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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Avenor eintreffen, was auch immer mich deine Dienste kosten mögen …«
     
    In einem Hafenbordell, ein Stockwerk über einem Gastraum, in dem ein Meisterbarde seine Lyranthe spielt, regt sich Dakar aus seiner trunkenen Bewußtlosigkeit, durch eine drohende Vision von Übelkeit erfaßt; während die Hure, die das Bett mit ihm teilt, seinen Krampfanfall mit Kichern quittiert, brüllt er warnende Worte über den Geist eines körperlosen Zauberers, der unterwegs ist, eine verzweifelte Mission zu erfüllen, und seine Schreie schrecken Sethvir von Althain in seinem Turm auf …
     
    Getrieben von den letzten winterlichen Sturmböen jagt die Schmugglerbrigg mit Namen Schwarzer Drache in der Minderlstraße über die von weißer Gischt gekrönten Wogen, und auf dem Achterdeck, neben ihrem weiblichen Kapitän, steht Jieret, der Herzog des Nordens, voller Ungeduld, überbringt er eine Botschaft von größter Dringlichkeit, deren Empfänger ein hochherrschaftlicher Prinz ist, den er seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hat …

 
3
ENTHÜLLUNG
     
    Die Handelsbrigg, die Major Pesquil in Narms nicht ohne Androhung von Gewalt geheuert hatte, erreichte mit ihrer Ladung aus Kristall und Eisenerz, edlen südländischen Weinen und gefärbtem Tuch sicher den Hafen von Miralt. Schmutziges Eis bedeckte ihre Takelage. Während des Winters würde die Brigg in Miralt bleiben, die von Stürmen zerfetzten Segel würden ersetzt werden, ehe sie, beladen mit Pelzen und Robbenfett in der milderen Frühlingsluft zurücksegeln würde, was ihr auch für den Rückweg reichen Profit einbringen würde.
    Für den Anführer der Kopfjäger und seinen Trupp harter Männer waren die Zukunftsaussichten weniger rosig. Mitten im Winter die Ebene von Karmak zu durchqueren, hieß, eine beschwerliche und anstrengende Reise anzutreten. An den Straßen im Landesinneren gab es nur wenige Gasthäuser, und die Bauern und Dorfbewohner, die Zimmer an Reisende vermieteten, pflegten ihrem Gewerbe nur während der wärmeren Jahreszeit nachzugehen, wenn regelmäßig Wagenzüge das Land bereisten. In den kalten Monaten wurden hingegen die Gästebetten abgezogen und hinter verschlossenen Läden verstaut, wo die Matratzen den Mäusen eine behagliche Zuflucht boten. Wenn die Straßen erst unter Schneeverwehungen und Eis begraben und der Handelsreiseverkehr zum Erliegen gekommen war, stiegen die Preise für die Verpflegung Reisender ins Unermeßliche. Die Vorräte der Ortsansässigen konnten vor dem Frühjahr nicht wieder aufgefüllt werden, und da die Stürme, die aus dem Golf herüberzogen, jede Vorhersage über das Einsetzen von Tauwetter zu einem reinen Ratespiel werden ließen, trennten sich die Menschen nur ungern von ihrem Hab und Gut.
    Nicht lange, und die mobile bewaffnete Einheit aus Etarra lernte, das Heulen der Winde und den herniederpeitschenden, eisigen Schnee zu hassen, der sich in jeder Falte ihrer Kleider festsetzte. Helme über wollenen Tüchern vibrierten unter Graupelschauern. Bitter und lang waren die Nächte, die sie ohne Zuflucht unter dem frostigen Sternenhimmel verbrachten, während das Heulen der Wölfe von den eingeschneiten Bergen herabhallte und die Pferde schnaubend und voller Angst an ihren Pfosten rütteln ließ.
    Das erste, wonach es Major Pesquil gelüstete, als sie endlich die Stadt Erdane an der großen Straßenkreuzung erreichten, war das Bad, auf das er seit ihrer Ankunft in Miralt hatte verzichten müssen. Als Offizier einer Kopfjägerliga genoß er das Privileg, eine Unterkunft zum halben Preis mieten zu können; als Verbündeter Lysaers und anerkannter Angehöriger der Garnison von Etarra, gab sich der Statthalter von Erdane großzügig und bot ihm eine untergeordnete Gästesuite in seinem Palast an.
    Die Kundschafter erhielten Unterschlupf in den Baracken und ausreichend Silber, um sich im mauernahen Stadtbezirk zu vergnügen.
    Wonnig in einer Messingwanne mit heißem Wasser und Seife versunken, das von Bartstoppeln verunzierte Gesicht von sich kräuselndem, weißem Dampf umwogt, legte Pesquil eine sehnige Hand auf sein Knie; mit der anderen streifte er graue Hautfetzen, die der Frost von seinen Füßen genagt hatte, zwischen den gespreizten Zehen ab. Seine schlickfarbenen Augen waren geschlossen, als von der Tür ein sanftes Pochen ertönte. Da er den Diener mit einem Rasiermesser erwartete, rief er ihm mit einer Stimme, so rauh wie die Feile eines Messerschmieds, zu, er möge eintreten.
    Statt des livrierten Bediensteten hörte er

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