dem Sattel. Schlimmer als das Vorangegangene schmerzte jedoch die Ironie, daß weder Pferde noch Maultiere auch nur an einem einzigen der liegengebliebenen Wagen hätten vorbeigeführt werden können. Selbst wenn er das Risiko eines Schlagabtausches hätte eingehen wollen, so konnten seine Söldner doch nicht einfach über die Klippe springen, um sich eine Deckung zu suchen. Während Kundschafter wie Ratten von den Hängen herabstiegen und ihn seiner Juwelen und seines Münzbeutels beraubten, schleuderte er ihnen Schmähungen entgegen. Sie entrissen ihm seinen Mantel, nahmen ihm das kunstvoll geschnitzte Messer, das er einst passend zu seinem Schwert hatte anfertigen lassen und seither stets am Gürtel getragen hatte. Überall im Troß beklagten die Söldner den Verlust ihrer Waffen, die ihnen schon so häufig im Kampf gedient hatten. Die erfahreneren Soldaten unterdrückten ihr kämpferisches Temperament, um den Barbaren keinen Anlaß zu liefern, diese Meinungsverschiedenheit unter Einsatz ihrer Pfeile blutig zu beenden.
    Maenalles Kundschafter waren überaus gründlich. Steile Hänge und ein schlüpfriger Halt störten sie so wenig wie wilde Ziegen. Erstaunlich schnell fand sich Lysaers eingekeilter Troß ohne Waffen und Fuhrwerke wieder. Zu Fuß mußten sie sich ihren Weg durch die tiefen Schluchten suchen, die sie zu der Furt über den Fluß Valendale führten. Verbitterung ersetzte nun die verlorene Habe. Und auch, wenn kein Mann zu Schaden gekommen war und Maenalles unvergleichliche Disziplin dafür gesorgt hatte, daß es, von spöttischen Bemerkungen und anerkennenden Pfiffen gegenüber der gnädigen Frau Talith abgesehen, keinerlei Übergriffe gegeben hatte, war niemand im Gefolge des Prinzen geneigt, diesen Überfall je zu vergeben.
    Die Wagenladungen an Gütern, die all die vielen Wegstunden von Atainia zurückgelegt hatten, waren nun zum Ausgangspunkt einer tödlichen Beleidigung geworden.
    Während die gnädige Frau Talith, Verlobte des Prinzen, auf dem einen Roß saß, das zu stehlen der Gastschwur den Barbaren verboten hatte, schritt Lysaer schweigend neben Lord Diegan des Weges. In den Stiefeln, die nicht zum Marschieren angefertigt worden waren, zog er sich auf dem unebenen Felsgestein schmerzhafte Blasen zu. Selbst daß er, als einziger Mann unter zweihundert erfahrenen Kämpfern, ein Schwert trug, schien ihn nicht übermäßig zu beunruhigen.
    Als schließlich dunkle Schatten die Klippen verschluckten und der Tag kobaltblauem Zwielicht wich, begann Diegan, ob des Schweigens zu zürnen. Sein besorgter Blick traf den des Prinzen, in dem jedoch unverhohlene Heiterkeit aufflackerte.
    Keineswegs in der passenden Stimmung für Scherze, wirbelte Diegan so hastig herum, daß ein Tannenzweig ihm heftig auf die Wange schlug. »Bei allen Dämonen und den Qualen von Sithaer, Hoheit, was um alles in der Welt geht in deinem Kopf vor?«
    »In deinem Samt stecken Tannennadeln«, teilte ihm Lysaer seine Beobachtung mit. Dann verzog er die Lippen zu einem befremdlichen, strahlenden Lächeln. »Vermißt du dein Pferd denn so sehr?«
    Verblüfft starrte ihn Avenors entwaffneter Heereskommandant an. Seine Sporen klirrten, als er gegen einen moosbewachsenen Felsbrocken trat, während er darum kämpfte, seine Würde in ausreichender Weise zurückzugewinnen, um den Prinzen, den der Lordgouverneur Etarras so großzügig für seine Dienste entlohnt hatte, mit finsterem

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