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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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s’Brydions ihre Rosse im weichen, graubraunen Schlamm eines Hanges. Sie hatten keinen Hirsch erlegt, obgleich sie sich alle Mühe gegeben hatten. Schmutzig und lärmend hockten sie auf den Rücken ihrer schweißnassen Pferde, nörgelten vor sich hin und verspotteten Keldmar wegen seiner Kühnheit. Gegenseitige Herausforderungen hatten ihn dazu getrieben, einen Sprung über eine Mauer zu wagen, um eine Abkürzung durch den Schweinepferch eines Bauern zu nehmen. Bei der Landung war sein Roß unter den empörten Schreien einer Sau und ihrer Ferkel bis zu den Knien im Dreck versunken.
    »Ath, ich werde noch platzen«, kicherte Parrien, dessen Haar an diesem Tag ohne seinen Kriegerzopf in gekräuselten Strähnen über seine Schultern fiel. »Dieses Ferkel, das in deine Stiefelstulpe gefallen ist …«
    »Schweig!« schnappte Keldmar. Bösartiger Zorn funkelte in seinen zusammengekniffenen Augen, war ihm doch der festgekrustete Schlamm an seinen Troddeln, der einen unangenehmen Kotgeruch verströmte, der üblen Erinnerungen mehr als genug. »Du bist auch noch an der Reihe. Erinnerst du dich vielleicht an diesen Wasserlauf mit der Senkgrube in der letzten Saison?«
    Regen vernebelte die Sicht zwischen den Bäumen, rötete Bransians Wange hinter den Barthaaren und trieb dem mageren Mearn vor Kälte jegliche Farbe aus dem Gesicht, das unter dem schwarzen Samtabschluß seiner Kappe hervorlugte.
    Noch immer in das bebänderte Wams gekleidet, das er sich in Erwartung eines ruhigen Vormittags ganz für sich allein ausgesucht hatte, nickte der jüngste der Brüder dem königlichen Gast mit kühler Höflichkeit zu. Als der einzige s’Brydion, der geneigt war, Mitleid mit einem Fremden zu haben, der ohne jede Vorbereitung in grauenhaftem Wetter über winterliche Felder gezerrt wurde, entschuldigte er sich für die fruchtlose Jagd.
    »Wir arbeiten nicht mit Treibern. Das ist eine Gewohnheit der Städter und eine Schande für jeden Mann, der ein Tier tötet, ohne seiner Ehre, seinem Stolz und seiner wilden Kraft den angemessenen Respekt zu erweisen.« Seine nervösen Finger strichen durch die klettenverklebte Mähne seines Pferdes, wobei er gleichzeitig mit einer Schulter zuckte. »Mir war die Hirschjagd stets zuwider. Viel zu viel Schweiß, ständig muß man sich durch Dornengestrüpp wühlen. Aber der Zauberer, den Ihr jagen wollt, das ist schon eine andere Sache. Es wäre mir eine Freude, sein Herz an meinen Falken zu verfüttern.«
    Glänzend anzusehen, trotz der Erde an seinem blaugoldenen Umhang, die Hand mit geübter Gelassenheit am Zügel seines sicher geführten, feurigen Schlachtrosses, nutzte Lysaer s’Ilessid die Gunst des Augenblicks, auf den Zweck seines Kommens einzugehen. »Ich bin hier, unsere Mühen zu vereinen, damit wir dieses Ziel erreichen.«
    »Ihr meint, Ihr seid gekommen, um Schiffe zu bitten«, mischte sich Parrien ein, aus dessen Zügen auch der letzte Funken Humor verschwunden war.
    In dem von winterlich kahlen Bäumen durchzogenen Gelände bellte einer der Hunde auf der falschen Spur in einer finsteren Senke. Der Jäger brüllte und stieß in sein Horn. Aus der Entfernung kaum mehr als eine Spielfigur, riß er sein Pferd herum und galoppierte voran zu seinen Hunden, die sich gleich dunklen Schatten in einem Wasserlauf über die kahle Erde bewegten.
    Bransian gab ein angewidertes Grunzen von sich, führte sein gewaltiges Roß von der Hügelkuppe herab und zügelte es schließlich neben seinen Brüdern. Wie eine Löwenmähne flatterte sein Bart über dem fadenscheinigen Wappenrock im Wind, als er den Prinzen des Westens aus Augen von dem ungleichmäßigen Grau gefeilten Eisens betrachtete. »Diese Jagd besteht nur aus nutzlosem Herumstolpern, also können wir ebensogut über die andere sprechen.« Als ein Mann, der sich noch nie viele Gedanken über den Austausch von Höflichkeiten gemacht hatte, kam er ohne Umschweife zur Sache. »Eine ganze Flotte wurde versenkt. Ausreden werden Euch Eure Schiffe nicht zurückbringen, aber ich möchte wissen, ob dieser Verlust auf Inkompetenz zurückzuführen ist.«
    Lysaer begegnete dem finsteren Blick des Herzogs in aufrechter Haltung, die Hände noch immer ruhig und fest an den Zügeln. »So laßt mich Euch erzählen, wie ein Pirat, der über magische Fertigkeiten verfügt und den Schatten befiehlt, umherwandelt und Unschuldige ermordet.«
    Keldmar schnaubte verächtlich, während er sich den Schmutz von den stahlbewehrten Fingern seiner Panzerhandschuhe kratzte.

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