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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zerren des zarten Gewebes der Energien, die sich noch immer zu dem verweilenden Tanz paravianischer Mysterien ihren Weg durch die Luft und das Land bahnten.
    So lange schon hatte Sethvir seine magischen Sinne mit den donnernden Chorus der Lebenskräfte der ganzen Welt verwoben, daß das Muster seiner Gedanken sich den Aspekten des Steines angeglichen hatte, während er nur mehr dürftig in der Gegenwart seines Seins verankert blieb.
    Als irgendwann das Pochen eines Schwertknaufes an dem Fallgitter, neun Stockwerke tiefer, durch das Innere seines Heiligtums hallte, kannte Sethvir längst Namen und Ansinnen des Kuriers; von beidem hatte er bereits gewußt, als die Dienerin Tysans ihren Reiter zu seinem Turm ausgesandt hatte.
    Umgeben von der Düsternis des zu Ende gehenden Tages, beendete der Hüter des Althainturmes seine handschriftlichen Aufzeichnung. Er bückte sich, um seine Schreibfeder in den lauwarmen Überresten in seiner Teetasse auszuwaschen, ehe er aus fahltürkisfarbenen Augen aufblickte, die so nichtssagend wie der Himmel schienen. Tatsächlich aber folgten sie einer ruhelosen Prüfung der Verbindungen der Ereignisse des Augenblicks und ihrer Auswirkungen auf die Zukunft.
    Unter ihm übertönte das Hämmern des Mannes mit dem Schwert den kristallinen Ruf ersten Sternenlichtes. Für Sethvirs Ohren erzählte der metallische Klang von Schmiedefeuern, Erzen und Jahrhunderten unaufhörlichen Blutvergießens. »Ich komme«, grummelte er in einem Tonfall, der an das scharfe Knarren alter Türangeln erinnerte. Als er sich erhob, sanken Staub und Papierfetzen auf den Boden nieder, der schon über und über mit abgenutzten Schreibfedern und den verstreuten Korken der Tintenfässer bedeckt war. Der Zauberer nieste und blickte zu Boden, als würde ihm das verblichene Gewebe des Teppichs ein unerwartetes Vergnügen bereiten. Dann stapfte er in seinen übergroßen Fellpantoffeln zum Fenster, das bereits seit Tagen unverriegelt war und stetig in dem rauhen Nordwind klapperte, der von der Wüste herüberwehte.
    Die Befestigungsanlagen des Althainturmes waren aus massivem, grauem Granit gefertigt, und nur der Teppich grüner Flechten milderte den rauhen Eindruck der schweren Steinblöcke, die in zwingender Not aufgebaut worden waren. Sethvir stützte sich mit verschränkten Armen auf die Fensterbank und nahm geistesabwesend ein Loch zur Kenntnis, das gefräßige Motten in seinem Ärmel hinterlassen hatten, ehe er sich hinauslehnte und hinabblickte.
    »Ich bin gewiß nicht taub«, tadelte er wohlwollend.
    Unter ihm, aus der Entfernung so klein wie eine Ameise, stand ein Mann in der ungefärbten Lederkleidung der Clanblütigen, die Zügel eines struppigen Ponys, das den Schweif keck erhoben hielt, in der Armbeuge. Der eben noch energisch arbeitende Oberkörper zuckte und hielt inne. Schüchtern blickte der Besucher vor dem verschlossenen Tor des Althainturmes auf und beeilte sich, sein Schwert wieder in der Scheide zu verstauen. Während der Nachhall seines Pochens zu einem leisen Poltern und schließlich einem Flüstern verhallte, rief er: »Ich bitte um Vergebung, seid Ihr Sethvir von Althain?«
    Scharf hob sich der weiße Haarschopf des Zauberers gegen das Dämmerlicht ab, und er grinste wie ein Kobold. »Deine Clanführerin wünscht, daß ich Arithon, dem Prinzen von Rathain, eine Nachricht übermittle. Nein, sprich nicht. Ich kenne ihren Inhalt. Wie kommt Ihr darauf, daß ich sie weiterleite?«
    Sichtlich verwirrt entgegnete Maenalles Kurier: »Der Caithdein von Tysan bittet Euch. Sie sagt, Ihr wäret die einzige Seele in ganz Athera, die wissen wird, wo der Herr der Schatten zu finden ist.«
    Sethvir fuhr sich mit tintenverschmierten Fingern durch den Bart. Für einen Augenblick schien es, als hätte er sich selbst ebenso wie den bangen Abgesandten unten am Tor vollkommen vergessen. Sein Blick umfaßte den dunkler werdenden Himmelsbogen, als könnte er in den eisigen weißen Federwolken die Antworten auf ungeschriebene Rätsel lesen.
    Voller Ehrfurcht gegenüber dem großen Magier wartete der Kurier, während sein Pony den Kopf senkte und sich an dem Gras gütlich tat, das wild auf der Schwelle des Turmes wuchs.
    Alsbald sagte der Zauberer: »Ich werde die Botschaft der gnädigen Frau Maenalle einer Nachricht hinzufügen, die an Arithon s’Ffalenn gerichtet ist. Aber sage ihr, daß ihm das Schriftstück erst zu einem Zeitpunkt übergegeben wird, den ich bestimmen werde.«
    Erleichtert entspannte sich der Kurier ein

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