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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gekränkter Miene duldete.
    Auch Jinesse wußte in diesem Schreinerlager wenig mit sich anzufangen. Da der Herr der Schatten sich so eigenmächtig in die Belange ihrer Familie eingemischt hatte, hüllte sie sich in brütende Stille, die sie auch der Prinzessin gegenüber nicht brechen mochte. Sie suchte Trost bei Tharrick und wartete beharrlich schweigend darauf, um der Zukunft ihres Sohnes willen, mehr über die Händlerfamilie in Innish zu erfahren. Was den Wunsch ihrer Tochter anging, die sich als Kabinensteward auf der Khetienn verdingen wollte, so kräuselte sie lediglich ablehnend die Lippen.
    Zu Taliths Verdruß zog der Rest des Tages ereignislos dahin.
    In der Abenddämmerung verstummten die Hammerschläge, und die Arbeiter überließen den Möwen an der Flutmarke das Feld. Die Seebrise vertrieb den scharfen, harzigen Geruch des geteerten Pinienholzes, und die Männer aßen gekochte Krabben aus einem großen Topf über einem rußarmen Feuer, genährt von Kohlen aus dem Frachtraum der Khetienn. So zog der Abend in dem Außenposten ruhig und friedlich in Muße dahin. Nur einige Kundschafter durchstreiften wachsam die felsige Küste.
    Der Rat an Bord des Schiffes fand schließlich auch ein Ende. Nahe den nassen Felsen am Landungssteg klagte Dakar über qualvollen Hunger, während Caolle noch weit verdrossener zu mehr Vorsicht gemahnte. »Wer führt hier wen hinters Licht?« schimpfte er mit jedem in Hörweite. »Seine Hoheit von Rathain wird in vier Königreichen gejagt, und das junge Ding, das er als Geisel hält, ist wertvoll genug, daß eine Armee ganze Städte niederbrennen würde, um es zurückzubekommen.«
    Feylind erwartete das letzte Ruderboot, mit dem Arithon zurück an Land kam. Unbelastet von jeglichem Taktgefühl, ahmte sie Kapitän Dhirken aufs Genaueste nach, als sie auf Arithon zu stolzierte und seine Hand ergriff. »Du hast gesagt, die Talliarthe hat Fracht zu befördern. Ich möchte sie rausbringen, wenn sie angekommen ist.« Bekräftigend und eigensinnig nickte sie mit dem Kopf, und ihr Zopf leuchtete wie ein frisch eingeöltes Seil im flackernden Schein der Fackeln. »Ich muß meiner Mutter zeigen, daß ich navigieren und Segel reffen kann. Wenn sie erst sieht, was ich alles kann, dann wird sie mich verstehen.«
    Nachdenklich stand der Herr der Schatten am Strand, während das Kind an seinen Fingern zerrte. »Du bist noch nicht stark genug, um allein mit der Schaluppe fertig zu werden.« Sogleich holte sie tief Luft, um lauthals zu protestieren, doch Arithon legte ihr den Finger auf die Lippen. »Aber dieses Problem können wir lösen. Ich mache dir einen Vorschlag: Du darfst auf dieser Fahrt ihr Kapitän sein. Du gibst die Kommandos, und Fiark, Tharrick und einer der Matrosen der Khetienn werden dir mit ihrer Muskelkraft beistehen, für den Fall, daß unerwartet ein Sturm aufzieht. Wenn deine Mutter einverstanden ist, dann darfst du sie durch die Riffe bis zur Bucht führen. Fünfzehn Tage lang. Aber danach, das mußt du verstehen, kann ich nichts weiter tun. Was dann geschieht, wird allein Jinesses Entscheidung sein.«
    »Sie wird mich gehen lassen«, erklärte Feylind mit einem entschlossenen Ausdruck auf ihren jungen Zügen.
    Arithon schüttelte ernst den Kopf. »Sie wird tun, was das Beste für dich ist.« Er befreite sich aus ihrem schmachtenden Griff, und um seine Lippen lag ein gequälter, trauriger und doch liebevoller Zug.
    Ein Lichtreflex auf königlichen Saphiren wirbelte unter dem Einfluß abrupter Bewegung umher; die gnädige Frau Talith wandte sich ab und flüchtete so schnell sie nur konnte. Sie verspürte gewiß nicht den Wunsch, diesen Mann als verletzbar zu erleben. Er war ihr erklärter Feind, die illegitime Nemesis Lysaers, ein geborener Zauberer und heimtückischer Bastard. Wenn seine leidenschaftlichen Gefühle für diese Kinder lediglich seiner Hinterlist entsprungen sein sollten, so wollte Talith keinesfalls zulassen, daß Mitgefühl seiner Tücke einen Weg durch ihre Bastion des Hasses ebnete.
    Die Prinzessin besann sich auf ihre standesgemäßen Privilegien und verlangte, ihr Mahl allein in ihrer Kammer zu sich nehmen zu dürfen. So war sie nicht dabei, als die Witwe Feylinds Abenteuer an Bord der Schaluppe zustimmte. Früh begab sie sich zu Bett, legte sich unter die muffige Decke und lauschte dem Gerede der Clankrieger Caolle und Tharrick, die sich über die Feinheiten der Kriegsführung stritten. Klar wie der Klang fallender Münzen hob sich Arithons Stimme von

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