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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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über unwirtlichen Boden wandern zu müssen, als zweitrangig. Er und Arithon belauerten sich gegenseitig, der Wahnsinnige Prophet in gereizter, morbider Faszination, der Herr der Schatten hingegen mit der wölfischen Zurückhaltung eines Mannes, der sich wehrlos wußte.
    Keiner von ihnen hatte Interesse daran, die Spätwirkungen ihrer gemeinsamen Erfahrung in der Schlucht auszuprobieren.
    Mitternacht ging vorüber. Die Sterne über den Tälern von Vastmark beschrieben ihre Bahnen wie winzige Funken eines aufgewühlten Feuers. Die Kelhornberge erhoben sich um sie herum wie ein Gefängnis aus kahlen Felswänden. Wie schwarzes Glas ragten zerklüftete Riffe dem Himmel entgegen, während anderenorts dicke, winterliche Eisbrocken die Felsspalten unter sich begruben.
    Aus der Höhe dieser Schneefelder wehte ein bitterkalter Wind in die feuchten Niederungen herab und zerrte an den toten Gräsern und den braunen, welken Farnen. Dakar biß die Zähne zusammen, um ihr Klappern niederzuringen. Verzweifelt wünschte er, er hätte sich einen zusätzlichen Mantel eingepackt, denn Arithon und er hatten jeden Fetzen warmen Stoffes genutzt, um Ghedair warm einzupacken.
    Der Knabe ruhte in einer provisorischen Schlinge über den Schultern des Schattengebieters, eingewickelt wie eine Teppichrolle, an deren Rand ein Schwall heller Haare hervorragte. Das schmerzhafte Pulsieren seines Fußgelenks hielt ihn wach. Bei jedem Stolpern, jedem leisen Ruck, verursacht durch den unebenen Untergrund, wimmerte er leise.
    Von dem stillen Leib in seinen Armen nicht minder qualvoll berührt, mühte sich Dakar über eine weitere, ausgetrocknete Wasserrinne in die Tiefe, die sich allmählich zu einer engen, feuchtkalten und finsteren Schlucht verjüngte. Moder bedeckte die von dürren, skelettartigen Farnen bewachsenen Wände. Weiter oben, wo die Riffe in massives Felsgestein übergingen, mochten sich an einem solchen Ort unzählige Wyvernhöhlen verbergen. In einer Finsternis, die in wärmeren Monaten von allerlei Insekten und Fledermäusen belebt sein mußte, suchte sich Dakar unsicheren Schrittes einen Weg über schlüpfrige Schieferplatten, ehe er einen heftigen Fluch über die Hinterlassenschaften von Nutzvieh ausstieß, als er ausglitt und beinahe in einem Haufen frischen Schafmists gelandet wäre.
    Aus vier Schritten Entfernung starrte Arithon ihn an, und seine Wachsamkeit wich einer amüsierten Miene. »Dann sind wir wohl ganz in der Nähe der Herde?«
    Dakar knurrte eine letzte Schmähung und fügte hinzu: »Der Dreck stinkt wie die Ausdünstungen Sithaers.«
    »Dann sei vorsichtig.« Arithons Lippen verzogen sich zu einem kurzen Grinsen aufblitzender Zähne. »Ivel, der blinde Seiler, wird dich sonst nicht Wiedererkennen. Andererseits könnte er dich dann auch nicht mehr mit einem Bierfaß verwechseln, das zum Trocknen in der Sonne liegt.«
    »Das hat dieses blinde Bleßhuhn getan?« Mühevoll jonglierte Dakar seine Last, ehe er die Bogensehne und die Schnur mit der Lyranthe lockerte, die sich schmerzlich in sein Fleisch gruben. »Bei Dharkaron! Wenn dieser spitzzüngige Hurensohn noch sein Augenlicht hätte und sein eigenes Gesicht sehen könnte, würde es ihm die Sprache verschlagen. Den Rest seines Lebens würde er seine häßliche Visage in einem Sack verstecken.«
    »Dakar! Wo bleibt dein Sinn für Humor?« In Schlangenlinien durchquerte Arithon die Schlucht, war für kurze Zeit den Blicken Dakars entschwunden und tauchte dann als schwerbeladene Silhouette in dem mondbeschienenen Tal wieder auf. »Ivels mieses Gerede gehört doch zum Alltag in der Werft. Davon wird niemand verschont. Außerdem legt er großen Wert auf Ehrlichkeit.«
    »Der heimtückischsten Schlange würden sich die Schuppen aufrichten, angesichts Ivels Verhältnis’ zur Wahrheit!« Dakar glitt auf einem vorspringenden Felsen aus, schlug sich den Ellbogen an und tauchte mit weiteren blumigen Schmähungen auf den Lippen in der Ebene auf.
    Es dauerte einen kurzen Augenblick, ehe ihm klar wurde, warum Arithon zu sprechen aufgehört hatte. Ein gelbes Licht hüpfte ungleichmäßig über den stechginsterbewachsenen Hang am Rand des Tales.
    Der Herr der Schatten stieß einen Schrei aus, um den Suchenden auf sich aufmerksam zu machen, und sein Ruf hallte aus allen Richtungen von den Felsen dieser ungastlichen Gegend zurück. Schon beschleunigte er seine Schritte, um die Distanz zu der Lampe, die sich nun in einer anderen Richtung bewegte, zu verkürzen.
    Davon überzeugt, daß

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