Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
eigenen Herzogs sterben zu müssen.«
»Nun gut.« Der Schreinermeister zuckte die Schultern. »Ihr mögt entschlossen sein, Euch zu Tode zu schuften, doch verlangt nicht von mir, daß ich Euch dabei zuschaue.« Gutmütiger Mann, der er war, vorausgesetzt, seine Arbeit fiel nicht den Zündeleien eines rachedurstigen Brandstifters zum Opfer, zog er sein Hemd aus und wies seinen Gesellen an, ihm den schwersten Fäustel zu bringen.
Gleich darauf erklang eine Frage in der Dunkelheit, gefolgt von dem zornigsten Bellen, dessen der Schreinermeister fähig war. »Zu Sithaer mit meinem Essen! Ich habe dich um ein Werkzeug gebeten, um die Schicht der Kalfaterer zu unterstützen!«
Der nächste Tag brachte Neuigkeiten über das unruhige Wasser der See, herbeigetragen von einem Fischerboot aus Telzen, das durch den Sturm vom Kurs abgekommen war. Nördlich der Stadt war eine Söldnertruppe verunglückt, als eine Hängebrücke über dem Fluß im Selkwald unter ihrem Marschgewicht zusammengebrochen war.
»Das war das Werk von Barbaren«, berichtete der Fischer. »Niemand ist zu Tode gekommen, aber die Verzögerung hat eine Menge Ärger verursacht. Die Offiziere des Herzogs waren ziemlich gereizt, als sie den Markt der Stadt erreicht hatten und ihre Vorräte auffüllen wollten.«
Nicht allein, daß die Bewohner von Merior die Identität des Mannes, den vom Antlitz der Erde zu tilgen sich das Heer Alestrons mit den Truppen Lysaers verbündet hatte, nicht einmal ahnten, fuhr Arithon ungerührt angesichts der unerfreulichen Nachrichten mit seiner Arbeit fort. Von der logischen Folge wenig beeindruckt, daß seine Feinde sich nun auf Galeeren einschiffen würden, um die Sickelbucht zu durchqueren und sich den langen Marsch durch Southshire zu sparen, stellte er sich auch diesem Rückschlag, ohne mit der Wimper zu zucken.
Die Flotte, die er in Werende niedergebrannt hatte, um sich einen Aufschub zu verschaffen, hatte ihm nur wenig Freiraum eingebracht. Noch vor Frühjahrsbeginn würden ihm die Truppen Alestrons auf den Fersen sein.
Zum ersten Mal seit Wochen mit einem Hemd angetan, das Haar im Sonnenlicht so glänzend wie schwarze Tinte, stand Arithon neben dem Rumpf des einzig geretteten Zweimasters. Erst an diesem Morgen waren die Planken des Schiffes kalfatert und wasserdicht gemacht worden. Noch stieg der Gestank von Werg und Teer, vermengt mit dem leinsamenartigen Aroma frischer Farbe, von dem Boot auf. Gleich einer Axt, geschmiedet, die tiefe See zu spalten, schien sich das Schiff mit seinen ebenmäßigen, sauberen Linien der Wasseroberfläche in der Bucht entgegenzustrecken. Den Werftarbeitern, die sich in aufgeregten Gruppen am Strand versammelt hatten, war der Stolz auf ihre Arbeit anzusehen. Sollte einer von ihnen von dem Heer gewußt haben, das nur wenige Tagesreisen entfernt war, so erwähnte doch niemand das Thema in Tharricks Anwesenheit.
Der Mann, der die Stelle des Schiffszimmermeisters eingenommen hatte, und ein zweiter, der für seine schnellen Reflexe bekannt war, knieten unterhalb des mit glänzendem Kupfer ummantelten Kiels und waren damit beschäftigt, die Pflöcke wegzuschlagen, die den Zweimaster auf seinem Weg blockierten. Angespannt wie die Sehnen eines Ringkämpfers kreischten die Planken unter dem Geburtsschmerz auf, als, begleitet von den Schreien der Möwen, die Pflöcke mit metallischem Klirren nachgaben und das Schiff sich in Bewegung setzte.
Hoch oben im Bug erklang Fiarks Jubelschrei. Zufrieden damit, sich in Arithons Schatten aufzuhalten, schlang Feylind beide Arme in einem Anfall koboldhafter Verzückung um seine Hüften.
Übellaunig und schweißüberströmt, in einer für die Tropen viel zu warmen Tunika, beobachtete Dakar die Vorgänge mit einer ernsten und finsteren Miene. »Was für ein endloses Vertrauen«, schnaubte er verächtlich, als das achtzig Fuß lange Schiff kreischend über den Sand rutschte. Mit einem zögerlichen Beben neigte sich das Boot schließlich zur See herab, wo es die erste Liebkosung salzigen Wassers erfahren sollte. »Ich möchte nicht unter diesem Ding stehen, weder betrunken noch von Sinnen, nicht einmal für genug Gold, mir eine Handelsgaleere zu kaufen.«
Im tiefen Schatten erklang das trockene Gelächter des Schiffszimmerers. »Da sorgt Ihr Euch gewiß zurecht! Ein fetter Säufer wie Ihr, dort unten? Wenn Ihr dort überhaupt genug Platz finden würdet, würde der Herr des Schicksals sich die Gelegenheit kaum entgehen lassen, Eure faulen Gebeine vom Rad zu
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