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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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er eben diese Weise an dem Tag gespielt hat, an dem er uns verlassen hat? Er hatte sie aber damals nicht in Eurem Stil vorgetragen.«
    Ausgeforscht und dennoch ruhig, faltete Arithon seine schmalen Hände über den Saiten der Lyranthe. »Noten und Worte sind, wie Halliron sie niedergeschrieben hat, doch durch sein gestrenges Vermächtnis war ich gefordert, sie auf meine eigene Weise zu spielen.«
    Die Tochter hatte in ihrem Schlupfwinkel beinahe vergessen zu atmen. Die Mutter, zu plötzlich mit dem Feingefühl eines Meisterbarden konfrontiert, der die Macht hatte, ihr eine Veränderung aufzuerlegen, wandte beschämt den Blick ab. »Mein Ehemann hat Euch unterrichtet«, murmelte sie. »Ihr, nicht seine Familie, seid sein Erbe.«
    Bedrückt, wie von Sorge gebeugt, sagte Arithon: »Seine Wahl fiel auf mich, das nächste Glied in einer Kette zu sein, die bis in Elshians Zeit zurückreicht. Ich entschloß mich, zu offenbaren, was Halliron mir vermacht hat. Die Wahrheit ist, daß dies das einzige ist, was ich Euch erzählen kann.« Sein Blick, stetig auf den abgewandten Kopf der Alten gerichtet, schwankte nicht, obgleich Schwermut den Raum erfüllte, dessen verschlossene Musselinvorhänge den Geruch starker Medikamente bargen.
    In einer Atmosphäre, undurchdringlich genug, einem Menschen den Atem zu rauben, sammelte Arithon sich, um zum Ende zu kommen. »Ihr sollt wissen, daß Euer Gatte auf dem Weg gen Süden war, um seinen Lebensabend mit Euch gemeinsam zu verbringen. Nur weil ich mich einer Verpflichtung unterworfen habe, wurde er aufgehalten. Klagt also mich an, doch nicht ihn. Es ist meine Schuld, daß er fern von Euch hat sterben müssen.«
    »Der Bruderschaftszauberer, der seine Asche gebracht hat, hat sehr nachdrücklich etwas anderes behauptet.« Die alte Dame hob eine Hand von der engen Verschnürung ihres Nachtgewandes. »Er sagte, Prinz, daß Euch kein Vorwurf gemacht werden dürfe, doch mein Herz wird nicht heilen, nur um der Ausreden eines Zauberers willen. Eure Schuld zu begleichen, erbitte ich eine Gunst. Da mein Ehemann weit von zu Hause gestorben ist, bitte ich Euch, für den Rest der Saison in der Stadt zu bleiben und für die Menschen zu spielen. Als Halliron seine Meisterwürde erlangt hatte, ist er nicht mehr zurückgekehrt. Die Menschen in Innish sollten ebenfalls eine Chance erhalten, von den Früchten zu kosten, die er durch Eure Gaben hat ernten dürfen.«
    »Mutter, das ist nicht fair«, mischte sich die Tochter ein, doch Arithon winkte ihr zu, zu schweigen.
    Still abwartend betrachtete Jinesse den Barden, und in ihrem Innersten flehte sie ihn an, abzulehnen. Die stille Zurückgezogenheit, für die er Merior erwählt hatte, diente einem Zweck, war möglicherweise der Schlüssel zu seinem Überleben, angesichts der Bedrohung durch die Armeen des Nordens.
    Er war der Teir’s’Ffalenn, von königlichem Blute, und er sollte für keine Seele in ganz Shand die Verantwortung tragen müssen.
    Nie hatte der Herr der Schatten mehr von seinem inneren Selbst preisgegeben, als in diesem Augenblick, als er sich voller Mitgefühl erhob und vor der alten Dame verbeugte.
    Mit Worten, in denen keine Spur der Ungeduld anklang, beantwortete er die vergeltungssüchtige Bitte von Hallirons alleingelassener Witwe.
    »Ich werde in den Tavernen von Innish spielen und froh darum sein. Aber nur unter der Bedingung, daß Ihr und Eure Tochter Euch einverstanden erklärt, bei jedem meiner Auftritte zugegen zu sein.«
    Allzu schmerzhaft schwirrte auf dem Rückweg zum Hafen, wo eine Kabine auf einem zuverlässigen Schiff gemietet werden sollte, sie und ihre Zwillinge nach Merior zurückzubringen, wieder und wieder die Ironie des Geschehens durch ihre Gedanken. Hätte Arithon auch nur einen Deut weniger brillant gespielt, so hätte die alte Vettel ihn gewiß zurückgewiesen.

 
Reisen und Visionen
     
    Ein Wintersturm jagt unangenehme Winde durch einen Gastraum in Narms, als Major Pesquil einen Geldbeutel auf dem Tisch entleert und die Argumente des zurückschreckenden Kapitäns eines Handelsschiffes niederbrüllt: »Ihr werdet den verdammten Kahn für eine Nordpassage unter Segel setzen. Die Botschaft, die ich zu überbringen habe, ist wichtig, und ich werde gewiß nicht faul hier herumsitzen. Es ist besser, in irgendeiner finsteren Bucht vom Eis aufgehalten zu werden, als den wegelagernden Barbaren Maenalles im Thaldeingebirge in die Hände zu laufen. Ich werde gen Norden nach Camris segeln und im Frühjahr bereits in

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