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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Geruchssinn etwas auffing, das vage an vom Wind herbeigetragenes Ozon erinnerte, hielt er abrupt inne. Sofort sandte er seine Wahrnehmung hinaus in die Finsternis, bis er die scharfe Schwärze der Nacht selbst schmecken konnte. Er fand nichts. Das Flackern war nicht durch einen Blitz verursacht worden.
    Flache Wolken erstreckten sich über die Berge wie ein Netzwerk unebenmäßiger Bewegung.
    Nirgends erkannte er die verschlungenen Energien magischer Banne. Von tiefer Sorge ergriffen, gelang es ihm nicht, eine Erklärung dafür zu finden, daß die Elemente selbst ihn so sehr mit Unbehagen erfüllten.
    Ein Schäfer prallte direkt gegen ihn und murmelte eine leise Entschuldigung. Reglos versenkte Dakar seine überbeanspruchte Aufmerksamkeit im Netz natürlicher Gewalten, mühte seine ermatteten Fähigkeiten zu ergründen, ob er sich dieses schwache Aufflackern verirrter Energien nur eingebildet hatte. Doch nichts außer der scheußlichen Erkenntnis des Todes, den die Kälte über Gras und Farne bringen würde, war geblieben. Scheinbar gänzlich unbemerkt, war der Winter angebrochen und ein Fragment prophetischen Wissens seiner Aufmerksamkeit hoffnungslos entglitten. Als sein Zögern zu lange währte, die Schäfer ihrer Verunsicherung Ausdruck verliehen, blieb ihm keine Wahl, als sie wieder zu beruhigen und weiter den Berg hinauf zu drängen.
    Waren erst seine Männer in Sicherheit, so mußte er die erste Gelegenheit ergreifen, zurückzukehren, um Arithon von jener Vision zu erzählen, in der ein Attentäter lauerte, sein Leben zu fordern.
    Dakar rutschte auf der steilen Böschung aus, schlug sich das Knie an einem Felsen auf und unterdrückte mannhaft sein Bedürfnis, wüste Verwünschungen laut hinauszuschreien. Ath wußte, daß diese Berge die Empfindungen der Feinde kannten; sie würden wissen, ob einer von ihnen Arithon aus dem Hinterhalt niederschießen und töten würde.
    Den Pfeil, den er auf einem verregneten Hang vorhergesehen hatte, abzufeuern, würde so erschreckend einfach sein.
    Gepeinigt von den Schmerzen des Zweifels, mühte sich Dakar voran, weiter hinauf zu der Ansiedlung auf der Hochebene. Inzwischen waren selbst die Bogenschützen von dem ständigen Kampf gegen die stürmische Brise ins Stolpern geraten, während sie unter Aufbietung all ihrer Kraft immer weiter den Hang hinaufkletterten. Der heftige Temperatursturz machte ihre letzte Wegstunde zu einer gefährlichen Rutschpartie über Felsen, auf denen sich innerhalb kürzester Zeit eine glatte Eisschicht gebildet hatte. Der Wahnsinnige Prophet, der sich nicht minder verzweifelt als die Männer, die er geführt hatte, nach Wärme sehnte, krabbelte sogleich unter das erste Obdach, das ihm geboten wurde. Bis ins Mark litt er Schmerzen, verursacht von den vielen Stunden, während derer seine magische Wahrnehmung beständig den Anforderungen erhöhter Aufmerksamkeit unterworfen gewesen war. Nun, in einem feuchten Zelt auf einem windumtosten Berg, nahm er dankbar die heiße Suppe aus den Händen eines Hirtenkindes entgegen, das, in die troddelgezierten Tücher irgendeines Großmütterleins gewickelt, ihn mit großen, runden Augen betrachtete.
    Naß und müde legten die Schützen ihre Köcher ab und lösten die Sehnen aus ihren Eibenbögen. Eingehüllt in geliehene Decken oder Schaffelle, schliefen sie im Sitzen ein, kaum daß sie ihre Arbeit getan hatten. Im Licht der hin und her schwingenden Lampe behandelten zwei Hirtenmädchen die Hunde mit einer Paste aus Kräutern und Hammelfett. Der Geruch von Fleisch, frischem Blut und nassem Schafsfell erfüllte die Luft. Dakar strengte seine geröteten Augen an und erkannte wenig überrascht in der rauchgeschwängerten Luft ein Mutterschaf, das außerhalb der Saison Lämmer geworfen hatte und nun gleich neben ihm mit überkreuzten Vorderläufen döste. Zwischen den Lämmern lag ein kleines Kind, das in der Wärme ihrer grauweißen Wolle tief und friedlich schlummerte.
    Draußen prasselte der Regen hernieder, und der Wind pfiff um die Felsen, während die Schafe sich in erbärmlichen Knäueln dicht aneinander drängten. Ein Posten lieferte seinen Bericht ab. Halb schlafend über seiner Suppe, schreckte Dakar hoch und fing im letzten Augenblick den kippenden Teller auf. Die Sorge war unnötig. Längst war die Brühe erkaltet und geronnen. Viel zu müde zu fluchen, wandte er sich an den alten Mann, der sich um das Feuer bemühte: »Arithon – ist er gekommen?«
    »Nein.« Die Antwort gab ihm ein Clankundschafter,

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