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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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eines Kindes tatsächlich eine tief verborgene List verschleiert haben, sollte das alles nur ein Ablenkungsmanöver gewesen sein, einen manipulativen Geist, gebunden an einen zerstörerischen Fluch, zu tarnen, so mußte er Asandir und der Bruderschaft jene Fallgrube zeigen, die die Zauberer übersehen hatten.
    Wenn Arithon wirklich der Verbrecher war, den auszumerzen Prinz Lysaer gelobt hatte, so würde Dakar die Wahrheit ans Licht bringen.
    Ein weiterer windiger, öder Morgen verging. Noch immer übten die Schäfer die Kunst der Tarnung, lernten, einen Hinterhalt zu legen. Dakar sah zu, wie sich ihre Pfeile zu Caolles hitziger Kritik in die Strohzielscheiben bohrten. Am Nachmittag folgte er Arithon auf einem weiteren seiner ungezählten Erkundungsgänge durch die tiefen Bergschluchten Vastmarks. Später, im trüben, orangefarbenen Licht der Talgkerzen, beobachtete er, wie die Erkenntnisse des Tages mit Tinte auf einem wachsenden Stapel neuer Karten festgehalten wurden. Notizen verkündeten, welche Täler geeignet waren, Herden und Familien eine verborgene, geschützte Zuflucht zu bieten, und welche schmalen Pässe genutzt werden konnten, heimliche Botschaften zu transportieren. Unauffällig auf muffigen Fellen zusammengekauert, kämpfte Dakar gegen den Schlaf an, während die Gespräche mal lauter, mal leiser wurden und hitziger erklangen, als Strategien wieder und wieder verworfen werden mußten. Ein sonderbarer Tonfall offenbarte dem Lauscher die verborgene Anspannung, die an Arithons Gemütsverfassung zehrte.
    Fort war der Überschwung, der ihm die Freundschaft der Sippen eingetragen hatte; träge Spiele mit den Hirten waren einer unbeirrbaren Disziplin gewichen. Stabil wie edler Stahl zeigte sich Arithon während der Schießübungen mit den Bogenschützen. Hingegen zog er die Einsamkeit vor, seinen trüben Gedanken nachzuhängen. Im silbrigen Zwielicht sah Dakar ihn über Gebirgskämme schreiten, eingehüllt in tiefe Stille, die wie ein Schleier über seinen Gedanken lag. Der Versuch, ihm zu folgen, wurde zurückgewiesen, zuerst nur verbal, dann, als sich messerscharfe Worte als ungeeignete Waffe zur Abwehr lästiger Gesellschaft erwiesen, durch die unmißverständliche Drohung mit blanker Klinge.
    Hoch oben auf den staubigen, dornenförmigen Gebirgsrücken, die sich wie Messerspitzen über dem Weideland des Dier Kenton-Tales erhoben, wanderte Arithon allein durch die Nacht, während die Sterne ihre weiten Bögen am schwarzen Himmel über Vastmark beschrieben und die Schafherden das Tal wie eine wogende Masse steter Bewegung bedeckten. Auch die verbissenste Suche förderte keinerlei Anzeichen für Zauberei zutage. Die zerklüfteten Schieferplatten Vastmarks waren noch genauso wie zuvor, bedeckt von einer mageren Erdschicht, die nur harten Gräsern und windgepeitschten Sommerastern Nahrung bot.
    Wenig geneigt, sich der Enttäuschung hinzugeben, drehte Dakar Bogensehnen aus Därmen, bis seine Finger erneut von Schwielen bedeckt waren. Seinem hedonistischen Wesen zum Trotz, klagte er nicht ein einziges Mal über die kargen Mahlzeiten. Wie eine Schlange wartete er manche Nacht Stunde um Stunde in vollkommener Stille. An anderen Abenden legte Arithon seine Lage den Sippenältesten vor, die sich im Kreis versammelt hatten, um Rat zu halten. Seine Pläne, zu deren Verwirklichung das Gold aus dem Lösegeld für die Prinzessin beitragen sollte, umfaßten Lehrer und Bücher. Die Kinder sollten eine Schule bekommen und ihre Eltern einen Grundstock, um zuverlässige Ponys zu züchten, denn wenn die Schäfer ein größeres Gebiet kontrollieren könnten, so würden sie auch ihre Herden um ein Vielfaches vergrößern können.
    »Wir werden einen Postreiter bekommen«, versprach Arithon. »Und einen Handelshafen unterhalb von Ithish. Dann werden die Makler und Kommissionäre sich nicht länger an Eurer Wolle bereichern können.«
    Manchmal, wenn er Arithon als Sekretär diente und seine Zeilen mit einem wippenden, dünnen Splitter aus dem ledernen Flügel eines Wyverns niederschrieb, kam Dakar nicht umhin, seine Vorgehensweise zu bewundern. Krieg mochte die Leben der jungen Männer von Vastmark fordern, aber ihre Sippen würden reich belohnt werden; die erbarmungswürdige Armut des Nomadenlebens würde durch eine dauerhafte Veränderung und Erneuerung einem leichteren Leben weichen.
    Die schlechten Jahre, die sich durch ein entsetzlich hartes Leben auszeichneten, mochten bald vorüber sein und einer Zukunft Platz machen, die

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