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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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sie aus ihrer aufrechten Haltung inmitten unzähliger spitzebesetzter Kissen aus zusammengekniffenen Augen anstarrte.
    »Wir wissen, wie er gestorben ist«, machte des Meisterbarden einstige Gattin mit zitternder Stimme, doch voller Schärfe rude den Anfang. »Wir hörten, er habe gelebt wie ein Taugenichts, sei ständig mit einem Karren von Stadt zu Stadt gereist.«
    Während er sich respektvoll verneigte, brachte Arithon sogar noch ein Lächeln zustande. »Gnädige Frau Deartha«, grüßte er die Dame des Hauses formell. »Ich wurde als Hallirons Vermächtnis zu Euch gesandt. Habe ich Eure Erlaubnis?«
    Die Alte wedelte mit einer Klauenhand. »Musik war es, wonach es ihn verlangte. Das war es, was ihn uns genommen hat.« Ihre Lippen verzogen sich zu einer Reihe farbloser Falten. »Ich bezweifle sehr, daß sein Bett all die Jahre leer geblieben ist.«
    Voller Unbehagen, angesichts des bösen Blickes der alten Dame, sah sich Jinesse vergeblich nach einer Sitzgelegenheit um.
    Der einzige Stuhl dieses Schlafgemachs barg bereits den kantigen Leib der Tochter, womit lediglich noch ein Fußschemel für Arithon blieb.
    Er nahm ihn klaglos an. Seine ungeschmückten Hände taten keine überflüssige Bewegung, während er die Schnur abstreifte und die Lyranthe aus ihrer Hülle befreite.
    Jinesse entdeckte eine Ecke neben einer Kleidertruhe, in die sie sich unauffällig zurückziehen konnte, während die Tochter unduldsam mit dem Fuß auf den Boden klopfte.
    Die alte Dame schneuzte sich mit kühler Geduld, als Arithon die Saiten stimmte.
    »Wir haben kein Interesse an Balladen, solltet Ihr wissen«, sagte die Tochter so feindselig wie zornig.
    Eine letzte Harmonie durchdrang den Raum und verstummte abrupt, als Arithon seine Hand auf die Saiten legte. Sein Blick glitt über die invalide Frau im Bett und maß sodann das vorgereckte Kinn ihrer Tochter. Der Schmerz der Frauen schien ihn herauszufordern, als er sagte: »Meine Damen, laßt uns doch sehen, ob Ihr auch kein Interesse an Bedauern habt.« Für einen weiteren unendlichen Augenblick ruhte sein Blick auf den Frauen. Dann legte er die Finger an die Bunde und die Saiten und erfüllte die bedrückende Stille mit einer Melodie. Ein Takt und noch einer; schon nahm die Leidenschaft seines Spiels die Luft selbst gefangen, ehe sie zu einem Aufschrei verschmolz. Noten wirbelten gleich Laub auf stürmischen Winden durch den Raum, vereinten sich zu Kaskaden, die das Herz mit einem Gefühl tiefsten Bedauerns erfüllten. Die Musik, die unter Arithons Händen zum Leben erwachte, bat nicht um Vergebung für ein verlassenes Zuhause, eine verlassene Familie, sondern appellierte an das Verständnis der Hinterbliebenen, zeigte sich ihnen in einer Schönheit, zu ungehemmt, zu gewaltig, zu inspiriert, von einem Versprechen gefesselt zu werden.
    Völlig in sein Spiel versunken saß Arithon mit geneigtem Kopf auf dem Schemel.
    Als er die Stimme zum Gesang erhob, sah er nicht, wie die alte Dame die Hände an die Wangen legte, um die Tränen fortzuwischen. Nur Jinesse, selbst halbwegs gelähmt von seinem Zauber, sah, wie die Maske gleichgültiger Aggression vom Gesicht der Tochter verschwand. Zusammengekauert saß die Frau auf ihrem Stuhl, als Ablehnung und Zorn eines ganzen Lebens sich lösten, um der unbeantworteten Qual Raum zu geben, die die Sehnsucht eines vaterlosen Kindes hervorgetrieben hatte.
    Die offenen, fragenden und doch brennenden Klänge brachten den Ehemann und Vater zurück, nicht so, wie seine Familie ihn sich gewünscht hatte, sondern so, wie er gelebt hatte, dargestellt in all seiner lebendigen Unvollkommenheit und seiner unendlichen Kraft. Dies war kein Lobgesang, wie Arithon ihn in Jaelot für Halliron vorgetragen hatte, sondern, in den ungezähmten Worten und Harmonien aus des Barden eigener Feder, eine Erklärung für all die sterblichen Jahre des Lebens und Liebens, die im ganzen Land, weit von seinem Herd entfernt, zu teilen, der Ruf seines meisterlichen Spiels ihm abverlangt hatte.
    Als die letzte Strophe gesungen war, der letzte Akkord langsam verhallte, hatte die alte Dame ihre Tränen getrocknet. Ihre Hände lagen entspannt auf der Tagesdecke, während der junge Musiker, der als Gesandter eines Toten gekommen war, seine Lyranthe gänzlich zum Verstummen brachte und aufsah. Schwebend, in aller Stille, wartete Arithon, bis sie bereit war zu sprechen.
    »Mein Ehemann hat Euch unterrichtet.« Besänftigt, nicht länger tadelnd, erklang ihre Stimme. »Hat er erwähnt, daß

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