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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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erkennen, die Wappen Avenors und Alestrons, gefaßt in goldenen Stickereien auf einem zornigroten Hintergrund und eisigem Blau. Die Fanfarenschreie der Trompeten erteilten Anordnungen, die selbst das windgetragene Dröhnen der Trommelschläge übertönte. Die Ruderer an Bord der Galeeren erhöhten ihren Schlag, bis sie Angriffsgeschwindigkeit erreicht hatten, und von ihren Rudern stieg kalter Sprühnebel auf, der von der Brise davongetragen wurde.
    Bis zu den Hüften im Wasser, schrie der hurtige, zierliche Seemann, der angeheuert worden war, als Kapitän auf der Feuerpfeil zu dienen, den Männern an Land zu, sie sollten sich beeilen, während er das Beiboot in der Brandung festhielt. Tharrick erhaschte gerade noch einen Blick auf die verlorene Gestalt der Witwe, die in schwarze Tücher gehüllt in den Dünen stand, als er sich über die Bordwand zog und nach den Rudern griff.
    Er kannte Jinesse gut genug, zu wissen, wie elend sie sich in diesem Augenblick fühlte, und die Gewißheit, daß sie nun weinte, schmerzte ihn zutiefst.
    »Pullen!« Behende balancierte der ergraute Kapitän sein Gewicht auf der Bank zu achtern, als das Boot unter dem zaghaften Schlag seiner Mannschaft Fahrt aufnahm. »Ich habe mir nicht die verdammten Finger beim Flicken des übriggebliebenen Segeltuches aufgerissen, nur um jetzt zuzusehen, wie unser Schiff in der Bucht niedergebrannt wird.«
    Einer der Männer, die das Boot kraft ihrer Muskeln in tieferes Gewässer geleiteten, verfluchte sein aufgeschürftes Handgelenk, ehe er sich gehetzt umsah. Mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen erkannte er, daß die Galeeren in einer schier unglaublichen Geschwindigkeit nähergekommen waren. »Die müssen Dämonen an den Rudern haben.«
    Die drohende Gefahr zerrte gewaltig an Tharricks Nerven. »Das sind Herzog Bransians Kriegsschiffe. Seine Ruderer sind keine peitschengetriebenen Verbrecher, sondern Söldner.«
    »Sollen verrotten!« keuchte der schweratmende Kapitän. »Vergeßt sie. Rudert und betet, daß uns das Glück hold ist und Regen schickt.«
    Das gerade erst zu Wasser gelassene Schiff war mit der Takelage eines Loggers ausgestattet. In dem trüben Wetter kaum zu sehen, mochte es durchaus für ein Fischerboot gehalten werden. Die Entfernung von den Galeeren lieferte ihnen Anlaß zur Hoffnung. Verschwand das Schiff erst am Horizont, würde die Flotte des Herzogs kaum einen Grund sehen, ein Boot zu verfolgen, daß aussah, wie eine schlichte Fischerschmacke.
    Tharrick schloß die Augen und legte sich mit seinem ganzen Gewicht in die Riemen. Weit besser als seine Begleiter, die mit ihm flüchteten, wußte er um die Effizienz der Heeresausbildung und der Angriffstaktiken der Soldaten Alestrons. Eiskalte Furcht spornte ihn zu wahren Höchstleistungen an. Sein Schicksal würde weitaus Schlimmeres als Peitschenhiebe bereithalten, sollten seine ehemaligen Befehlshaber ihn erneut in ihre Gewalt bekommen. Dieses Mal würde es keinen Zweifel an seiner Kollaboration mit Arithon s’Ffalenn geben.
    Als das Boot endlich längsseits des schnittigen Rumpfes der Feuerpfeil ging, waren die Brandnarben auf Tharricks Handflächen aufgebrochen und mit Blasen überzogen. Stechende Schmerzen quälten ihn, als er an Bord kletterte. Gemeinsam mit den Seeleuten machte er sich an die Arbeit und quittierte fluchend die Splitter, die sich in seine Haut gruben, während er an den Segeltauen zerrte. Es gab kein Focksegel an den provisorischen Masten, nur zwei plumpe, im Wind flatternde Schleppsegel vorn und achtern. Das traurige, alte Segeltuch, das von einem Wrack stammte, war fleckig und schäbig und roch nach Moder.
    Der Kapitän faßte die Zukunftsaussichten der Feuerpfeil in harschen Worten, angereichert mit Schmähungen, zusammen. »Das Luder wird sich ganz einfach in einer Nebelbank oder einer Schlechtwetterfront verbergen, aber sie ist dem Wetter ausgeliefert wie ein abgestochenes Schwein dem Herd. Eine verdammte Schande. Hat doch ’ne grandiose Linienführung. Mit anständiger Takelage könnt’s fliegen.«
    Als die Segel aufgespannt waren und sich knarrend mit Wind füllten, sah Tharrick, daß die näherkommende Flotte ausschwärmte und Gefechtsformation einnahm. Ein Teil der Schiffe machte sich bereit zur Verfolgung, die anderen beschrieben einen weiten Bogen, um sie einzukreisen. Mit einer unfaßbaren Geschwindigkeit war die Feuerpfeil schon jetzt geschlagen.
    Der grauhaarige, zierliche Kapitän lief nach achtern zum Ruder, einer schlichten Konstruktion,

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