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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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diese Eile lediglich einen Vorwand liefern sollte, seiner Gesellschaft auszuweichen, beeilte sich Dakar, mit seinen kurzen Beinen Schritt zu halten.
    Der Fackelträger entpuppte sich als junge Frau mit einem kurzen Bogen und einem Köcher stahlbewehrter Pfeile. Hoch aufgeschossen und flink wie ihre nomadischen Vorfahren, erklomm sie den Hang, um ihnen entgegenzukommen. Ihren braunen Schäferumhang hatte sie zurückgeschlagen, um ihre Beine von dem behindernden Stoff freizuhalten, und ihre Kapuze flatterte trotz der Kälte im Wind.
    Der Rest von ihr war jedoch warm eingewickelt. Schnürstiefel mit Stulpen schützten ihre Füße, und ein fest verschnürtes, safrangelbes Hemd wärmte ihren Leib. An einem Gürtel in Taillenhöhe hing stets greifbar ein langer Lederriemen, der dazu diente, die Schafe in einem Notfall festzubinden. Der kalte Wind hatte ihr hervorspringendes Kinn gerötet, und an ihren langen, honigblonden Zöpfen klimperten kleine Bronzeschellen.
    Dakar erinnerte sich vage, daß ein verrückter hiesiger Brauch derartigen Plunder zu Talismanen erklärte. Dissonante Klänge entfleuchten den Glöckchen, als sie fackelschwingend auf das Ufer des ausgetrockneten Flußlaufes zustürzte. »Ghedair? Habt ihr Ghedair gefunden?«
    »Dalwyn!« keuchte der Knabe auf Arithons Schulter.
    »Ath sei gesegnet!« rief die Frau erleichtert, und ihre Anspannung löste sich in einem schrillen Ton. »Kind, Cait hat dich die ganze Nacht gesucht!« Ohne sich auch nur umzusehen, warf sie ihre Fackel in Dakars Richtung und drängte näher heran, um den Blondschopf zu küssen, der aus den warmen Umhängen herauslugte.
    »Vorsichtig, er ist verletzt.« Von dem scharfen Schafsgestank, der von ihren Kleidern aufstieg, seines Atems beraubt, zeigte sich Arithon doch ruhig und duldsam. »Wenn Ihr Euch einen Augenblick geduldet, werde ich ihn von den Schultern laden. Seid Ihr eine Verwandte?«
    Die Frau mit Namen Dalwyn zuckte zurück. Wachsamkeit zeigte sich in ihren geweiteten Augen, nun, da sie erkannt hatte, daß die beiden Männer nicht zu ihrer Sippe gehörten. Ihre Verwirrung machte sich im singenden Tonfall ihres Vastmark-Dialekts bemerkbar. »Wo ist Jilieth? Habt Ihr Ghedairs Schwester gefunden?«
    Die Fackel in Dakars Hand machte es ihr unmöglich, dem Anblick des blutigen Bündels auf seinen Armen zu entgehen.
    »Ath, sei mir gnädig!« keuchte sie, und ihre aufgesprungenen Hände zeichneten rasch ein Bannzeichen zur Abwehr eines schicksalhaften Unglücks in die Luft. Fragend blickte sie erneut Arithon an, doch wurden seine Worte nicht gebraucht. Schon hatte sie die Hoffnung aufgegeben, ungehindert zeigten sich nun die spitzen Knochen, die sich scharf unter der Haut ihres von Armut und Not ausgemergelten Leibes abzeichneten.
    Dakar beachtete sie kaum. Seine ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Erkenntnis, daß sein Gegenspieler müde oder immer noch völlig ausgelaugt war.
    Nur das konnte erklären, warum seine Meisterbardengabe ihn nicht davor bewahrt hatte, seine üblen Nachrichten mit einem solchen Mangel an Takt abzuliefern.
    Dann endlich regte er sich, verspätet, zu spät. Arithon entriß Dakar die Fackel und hielt sie vor seinen Leib, um der weinenden, gramgebeugten Frau die Zuflucht milden Schattens zu gewähren, in dem sie ihre Tränen unbeobachtet vergießen konnte. »Wir haben getan, was wir konnten, und sie hat nicht mehr leiden müssen. Sie ist ganz leicht gestorben.«
    Als Abkömmling eines Volkes, das Not und Elend nur allzu gut kannte, wischte sich Dalwyn mit ihren schwieligen Händen über die Wangen. »Die Mutter der Kinder war meine Schwester. Sie ist vor zwei Jahren bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen.« Mit einem harten Bimmeln ihrer Glöckchen richtete sie sich auf, seufzte und streichelte Ghedairs Schopf, um ihn zu beruhigen. »Ghedairs Vater hat es hart getroffen. Ihn selbst hat das Unglück, das ihm die Frau genommen hat, zum Krüppel geschlagen. Die Kinder sind alles was er hat und seine einzige, lebendige Hoffnung für die Zukunft. Außer einem befreundeten Hirten hat er nur noch mich und den Jungen, sich um seine Herde zu kümmern.« Voller Unruhe blickte sie sich nach dem Bündel um, das Dakar an seine Brust gepreßt hielt. »Wie Ihr seht, sind wir drei nicht genug, für die Segnungen zu sorgen, für die wir die Verantwortung tragen.«
    Arithon widersprach heftig. »Jilieth war eigensinnig. Das war nicht Euer Fehler, und Ghedair hat ebensoviel geleistet wie ein erwachsener Mann. Führt

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