Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
winselt.«
»Ihr wollt Clankrieger miteinbeziehen«, mutmaßte Arithon. Ablehnung klang wie der Schlag eines Feuersteins auf harten Stahl in seiner Stimme an.
Caolle schüttelte seinen Polierlappen aus, ehe er ihn erneut in den sauberen Flußsand tauchte. »Nun, ohne sie würde ich nicht darauf wetten wollen, daß wir auch nur den unfähigsten unter Skannts Kopfjägern abwehren können. Er kann es zwar mit Pesquils Verschlagenheit nicht aufnehmen, aber die beiden stehen sich nichts nach, wenn es um Starrsinn und Hartnäckigkeit geht.«
»Lieber heuere ich Söldner an«, entgegnete Arithon. Caolle lachte. »Erliens Clans werden das kaum zulassen, gnädiger Herr.«
Arithon blieb nur, sich der schlichten Wahrheit zu beugen; das Gebiet von Vastmark unterstand der Souveränität Shands. Wenn es dem Caithdein des Reiches beliebte, die Nase in seine Angelegenheiten zu stecken, so konnte ein Sproß des Herrschergeschlechtes von Rathain ihm kaum sein Geburtsrecht verwehren.
Begleitet von dem Schaben feuchten Sandes auf abgenutzten metallenen Kettengliedern, breitete sich zwischen Rathains ergrautem Kriegerhauptmann und seinem obersten Herrscher ein schon vertrautes Schweigen aus, getragen von mörderischem Stolz und Uneinigkeit. »Caolle«, brach Arithon schließlich die Stille, »Ihr werdet keine Anfrage an Herzog Erlien richten.«
»Ist nicht notwendig«, konterte jener bissig. »Die Kundschafter des Caithdein werden kaum blind sein. Sie haben gesehen, was auch ich gesehen habe. Lysaer rekrutiert Soldaten in Shand. Von Forthmark bis nach Ganish haben sich die Kopfjägerligen seinem Heer angeschlossen.«
Arithons Schweigen erhielt nun einen ganz anderen Charakter, eine Feinheit, die wahrzunehmen Caolle vor langer Zeit gelernt hatte. »Herr«, sagte er bemerkenswert milde. »Diese Schlacht wird der am Tal Quorin nicht vergleichbar sein. Dieses Mal werdet Ihr siegen.«
»Zu welchem Zweck?« brach es bitter aus Arithon hervor, ehe er sich erneut in Schweigen hüllte. Kaum wagte er, darüber nachzudenken, raubten ihm doch diese Überlegungen jegliche Hoffnung. Denn es war gleich, was in Vastmark geschehen würde, ohne Bedeutung, wessen Männer am Ende überleben würden, solange nicht Lysaer oder er selbst unter den Gefallenen waren, mußte der Fluch des Nebelgeistes fortbestehen.
Am nächsten Morgen reiste der Herr der Schatten hinunter in die Niederungen. Mit entschlossenem Schritt klebte Dakar an seinen Fersen. Während die rasch dahingleitenden Wyverns im Licht der gleißenden Sonne wandernde Schatten auf die unebenen, felsigen Hänge warfen, überließen die beiden Männer die Vorbereitungen, ein feindliches Heer zu überwältigen, sich selbst.
Unter der unüberhörbaren Obhut einer Gesandtschaft von Clankundschaftern irrten vor ihnen die Früchte der Viehdiebstähle des vergangenen Jahres wie ein schmutzigbrauner Strom zwischen den steilen Klippen umher.
In kleinen Herden waren sie aus Orvandir und Alland hierhergetrieben worden, und der mühsame Marsch durch die Steppen Shands war der vierbeinigen Beute anzusehen. Scharf zeichneten sich die Rippen und die Hüftknochen unter dem auffällig fahlen Fell ab. Wolken ockerfarbenen Staubs wirbelten unter den Hufen der Tiere auf und bedeckten ihre ungepflegten Felle mit einer trüben, freudlosen Sandschicht von einheitlicher Färbung.
Die sonnengebräunten Kundschafter mit den klaren, strahlenden Augen waren nicht minder verstimmt als ihre vierbeinigen Schützlinge, nachdem sie, bösartige Flüche gegen widerspenstige Rinder und trächtige Stuten ausstoßend, Wochen damit verbracht hatten, Wache zu halten und wilde Fluchtversuche niederzuschlagen. Erfolgreich hatten sie alle Kämpfe der Bullen überstanden, die eifersüchtig über ihren Harem wachten. Ihrer Aufgabe durch die Loyalität gegenüber einem Clanführer verpflichtet, der zweihundert Wegstunden von ihnen entfernt weilte, blieb ihnen nichts, als sich mit fieberhaftem Eifer ihrer Hirtenrolle zu widmen, bis endlich jener vielgerühmte, ihnen jedoch vollkommen fremde Mann, der Prinz von Rathain, auftauchen und sie von ihrer Pflicht entbinden würde.
In der Tat traf Arithon s’Ffalenn gar schon drei Tage vor dem vereinbarten Termin mit ihnen zusammen. Der Schrei eines berittenen Wächters am Rande der Schlucht lockte die Reiter im Galopp von den Herden fort.
In lautstarkem Tumult zügelten sie bald darauf ihre Pferde und kreisten die Fremden ein. Dakar war gewitzt genug, zur Seite zu treten, während die
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