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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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das Wissen, das er sich im Dienste des Herrn der Schatten erworben hatte. Von all den fehlgeschlagenen Schmeicheleien erschöpft, mangelte es Dakar an Nervenkraft, direkt zu fragen. Die Prinzessin selbst jedoch war jenseits seiner Reichweite, und nun, da seine einst so naßforsche Art einer neugewonnenen Weisheit gewichen war, wußte Dakar ganz genau, wann es besser war, sich nicht in Arithons Angelegenheiten einzumischen.
    Untätig, elendig, gar apathisch, blieb die gnädige Frau Talith, umsorgt allein durch die jämmerliche Aufwartung ihrer Magd, in ihrer Koje. Tag und Nacht waren die Vorhänge vor dem großen Heckfenster dicht geschlossen, bis sogar die Matrosen mürrisch forderten, das Lampenöl zu rationieren, das ihr Gast im Übermaß verbrauchte.
    Arithon brachte sämtliche Klagen zum Verstummen, bestand doch seine Antwort beständig aus harter Arbeit und Disziplin.
    Die energiegeladenen Schritte auf Deck und das schrille Kreischen der Winden großer Armbrüste ließen für Talith keinen Zweifel daran, daß die Männer an Bord der Khetienn sich auf etwas vorbereiteten. Nicht ein einziges Mal hatte Arithon sie gestört – oder sich die Mühe gemacht, sie aufzusuchen, um sich nach ihrem Wohl zu erkundigen. Während der vierwöchigen Seereise hatten seine Matrosen eine überragende, gefährliche Disziplin errungen und ihren Respekt vor dem Temperament ihres Kapitäns aufgefrischt. Während die Tage unverändert dahinzogen, bot nur das wechselhafte Wetter eine Abwechslung von dem Trott. Eine steife Brise trug Regen herbei, doch noch war es zu kalt für die Stürme, die sich während des Sommers über dem Meer zusammenzubrauen pflegten.
    An dem Morgen, an dem die Khetienn sich dem Land auf der Suche nach einem Ankerplatz näherte, schimmerte der östliche Horizont gülden und rosarot wie eine Muschelschale. Die Felsenklippen, die den kurvenreichen, engen Kanal säumten, ragten im morgendlichen Nebel bedrohlich über die Masten hinaus. Rötlich schimmerten die Reflexionen des Segeltuchs im Kielwasser des Schiffes. Niemand dachte daran, die Prinzessin über die bevorstehende Landung zu informieren. Der Geruch der Wildkräuter, die der ständigen Brandung an den Felsen trotzten, war ihr Hinweis genug, sich aus dem Bett zu erheben und ihre Magd herbeizurufen, auf daß sie ihr beim Kämmen helfe. Etarranisch bis ins Herz, erzürnt bis hin zu eisiger Boshaftigkeit, warf sie sich in den prachtvollen Putz ihrer beeindruckendsten höfischen Samtgewänder. Niemand sollte ihren hochgestellten Rang übersehen können. Neben der Pracht ihrer standesgemäßen Juwelen und ihrer edlen Kleider würde der Halbbruder ihres Gemahls wie ein überheblicher Matrosenrüpel aussehen.
    Talith wartete mit ihrem Auftritt, bis sie das Klirren der Ankerketten vernahm. Sodann rauschte sie aus der Kabine hinaus, fest davon überzeugt, sie würde auf Deck ihren Widersacher mit Teerrändern unter den kurzgeschnittenen Fingernägeln antreffen, während er damit beschäftigt war, seine Männer in die Takelage zu scheuchen.
    Statt dessen erwartete er sie bereits an der Kajütstreppe, gekleidet in ein tadelloses grünes Seidenwams und ein Hemd aus feingeplättetem Batist. Das schwarze Haar, das er während der Reise stets wie ein Seemann zurückgebunden hatte, war frisch geschnitten, die Hände manikürt, und ein strahlendes Lächeln prangte wie zum Hohn auf seinen braungebrannten Zügen.
    Diese Enttäuschung war wenig geeignet, Taliths trübe Stimmung aufzuhellen. Sie verkroch sich in den Schatten und schluckte in aller Stille einen öffentlichen Wutausbruch hinunter, der sich eher für ein altes Fischweib geziemt hätte. Es gab noch mehr Wege, einen Mann in seinem Stolz zu treffen, und keinem lebenden Mann war es je gelungen, in einem Gefecht mit ihr das letzte Wort zu behalten. Im Kampf gegen diesen einen würde sie ihre Krallen ausfahren müssen.
    »Ihr habt Fliederwasser aufgelegt«, stellte Arithon fest, aufs Äußerste amüsiert von ihrem feindseligen Schweigen. »Mein Steuermann ist schon den ganzen Morgen deswegen nervös. Er sagte, seine zweitliebste Gespielin würde diesen Duft ebenfalls bevorzugen. Und drei Matrosen haben eine Monatsheuer verloren, während sie darum gewürfelt haben, wer von ihnen zuerst einen Blick durch die Luke auf dem Achterdeck werfen dürfte.«
    Talith ergriff den dargebotenen Arm, als berührte sie eine Schlange, doch sie war weit zu gewandt, seine Worte spontan zu kontern. Kein Matrose hatte sie beobachtet, und

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