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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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das Schiff zu Southshire sichergestellt werden.«
    »Habt Ihr denn vor zu reden?« fragte Arithon herausfordernd. Gewandt und regungslos wie der Leopard, den er mit seinem Zweimaster ehrte, verbreitete er eine ehrfurchtgebietende Ruhe um sich, während er auf eine Antwort wartete. Isoliert wie die Luft in einer Glaskugel erschien die Stille in der behaglichen Küche der Witwe. Die Geräusche außerhalb des Fensters, die Brandung, die Schreie der Möwen und die fernen Rufe der Fischer, die der Wind von Deck eines Loggers herbeitrug, täuschten die irreale Umgebung eines Tagtraumes vor.
    Tharrick war nicht fähig, die geduldige Ruhe zu ertragen, die aus jenen reglosen, grünen Augen strahlte. »Warum solltet Ihr ein solches Risiko eingehen?«
    Arithons Antwort versetzte ihn in Erstaunen. »Weil Euer Herr jegliches Vertrauen zu Euch fallengelassen hat. Das wenigste, was ich, als der Grund für Eure Verbannung, noch tun kann, ist Euch die Gelegenheit zu geben, Euch selbst von der ungerechten Haltung Eures Herzogs zu überzeugen.«
    »Damit gestattet Ihr mir, Euch zu vernichten«, sagte Tharrick.
    »Vor nicht langer Zeit war es genau das, wonach Ihr strebtet.« Noch immer zeigte sich Arithon ungerührt, während die Witwe neben ihm den Atem anhielt.
    Der stumme Appell in Jinesses Blick veranlaßte Tharrick schließlich zu sprechen. »Nein.« Er hatte sich die Hände wund gearbeitet, nur um diesen Zweimaster vom Stapel laufen zu sehen, doch seine Entscheidung beruhte weit mehr auf Respekt denn auf Vertrauen. »Dharkaron, der Racheengel, ist mein Zeuge, Ihr seid mehr als fair zu mir gewesen. Von mir braucht Ihr keinen Verrat an Euren Interessen befürchten.«
    Arithons dunkle Brauen ruckten hoch. Er lächelte. Das Wort des Dankes, jene banale Platitüde, die er instinktiv mied, verstärkte noch den Eindruck seiner Freude, und diese ehrliche Gefühlsregung traf den Gardehauptmann, der einst ausgezogen war, ihm Leid zuzufügen, bis ins Innerste.
    Tharrick richtete sich zu voller Größe auf. Nun endlich war seine Würde, seine Männlichkeit wiederhergestellt.
    Dann verführte das schüchterne, aufmunternde Nicken der Witwe ihn zu impulsiven Worten: »Versenkt das andere Schiff nicht. Ich könnte bleiben, könnte sie fertigstellen und vom Stapel lassen. Wenn Alestrons Galeeren einige Tage aufgehalten sind, so könnte ich sie mit der Ausrüstung eines Loggers provisorisch takeln.«
    Arithon scharrte überrascht mit den Füßen über den Boden. »Ich hätte es mein Lebtag nicht gewagt, so viel zu erbitten!« Nun musterte er Tharrick mit einem forschenden Blick, der jenem bis ins Mark zu dringen schien, ehe er schließlich die Schultern zuckte. »Ich muß Euch nicht erst warnen. Ihr wißt sehr wohl, welche Schwierigkeiten Ihr meistern müßt und welche Risiken auf Euch lauern werden.«
    Tharrick stimmte zu. »Ich könnte versagen.«
    Kurz angebunden konterte Arithon: »Ihr könntet Euch in übelster Gefahr wiederfinden.« Es war kaum notwendig, zu erklären, was Herzog Bransian Tharrick antun würde, sollte er sich ein zweites Mal betrogen glauben.
    »Laßt es mich versuchen«, bettelte der ehemalige Gardehauptmann. Plötzlich fühlte er deutlich, daß die Wiederherstellung seiner Ehre unlösbar mit der Schwere seines Opfers verknüpft war. »Ich gelobe feierlich, daß ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, zu retten, was ich durch meinen Stolz in Gefahr gebracht habe.«
    »Ihr werdet mir nichts geloben«, erwiderte Arithon. Die Vehemenz dieser Abfuhr entsprach ganz den Geboten seiner Notlage. »Ich werde weit auf die See hinausgesegelt sein, jenseits des Machtbereiches von Prinz Lysaer. Nein, wenn Ihr ein Gelübde ablegen wollt, dann gebt der Witwe Jinesse Euer Wort. Sie ist der einzige Freund, den ich in dieser Stadt habe, und sie hat sich entschlossen, loyal zu mir zu stehen, obgleich die Kenntnis meiner Identität gefährlich werden kann.«
    »Dämon!« Staunend, beinahe erzürnt angesichts dieser Falle, die ihn wortgetreuer Loyalität unterwerfen würde, fragte Tharrick: »Seht Ihr den Menschen stets bis ins Herz hinein, als wäret Ihr der Herr des Schicksals?« Denn von allen Menschen auf Athera war die Witwe diejenige, die er um keinen Preis enttäuschen wollte.
    Weiße Zähne blitzten auf, als Arithon freundschaftlich grinsend seine Hand ergriff.
    »Mir steht nicht zu, zu urteilen. Euer Herzog in Alestron war blind gegenüber Euren Verdiensten. Wenn die Arbeiter auf der Werft bereit sind, Euch bei Eurem irrsinnigen

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