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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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jedoch raschelnde Damaszenerseide, während aus der Luft ein schwerer Hauch von Parfüm auf ihn einstürzte, den ein unterdrücktes Kichern begleitete.
    Mehrere Damen drangen in seinen Raum ein, doch waren es keine stark geschminkten, schamlosen Flittchen, wie er sie gern nach einem zermürbenden Feldzug aufzusuchen pflegte, sondern junge Frauen von untadeliger Herkunft. Diese Damen hatten eine zarte Haut, zierliche, perlengeschmückte Knöchel und Füße, die in glaceledernen Schühchen verschwanden. Ihr Haar trugen sie mit Nadeln zu Turmfrisuren hochgesteckt oder in zierliche Löckchen geformt die zart ihre Gesichter umrahmten, und an den Bändern ihrer edlen Kleider aus feinsten Stoffen glitzerten Juwelen wie glasierte Früchte in einem Festtagskuchen.
    Die beiden mit dem dunklen Haar und Wangen, zart wie Aprikosen, waren in der Tat des Statthalters verhätschelte Töchterlein. Doch an der Seite der Dame mit dem lohbraunen Schopf, die den Troß anführte, hätten sie ebensogut nur Dienerinnen sein können. Mit ihrer Hermelinstola, der golddurchwirkten Spitze, eingehüllt in perlenbestickte Seide und zartes Goldgewebe, veredelt mit meerwasserblauen Aquamarinen, war die dritte Frau mit dem alabasterfarbenen Teint und den langen Wimpern, schwarz wie die tiefste Nacht, von überwältigender Schönheit. Selbst ohne ihre edlen Kleider und den formidablen Schnitt, schien Ath, der Schöpfer, sie dazu geschaffen zu haben, einem jeden Mann den Atem stocken zu lassen.
    Bis hinab zu seiner Halsfalte, überzog die Schamesröte sein Gesicht, und Pesquil streckte rasch seine Unterschenkel aus, so daß sie unter der Wasseroberfläche den Blicken entschwanden. Das feuchte, lederne Scharren seines Hinterteils entlockte der Messingwanne ein Geräusch, das an ein Horn erinnerte, während Seifenschaum und Wasser über den Rand schwappten. Wie ein Embryo inmitten der ausgeflossenen Masse eines zerschlagenen Eis lag er zusammengekauert inmitten einer Lache, die glänzend den Boden benetzte.
    Häßlich war er, doch besessen von eiserner Selbstbeherrschung, und so hielt er stand, wie es ein Wolf tun mochte, angenagt von einer Horde mordlüsterner Bulldoggen.
    »Major Pesquil«, begann die gnädige Frau Talith, Verlobte und zukünftige Gemahlin des Prinzen Lysaer s’Ilessid. »Ich hege großen Zweifel daran, daß Ihr den ganzen Kontinent überquert habt, nur um die Gastfreundschaft Erdanes zu genießen. Da die Saison für Barbarenskalps erst im Frühjahr beginnt, nehme ich an, Ihr bringt Neuigkeiten über den Herrn der Schatten?«
    Draußen vor dem Fenster verdeckten graue Wolken den Himmel. Ein Wachmann rief, und ein Signal verkündete den Wachwechsel. Jenseits der offenen Tür erklang die laute, schrille Stimme einer Frau, die ein Kind wegen seiner nassen Füße tadelte.
    Talith umging die Wasserpfütze, wählte einen schweren, brokatgepolsterten Stuhl, und schob ihn quer durch den Raum zu dem Schrank, in dem der Major seine Kleider verwahrte. Dort setzte sie sich, während die ältere der Töchter des Statthalters kichernd einen Schlüsselring an einer Kette zu Tage förderte, sich umdrehte und die Tür verschloß. Ihre jüngere Schwester trat an den Kamin. Mädchenhafte Röte überzog ihre Wangen, als sie sich mit einem fragenden Blick Gewißheit über die Richtigkeit ihres Tuns verschaffte, ehe sie die Handtücher ergriff, die dort zum Erwärmen aufgehängt waren.
    »Ich habe nicht um einen Badehelfer gebeten«, sagte Pesquil in einem Ton, der dem Knirschen eines Kettenhemdes nicht unähnlich war.
    Talith faltete ihre zarten Hände in ihrem Schoß. Unverwandt blickte sie ihn an, und um ihre Lippen spielte ein Lächeln, honigsüß und giftig. »Ihr werdet sogar zwei bekommen, falls es ihnen gelingt, das Schloß aufzubrechen und aus der Wäschekammer zu entkommen, in der wir sie eingesperrt haben. Ich nehme an, irgendein Lakai wird ihren Lärm früher oder später erhören und sie freilassen. Das Gerede wird ausgesprochen interessante Ausmaße annehmen, wenn der Hausdiener des Statthalters erst herausgefunden hat, daß wir alle hier sind und es uns mit seinem gemeinen Gast gemütlich gemacht haben. Ist Euer Schweigen den Zorn Eures Gastgebers wert?«
    Eine Sehne in Pesquils hohlwangigem Gesicht zuckte. Er machte sich nur wenige Illusionen; sein meistgehüteter Stolz war sein Stand, den er durch Kompetenz und Tatkraft errungen hatte, nicht durch den Zufall hochwohlgeborener Herkunft. Die gnädige Frau Talith war Etarranerin, und die

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