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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ihrer reichen Gönner geraubt und verführt hatte.
    Doch so genau er auch hinhörte, die Diskussionen folgten doch nur denselben Themen wie in anderen Städten des Südens, kaum daß sich Isaers Statthalter von dem unerfreulichen Schrecken erholt hatte, nun plötzlich wider Willen eben jenen Prinzen als seinen Gast behandeln zu müssen, den in Ketten zu legen er gerade erst seine Kopfjäger ausgesandt hatte. Neugierig, doch höflich, erkundigten sich die Gildeminister, ob Lysaer beabsichtigte, von Avenor aus die gleichen Feldzüge zu organisieren, die er in Etarra angeführt hatte; ob er eine Garnison aufbauen und mit der Liga der Kopfjäger verschmelzen wollte, um die Wildnis Tysans von den Barbaren zu befreien. Der Handel mit Camris, so klagten sie, litt unsäglich unter den Raubüberfällen in den Pässen des Thaldeingebirges.
    Mitfühlend und aufmerksam lauschte Lysaer ihrem Kummer. Als das Bankett schließlich zu Ende ging und edler Likör kredenzt wurde, gab Lysaer huldvoll seine Meinung bekannt. »Die Clans von Rathain sind von Etarra ausgemerzt worden, weil sie dem Mißbrauch durch den Herrn der Schatten anheimgefallen waren.« Er hatte die Stirn in Falten gelegt, und seine Haare glänzten ebenso wie seine Juwelen im Lampenschein, als er sich für einen Augenblick den beunruhigenden Erinnerungen hingab. »Eure Probleme in den Pässen von Orlan erfordern ein vorsichtiges Vorgehen.« Ohne jede Rücksicht auf die Furcht seiner Zuhörer, er könnte als s’Ilessid die Lehnstreue der Clans fordern und die städtischen Regierungen stürzen, sagte er ganz offen: »Wenn wir einen Weg finden können, ein Gemetzel zu verhindern, so würde ich diese Möglichkeit einem Krieg vorziehen.«
    Bedrohliche Stille senkte sich über den Raum.
    Feindseligkeit schlich sich mit unverhohlener Schärfe in die Blicke der Ratsherren, und als der Statthalter von Isaer einem Diener flüsternd Anweisungen gab, die dazu führten, daß Gardisten in voller Rüstung erschienen und die Tür blockierten, griff Lord Diegan vorsichtig nach dem Dolch, den er in seinem Ärmel verborgen gehalten hatte.
    Der Prinz schenkte all dem keinerlei Beachtung, sondern konzentrierte sich auf einen vergrämten Ratsherren, der bestürzt mit seiner Serviette wedelte. »Ihr könnt nicht ernsthaft vorschlagen, ein Abkommen mit den Clanblütigen zu treffen! Ath! Sie sind wie wilde Tiere, mit diesen Menschen kann man nicht vernünftig diskutieren.« Während der fette Diener des Statthalters sich zurückzog, ohne ihre Weinkelche nachgefüllt zu haben, fügte der Mann mit unverkennbarer Abscheu hinzu: »Von Maenalle s’Gannley heißt es, sie würde ungegerbte Tierhäute tragen.«
    Für einen Augenblick machte Lysaer einen milde verblüfften Eindruck. Dann raffte er sich auf und sagte nachsichtig: »Vergebt mir, ich kann diesen raschen Gedankensprüngen nicht folgen.« Unter dem Tisch umklammerte seine Hand Diegans Arm und hielt das Messer in seiner Scheide fest. »Was würde uns ein bewaffneter Feldzug einbringen? Würden wir nicht lediglich die Clans von Tysan dazu treiben, sich in ihrem Groll mit ihren Brüdern in Rathain zu verbünden? Nein, es ist viel zu gefährlich, ihr Blut zu vergießen, und Arithon s’Ffalenn ist ein gefährlicher und gerissener Widersacher, dem Verbündete in die Hände zu treiben wir nicht riskieren dürfen. Vor allem aber würde ich es nie wagen, sein Interesse auf Euer Land zu ziehen und so Eure Städte einer überaus ernsten Bedrohung auszusetzen.«
    Als hätte das Gespräch gar keinen anderen Verlauf nehmen können, hatte Lysaer geschickt Schatten und Zauberei in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt; Lord Diegan erzählte voller Leidenschaft von dem grauenhaften Gemetzel am Ufer des Tal Quorin, als die stolze Garnison von Etarra in einer ganzen Reihe hinterhältiger Fallen grausam gemeuchelt worden war.
    Die Erzählung reichte vollkommen aus, ihm kalten Schweiß aus den Poren zu treiben. Deshirs Clanblütige waren immer schon Mörder gewesen; verbündet mit Arithon s’Ffalenn und seiner dämonischen Magie, waren sie zu einer Bedrohung für das zivilisierte Rathain geworden, die aufzuhalten seinen Mannen nur knapp gelungen war. Sein Besteck mit den Händen fest umklammert, sprach Lord Diegan, als würden seine Ohren noch immer von dem Donnern der Fluten des Tal Quorin und den Schreien der Männer, die von den Wassermassen mitgerissen worden waren, dröhnen. Eingesunken in alptraumhafte Erinnerungen hörte er den Aufprall der

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