Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
stoßen.«
Dakars zornige Schmährufe gingen im Lärm unter, als das Boot wieder in Bewegung geriet und über die hölzernen Planken hinabrutschte. Plätschernd landete sie in den aquamarinblauen Gefilden der seichten Bucht, begleitet von den ausgelassenen Schreien der Zwillinge.
Während die Seeleute, die in den Tavernen der Südküste geheuert worden waren, hinterherwateten, um die Leinen aufzufangen und Boote zu Wasser ließen, um das vom Stapel gelassene Schiff an seinen Liegeplatz zu schleppen, war Tharrick unter den ersten Gratulanten. Arithon ließ ein kleines Lächeln aufblitzen, das sogleich verblaßte, als der Blick des ehemaligen Gardehauptmanns zu dem kleineren Boot wanderte, das noch immer verloren auf dem Trockenen lag.
Wortloses Verstehen herrschte in diesem Moment zwischen den Männern. Von den zehn Schiffen, die ursprünglich geplant gewesen waren, war dieser eine Zweimaster im Wasser das einzige Boot, das Arithon nach all den Mühen hatte fertigstellen können. Wie die Fischer sagen würden, führte ihn das Schicksal auf eine Untiefe zu; es war zu spät, auch das zweite Boot zu retten.
Was auch immer in der unsicheren Zukunft lauern mochte, den Arbeitern sollte jegliche Furcht erspart bleiben. Ein Bierfaß wurde herbeigeschafft und auf dem Gelände der Werft angestochen, um den Stapellauf der Khetienn zu feiern, so genannt nach dem paravianischen Namen eines schwarzgoldenen Leoparden, der als Wappentier derer zu s’Ffalenn bekannt war. Nun, da die ursprünglichen Pläne fallengelassen waren und die Arbeiter sich zum Klang der Zinnpfeife eines Matrosen vergnügten, zogen sich Arithon, und, was weit bemerkenswerter schien, Dakar auffällig früh zurück. Während der Kapitän des neuen Schiffes sich mit seiner Müdigkeit entschuldigte, wurde der Wahnsinnige Prophet lautstark vom Bierfaß verjagt. Weil zu umsichtig, mit Männern zu trinken, die durch seinen früheren Groll Schaden gelitten hatten, schlich sich auch Tharrick davon, kaum daß er seinen ersten Krug geleert hatte.
Krachend hallten die Donnerschläge der heranrollenden, winterlichen Brecher durch die verschlafenen Dorfstraßen. Umgeben von den Schatten des Nachmittags unter sturmgeplagten Palmen schritt er an den Fischernetzen vorbei, die zum Trocknen aufgehängt worden waren, zurück zum Haus der Witwe. Der vertraute Duft von Fischeintopf und Speck wurde an diesem Tag jedoch durch ein beunruhigendes Stimmengewirr gestört.
Die Zwillinge waren nicht an ihrem üblichen Platz neben dem Herd, um unter lautstarken Streitereien Erbsen zu schälen. Inmitten der unnatürlichen Stille ihrer Abwesenheit war am Küchentisch der Witwe Jinesse eine Besprechung im Gang.
»Noch heute nacht«, sagte Arithon gerade in einem Tonfall unterschwelligen Bedauerns, »werde ich die Talliarthe auf die offene See hinaussegeln. Es wird keine Spur zurückbleiben. Die Arbeiter sind für die nächsten zwei Wochen bezahlt worden. Diejenigen, die mir gegenüber loyal sind, werden nach und nach abreisen, und der letzte wird das kleine Boot versenken. Wenn der Prinz des Westens mit seinen Galeeren eintrifft, wird er keine Spur mehr von meiner Anwesenheit finden können und auch keinen Anlaß, einen blutigen Krieg anzufangen.«
»Was ist mit der Khetienn?« protestierte die Witwe. »Ihr könnt sie doch nicht einfach zurücklassen. Nicht, nachdem Ihr all Euren Besitz gegeben habt, um sie vom Stapel zu lassen.«
Arithon bedachte sie mit einem freundlichen, geduldigen Lächeln. »Wir haben Vorkehrungen getroffen.« Unter dem giftigen Blick des Wahnsinnigen Propheten fügte er hinzu: »Ein Handelskapitän aus Innish hat Spielschulden bei Dakar. Seine Galeere liegt vor Shaddorn. Sie wird in der Nacht hier eintreffen und mein neues Schiff ins Schlepptau nehmen. Segel, Taue und Ketten sind in Kisten verpackt im Frachtraum verstaut, zusammen mit dem besten Werkzeug aus der Werft. Die Takler in Southshire werden sie auf Kredit gegen einen angemessenen Anteil ihrer ersten Fracht fertigstellen. Mit ein bißchen Glück, bleibe ich in Freiheit und kann sie auslösen.«
Als Tharrick sein Gewicht verlagerte, knarrte ein Bodenbrett. Aufgeschreckt sah sich Arithon um, erkannte, wer dort in der Tür stand und beruhigte sich sogleich mit irritierender Selbstzufriedenheit.
»Ihr wagt viel, mir zu vertrauen«, sagte der verbannte Gardehauptmann. »Solltet Ihr nicht alarmiert sein? Es ist die Armee meines Herzogs, die auf diese Stadt marschiert. Ein Wort von mir, und schon könnte
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