Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
niemand wußte das besser als Arithon selbst; anderenfalls hätte es sich kaum gelohnt, das Unterhemd ihrer Magd vermodern zu lassen, das sie benutzt hatte, die Lücken in dem Gitter über der Luke zu verschließen.
    Während sie sich ins Tageslicht hinausgeleiten ließ, studierte ihr Entführer ihre Rüstung aus Juwelen und Samt, und ein boshaftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Meine Liebe, wie könnt Ihr Euch doch glücklich schätzen, daß ich die Disziplin an Bord nicht schleifen lasse. Euer Auftritt könnte einen Mann wohl dazu verführen, sich zu überlegen, ob das, was sich unter all dem Stoff verbirgt, wohl eine Vergewaltigung lohnen würde. Aber Ihr haltet uns ja für jämmerliches Diebesgesindel. Würde ich mein Schiff so führen wie es der Kapitän der Pfeil getan hat, ich hätte gewiß ein halbes Dutzend Kämpfe zu schlichten gehabt, wenn die Männer sich darum gestritten hätten, wer Euch zuerst die Kehle durchschneiden darf, um in den Besitz Eurer Juwelen zu gelangen.«
    Mit einem kampfeslustigen Glitzern in den Augen reckte die gnädige Frau Talith ihr Kinn ein Stück weiter vor. Im Kontrast zu dem honiggoldenen Glanz ihrer gebürsteten Haare wirkten ihre Wimpern und ihre Pupillen unnatürlich schwarz. »Nur ein Mann kann Disziplin mit grausamer Einschüchterung verwechseln«, sagte sie. »Sollte ich davon etwa beeindruckt sein?«
    »Ihr solltet eingeschüchtert sein«, konterte Arithon voller Ernst. »Aber wer will so etwas schon von einer Prinzessin erwarten?« Mit einem Ausdruck übertriebener Verwunderung ließ er erneut seinen Blick über ihre glitzernden Goldketten und die verflochtenen Staubperlenstränge gleiten, die gleich winzigen Regentropfen auf ihrem samtenen Gewand schimmerten. »Seid Ihr tatsächlich so heiß, wie Ihr vorgebt zu sein? Nun, trotzdem solltet Ihr wenigstens den Mantel ablegen. Indigoblau läßt Euch so blutarm aussehen.«
    Talith bedachte ihn mit einem zornigen Blick. »Habe ich denn meine Blässe nicht diesem Schiff und Euren Taten zu verdanken. Wenn Ihr mich schon um der Reichtümer Tysans willen meiner Freiheit beraubt, so hätte ich wenigstens erwarten dürfen, daß Ihr ein wenig Sorge für mein Wohlbefinden tragt.«
    Arithon geleitete sie über eine Treppe. »Von mir dürft Ihr wegen Eurer nicht standesgemäßen Unterbringung kein Mitleid erwarten. Der Koch hat mir versichert, daß Euer Appetit für eine Kranke wahrhaft bemerkenswert war. Außerdem muß ich wohl kaum erwähnen, daß es beinahe in jeder Nacht, die Ihr an Bord verbracht habt, ruhig genug für eine entspannte Partie Schach war. Gnädige Frau Talith, Eure Schönheit ist bezaubernd, das gestehe ich ein, doch wenn Ihr erwartet, daß ich Eure geistigen Fähigkeiten respektiere, dann solltet ihr besser lügen.«
    »Auf den Respekt eines Verbrechers kann ich verzichten«, konterte Talith mit Genugtuung, war sie doch nun ganz in ihrem Element. »Und ich bin auch nicht um Eurer liederlichen und anstößigen Erbauung willen hier.«
    Inzwischen hatten sie das Hauptdeck erreicht, auf dem so mancher Matrose plötzlich Stielaugen bekam. Talith rauschte an ihnen vorbei, als wären sie nur abstoßende Insekten. All ihrer Contenance zum Trotz, zeigte sich auf ihrem geröteten Antlitz ein Ausdruck des Schreckens, als sie erkannte, daß der Zweimaster an einer unbewohnten Küste vor Anker gegangen war. Öde, kahle Felsen reckten sich aus den schaumgekrönten Wogen der tiefschwarzen See dem Himmel entgegen, und nirgends war ein Landungssteg oder eine Kaimauer zu sehen. Erst jetzt bemerkte sie, daß in die Reling nicht einmal eine Klappe eingelassen war, um es Damen in ihren wogenden Kleidern zu erleichtern, von Bord zu gehen.
    Schlimmer als alles andere war des Schattengebieters verschroben sarkastisches Vergnügen, gepaart mit Worten, die gleich einem Funken geeignet waren, die Glut ihres Temperaments zu entfachen. »Meine wunderschöne Schwägerin, es ist mir eine außerordentliche Freude.« Seine Hand packte ihre Taille und er hob sie in einem Meer wogender Stoffbahnen hoch, bis sie sich bäuchlings auf seiner Schulter wiederfand.
    Talith hämmerte mit ihren Fäusten auf seinen Rücken ein und hoffte, daß wenigstens sein Wams unter der Einwirkung ihrer scharfkantigen Ringe zerfetzt würde.
    Wie, um ihren Zorn zu schüren, fühlte sie, daß er, trotz der Last auf seiner Schulter, lachte. Die Berührung seiner Hände, kaum noch spürbar durch die vielen Stofflagen ihrer Kleider, erfüllten sie mit hitzigem,

Weitere Kostenlose Bücher