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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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und hemmungsloser Freude betrat er den Raum.
    So sehr er sich auch freute, seine Mutter zu sehen, zuckte er doch zurück, als Jinesse ihn tränenüberströmt in ihre Arme zog, als wollte sie drei Monate der Sorge in einer einzigen, übermächtigen Geste vergessen. Brauner Musselinstoff dämpfte seinen Protestschrei, doch die kämpferische Bewegung, mit der er sich zu befreien suchte, war nicht im mindesten mißverständlich und ebensowenig entschuldbar.
    »Ich bin elf!« erklärte er auf ihren Tadel mit trotzig vorgerecktem Kinn. »Mußt du mich immer wie ein Baby behandeln?«
    »Sie ist deine Mutter«, rügte nun Tharrick. »Du wirst dich ihren Wünschen fügen.«
    Verstehen, geprägt von einem Groll, der seinem Alter kaum angemessen war, spiegelte sich eisig in Fiarks Zügen. »Du bist gekommen, um mich zu holen. Du willst, daß ich als Lehrjunge zu dem Weber in Shaddorn gehe.« Erfüllt von tiefster Verachtung klang seine junge Stimme beinahe bösartig. »Würde Vater noch leben, er hätte das niemals erlaubt.«
    Jinesse keuchte erschrocken angesichts der unbarmherzigen Offenheit in seinen anklagenden Worten. Hochaufgerichtet blickte der Knabe ihr direkt in die Augen. Entgegen ihrer Befürchtung, bat er Arithon nicht um Unterstützung, sondern wartete aufrecht und geduldig auf ihre Antwort. Als ihr vor Kummer die Worte fehlten, wandte er sich ab und strebte auf die Tür zu. »Ich werde nicht gehen«, drohte er im kontrolliert abweisenden Tonfall eines Mannes, ehe er aus der Hütte hinausrannte. Hinter ihm schlug die Tür infolge eines ungezügelten, kindlichen Temperamentsausbruches donnernd ins Schloß.
    »Wollt Ihr die Wahrheit hören?« fragte Arithon mit einer Stimme, deren Sanftheit nichts anderes als Fürbitte für den Knaben war. »Nicht meine und auch nicht Lysaers, nein Fiarks. Er möchte ein Handelsgehilfe werden. Zu Innish ist mir ein ehrbares Handelshaus bekannt, wo er mehr als willkommen wäre. Die Besitzer werden allmählich alt, und sie haben keine Nachkommen, denen sie ihr Geschäft vermachen können.«
    »Ihr habt kein Erbarmen, aber eine Antwort auf jede Frage«, sagte Jinesse mühsam beherrscht. »Mein Sohn war immer schon schwierig, aber Feylind war ein gehorsames Mädchen. Wenn sie sich verändert hat, so nur, weil Ihr ihr Vertrauen zu Euren Zwecken mißbraucht habt. Ihr verderbt die Jungen, so sagt man. Gerade erst habe ich erleben müssen, wie Ihr meinen eigenen Sohn als Waffe gegen mich gebraucht habt. Ich weiß, daß Ihr auf einen blutigen Krieg aus seid. Also werde ich meine Zwillinge nehmen und von hier fortgehen, und ich werde Euren Namen in ihrem Beisein niemals wieder aussprechen.«
    Ruhig und mit undurchdringlichem Blick betrachtete Arithon sie; so erschreckend anders als der Prinz des Westens, der einst voller Ehrlichkeit und Offenheit in ihre Hütte in Merior gekommen war, um ihr seinen Trost zu bieten. Das Gesicht unter den schwarzen Haaren tief beschattet, sagte der Prinz von Rathain: »Werft mir vor, was immer Euch gefällt, wenn Ihr so Euren Seelenfrieden finden könnt. Wenn Ihr aber den Mut aufbringt, in Euer eigenes Herz zu blicken, so werdet Ihr feststellen müssen, daß ich vielmehr eine verflucht bequeme Krücke als ein wahrhaftiger Verbrecher bin. Verdammt mich, und Ihr habt einen perfekten Grund, Eure Kinder an Eure Schürzenzipfel zu fesseln.«
    Er hatte recht; soviel konnte selbst Talith erkennen … wenn ihr die Frau auch vollkommen fremd war. Mit einem Ausdruck der Zerrissenheit hatte der stämmige Mann am Fenster die Hände zu Fäusten geballt, während sich in den Zügen der Witwe Verzweiflung widerspiegelte. »Fiark wäre in Innish in Sicherheit, doch was begehrt Ihr für Feylind? Soll sie etwa bei Euch bleiben und ein Opfer der bevorstehenden Gewalttaten werden?«
    Tonlos stieß Arithon die Luft aus, ehe er Jinesse auf zwei herausragende Faktoren aufmerksam machte. »Nur ich allein kann sie die Kunst der Hochseenavigation lehren. Schon jetzt kann sie die Sterne und den Sonnenstand ablesen, und sie lernt fleißig, die Seekarten zu lesen. Was das Heer angeht, so werde ich Euch nicht belügen, denn ich habe noch keine Antwort auf diese Frage gefunden. Doch solltet Ihr sie bei mir lassen, so vergeßt niemals, daß Ihr noch immer meinen Siegelring und mein Versprechen habt.«
    Jinesse zuckte zusammen, als hätte sie einen physischen Schlag erhalten. »Ihr solltet wissen, daß nur meine Zwillinge mich gehindert haben, Euch Lysaers Galeeren

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