Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
Lordkommandant seines Heeres war, verlieren. Diegans tiefe Hingabe an den Kampf gegen den Herrn der Schatten mußte zu einem untragbaren Konflikt führen, würde seine Schwester als Opfer des Krieges im Stich gelassen werden.
Für einen Augenblick schloß Lysaer die Augen, bekümmert wegen der Schwäche, die ihn Bande hatten schmieden lassen, welche ihn verwundbar machten. Für alle Zeiten würde sein Feind aus dem Geschlecht derer zu s’Ffalenn nur darauf warten, seinen Vorteil aus diesem emotionalen Band zu ziehen.
Irgendwie gelang es dem Prinzen, in ruhigem Tonfall zu antworten. »Ich gebe Euch mein Wort. Wir werden keine feindseligen Handlungen gegen den Herrn der Schatten einleiten, bis die gnädige Frau Talith wieder frei ist. Doch könnt Ihr Eurem Piratenschützling etwas von mir ausrichten.« Mit einem gefährlichen Glitzern in den blauen Augen, stellte Lysaer sein Ultimatum: »Sagt ihm, ich werde ihn auf das letzte Kupferstück für alles bezahlen lassen, was er meiner Gemahlin angetan hat.«
»Das ist meiner unwürdig«, entgegnete Kharadmon, und in seiner Stimme klang ein warnender Unterton an. »Für die Belange Eurer persönlichen Fehde mögt Ihr einen eigenen Kurier entsenden. Sobald das Lösegeld bereitsteht, wird die Übergabe am Hofe König Eldirs in Havish erfolgen. Die Bruderschaft selbst wird über die Einhaltung des Friedens wachen. Und ich rate Euch, dafür zu sorgen, daß Eure Führung und Euer Wort sich als Eurer Ahnen würdig erweist.«
In einem Wirbelwind kalter Luft löste sich Kharadmons Bild auf wie eine Kerzenflamme in einem eisigen Luftzug, als der Zauberer entschwand.
Allein in der nächtlichen Einsamkeit seines Schlafgemachs zurückgelassen, getroffen von einem tiefen Schmerz, dem kein Ventil außer ziellosem Zorn gewährt war, stieß sich Lysaer vom Kleiderschrank ab.
Er packte den zierlichen Bambusstuhl und schleuderte ihn mit einer Wut, die er nun nicht länger im Zaum zu halten gedachte, durch den Raum. Das Möbelstück prallte gegen die Tür zum Korridor und zerbrach in viele Stücke.
Lysaer wartete. Jeden Atemzug mußte er seiner angespannten Brust abringen. Von Eiseskälte erfaßt, zählte er die Sekunden. Als sich seine Leibwächter vor der Tür nicht rührten, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, brach er in zorniges Gebrüll aus und forderte die Männer auf, sofort hereinzukommen.
Solchermaßen verspätet öffnete sich die Tür, und zwei Männer in Kettenhemden stellten sich der Inspektion durch ihren Oberbefehlshaber. Ihr Blinzeln verriet nur allzu deutlich, daß sie geschlafen hatten. Da aber Lysaer sie nicht für einen Makel strafen wollte, der vermutlich von Kharadmon gegen ihren Willen und Diensteifer herbeigeführt worden war, riß er sich zusammen und teilte die beiden Männer zu einem Botengang ein, als wären sie Pagenjungen. »Geht und holt mir Lordkommandant Diegan. Es ist mir egal, ob er gerade einer Hure beiwohnt. Zerrt ihn ganz einfach hierher und sagt seinem Kammerdiener, er möge ihm anständige Kleider bringen.«
Allein in seinem Bett aufgescheucht und keineswegs erfreut über die nächtliche Störung, fand sich Lord Diegan, kaum daß er die königliche Schwelle übertreten hatte, im Mittelpunkt beißender Maßregelungen wieder.
»Welcher deiner Offiziere würde es wagen, meiner Gemahlin zu gestatten, die Sicherheit Avenors zu verlassen? Sie ist das wertvollste Juwel des ganzen Königreiches, und trotzdem konnte sie sich mit einer unfähigen Eskorte auf einem gewöhnlichen Handelsschiff einschiffen! Noch dazu eines, dessen Vorsichtsmaßnahmen selbst von dem schlampigsten Kapitän in den Schatten gestellt würden. Suche die Männer, die dafür verantwortlich sind. Für diese jämmerliche Fehlleistung sollen sie öffentlich geprügelt und entehrt werden!«
Nur die überhängenden Enden seines hastig übergeworfenen Hemdes bewahrten Diegan vor neugierigen Blicken auf seine unverschnürte Hose, während er hinter seinen Bartstoppeln mit den Zähnen knirschte. Er war Etarraner genug, bei Sinnen zu bleiben, selbst wenn dieser Ausbruch bedeuten sollte, daß Talith entführt worden war. »Ich werde niemanden verprügeln, ehe ich nicht mit meiner Schwester gesprochen habe.«
Lysaer schritt auf dem Teppich auf und ab, und seine Augen sprühten Funken wie Feuersteine. »Wie kannst du es wagen, mir zu widersprechen? Sie ist in Arithons Gewalt. Was auf Athera könnte schlimmer sein als das?«
Lord Diegan atmete lange und qualvoll ein, doch nicht etwa, um den
Weitere Kostenlose Bücher