Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
Scimlade schaffen, bis die Soldaten die Straßen absperren.«
Tatsachen, angefüllt mit unerfreulichen Wahrheiten. Auf einem schwerfälligen Ochsenkarren würde so eine Reise Wochen in Anspruch nehmen. Ein Fischlogger mochte die Südküste binnen zwei Wochen erreichen, doch die Khetienn zu suchen, während eine Armee in Alland einrückt, bedeutete auch, Arithons Anonymität zu gefährden. Jinesse sank an ihrem Küchentisch auf einen Stuhl, das Gesicht in den Händen verborgen und die Schultern verzweifelt hochgezogen. Wenn ihre Zwillinge sich an Bord der Talliarthe befinden sollten, so würden sie in der Nähe des Herrn der Schatten nur um so mehr in Gefahr sein, würde sie sich auf die Suche nach ihnen begeben.
Tharricks große Hände streichelten ihren Nacken. »Ich teile Eure Sorge. Und Ihr seid nicht allein. Wenn der kleine Zweimaster erst zu Wasser gelassen ist, so werde ich mich persönlich auf den Weg zur Südküste machen.« Einmal ausgesprochen, schien es ihm richtig, dieses Versprechen gegeben zu haben. »Ob Eure Kinder nun mit der Khetienn gesegelt sind oder ob sie dem Herrn der Schatten zur Last fallen, ich werde beiden folgen und sie sicher zurückbringen.«
Für Jinesse waren die Tage nach der Sonnenwende angefüllt mit Kummer und Sorge. Sie konnte das Ausmaß ihrer Besorgnis nicht einmal mit ihren Nachbarn teilen, die Arithon lediglich als einen respektablen Fremden kannten, der ein talentierter Musiker war und sich auf den Schiffbau verstand.
Die Wirtin des Gasthauses machte kurzen Prozeß mit ihrer Trübsal. »Dieser Mann ist kein Narr. Kümmere dich nur nicht um den fetten Trunkenbold, der bei ihm ist. Er wird deine Zwillinge zurückbringen, gescholten und gezüchtigt, und es wird ihnen trotz ihrer närrischen Eskapade nicht schlecht ergehen.«
Tharrick, der die beängstigenden Tatsachen kannte, die sich hinter ihrem Kummer verbargen, bemühte sich nach Kräften, sie zu trösten. Wenn ihn auch die Arbeit in der Werft Tag und Nacht forderte, nahm er doch seine Mahlzeiten stets bei der Witwe ein und wachte im Kerzenschein während der Stunden vor Tageseinbruch über sie, wenn die Anspannung ihr den Schlaf raubte.
Sie sprachen über das Leben, das sie geführt hatten, Jinesse, verheiratet mit einem Mann, dessen Lebhaftigkeit ihr zurückhaltender Charakter nichts entgegenzusetzen hatte, später die Leere in ihrem Haus, da seine ungestüme Anwesenheit ein Opfer der See geworden war. Tharrick schliff ihre Schnitzmesser, und das Kerzenlicht tanzte über seine Hände, auf denen die Narben seiner vielen Jahre im Dienst der herzoglichen Garde prangten. Die Klingen glitten in alter Gewohnheit über den Schleifstein, wie es zuvor die Schwerter für den Kampfeinsatz so oft getan hatten. Doch Bedauern klang kaum in seiner Stimme an, als er von dem Mädchen erzählte, das einen anderen geheiratet hatte, von dem gebrochenen Herzen, das ihn getrieben hatte, sich der Garde anzuschließen. Später hatten ihn dann die sommerlichen Feldzüge gegen Kalesh und Adruin zu sehr in Atem gehalten, als daß er Zeit gefunden hätte, auch nur an eine Familie zu denken.
Sie sprachen über die Zwillinge, die ihres Vaters Fernweh geerbt hatten, und wieder und wieder endete ihre Unterhaltung damit, daß die Witwe Tränen an Tharricks Schulter vergoß.
Die kurzen Wintertage zogen in rascher Folge unter dem Klang der Schläge der Kalfatererhämmer dahin; und dann, so schnell, daß keine Zeit blieb, Erleichterung zu empfinden, war das kleine Schiff fertiggestellt und zu Wasser gelassen. Sein Name war Feuerpfeil. Mit einer wilden Hast, die gar die Dorfbewohner beunruhigte, statteten die wenigen Männer, die noch auf der Werft arbeiteten, das Schiff mit provisorischen Masten und Takelage aus, um es für die hohe See vorzubereiten.
An jenem grauen, verregneten Morgen, als die Segel aufgezogen wurden, säumten die ersten Kriegsgaleeren den nördlichen Horizont.
An der Küste, aufgeschreckt wie Wespen beim Heraufdämmern einer Naturkatastrophe, beeilten sich die vier Männer, die noch immer auf der Scimlade-Landspitze festsaßen, in grimmiger Hast, die Wünsche ihres Herrn zu erfüllen und alles niederzubrennen, was noch von der Werft geblieben war. Das regnerische Wetter hielt sie auf. Selbst vorbehandelt mit Pech und Terpentin ließen sich die Strohdächer der Hütten nur schwer in Brand setzen. Als endlich auch das letzte Gebäude in Flammen stand, war die Flotte schon sehr nahe. Mit bloßem Auge waren ihre Banner und Flaggen zu
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