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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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halbnackten Männer sauber miteinander verdübelt wurden, suchte Talith nach Anzeichen mangelnder Disziplin, nach Faulheit und Untätigkeit. Doch trotz der Abwesenheit Arithons ging die Arbeit in der Schreinerei unverändert weiter.
    »Er ist kein Mensch«, flüsterte ihre Dienerin, das Tau des Kübels, den sie für ihre Morgentoilette ausgeborgt hatte, mit den geröteten Händen fest umklammert. Mit dem Kopf deutete sie auf die Arbeiter, die damit beschäftigt waren, neue Planken zuzusägen. »Seine Männer müssen verhext sein. Warum sonst sollten sie wie Sklaven schwitzen, während ihr Herr und Meister nicht zugegen ist.«
    »Disziplin«, entgegnete Talith, verärgert darüber, ihren Entführer zu allem Überfluß verteidigen zu müssen. Trotz der vielen Stunden der Beobachtung hatte sie außer den Schatten, die ihre Gefangennahme eingeleitet hatten, nicht das kleinste Zeichen unheimlicher Kräfte entdecken können.
    Hinter sich hörte sie das Kichern des Seilers. Ohne jede Frage würden die Worte ihrer Magd noch vor der Mittagszeit gewitzte Gerüchte nach sich ziehen. Der alte Hetzer hatte eine Nase dafür, Zwietracht zu säen. Seine steten, bissigen Kommentare in bezug auf die Angelegenheiten der Männer pflegten stets die halbe Arbeiterschaft bei Laune zu halten, während die übrigen große Lust verspürten, ihn mit ihren Werkzeugen zu bearbeiten.
    Die Prinzessin von Avenor hob ihre Röcke über eine Pfütze hinweg und nickte dem Mann zu, der zur Seite getreten war, ihr den Weg freizugeben. Diese Männer waren weder ehrlos, noch mangelte es ihnen an Selbstbeherrschung; trotzdem mußte es in jeder Gruppe verschiedene Fraktionen geben. Als Etarranerin, deren ganzes Leben dem Ränkespiel gewidmet war, sollte sie keine Probleme haben, eine Schwachstelle zu finden, aus der sie Kapital schlagen konnte.
    Während der nächsten zwei Tage, bis die Schaluppe Talliarthe von ihrer Reise zurückkehrte, übte sich Talith in duldsamer Sanftmut. Der Kapitän, der das Schiff gesteuert hatte, ging von Bord, um seine alte Stelle auf der Khetienn wieder einzunehmen. Avenors Prinzessin zog sich in ihr Quartier zurück, während die graziöse kleine Schaluppe mit frischem Proviant bestückt wurde, um schließlich mit Jinesse, Tharrick, den beiden Zwillingen und einem vertrauenswürdigen und kräftigen Seemann, dessen Eingreifen im Falle eines plötzlichen Wetterumschwungs vorgesehen war, wieder in See zu stechen. Auf Feylinds stolz hinausgebrüllte Befehle hin, wurden die Segel gesetzt, und bald darauf verschwand das Schiff zwischen den weißen Schaumkronen wellenumspülter Riffe und schwarzen Felsen. Das Schwesterschiff lichtete während derselben Flut wieder die Anker, während drei Schreiner an Bord noch immer damit beschäftigt waren, Holz zuzusägen und Dübel einzuschlagen, um den Frachtraum umzubauen.
    In Gesellschaft gewöhnlicher Arbeiter und ohne jeden Komfort, völlig sich selbst überlassen, putzte Talith ihr Haar und ihre Kleider fein heraus. Sie fühlte sich wie ein Stück Zucker in einem Schierlingsbecher, als sie sich aufmachte, die Loyalität der getreuen Gefolgsleute Arithons auf die Probe zu stellen. Die Aufgabe, die es zu bewältigen galt, war, sein Vertrauen zu hintergehen und diese Männer, soweit es ihr möglich war, auf ihre Seite zu ziehen.
    Als wollte sie lediglich ein wenig frische Luft schnappen, wagte sie sich in einem Kleid, das seiner höfischen Pracht wie auch seinen Juwelen beraubt, aber in der Taille eng geschnürt war, heraus. Unauffällig blickte sie sich um, sah zum Himmel, betrachtete das bearbeitete Holz und die muskulösen Körper der Männer mit einer Miene schwülerotischer Gleichmut, und doch sollte sie eine Überraschung erleben.
    Keiner der Männer gab sich verliebter Lüsternheit hin, keiner begaffte sie.
    Die wenigen Blicke, die sie auf sich zog, waren nicht einmal von Neugier geprägt, sie folgten lediglich gereizt ihrem Weg. Nicht alle Männer waren so unzugänglich. Die wenigen aber, die sich unter ihren Augen als nervös erwiesen, wandten sich sogleich errötend wieder ihrer Arbeit zu. Einer floh gar auf direktem Wege zur Senkgrube. Und selbst dieser Mann kehrte, eifrig bemüht, sie nicht anzusehen, mit verschlossener Miene zurück. Da mochte sie die Männer mit ihrem atemberaubenden Auftritt auch plagen wie Salz in einer offenen Wunde, sobald sie sich länger irgendwo aufhielt oder ihre Röcke raffte, um sich an ihrem Fußgelenk zu kratzen, tauchte schon ein willenstarker Bursche

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