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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Bemühungen wären umsonst gewesen. Dakar heulte laut auf, bei diesem Gedanken. Die furchtbare Drohung des Nebelgeistes würde allein durch seine unfaßbare Sorglosigkeit und die träge Entwicklung einer Loyalität, die er um blinder Voreingenommenheit willen allzu lange von sich gewiesen hatte, ihren Tribut fordern.
    Er versuchte zu schreien, doch der Wind riß ihm die Worte von den Lippen. In dem steten Prasseln des Regens auf den Felsen und dem Plätschern abfließenden Wassers über kahle, steinerne Rinnen gelang es ihm nicht, sich verständlich zu machen. Aber wie durch einen grausamen Trick der Natur trug der Wind von einer erhöhten Deckung in erschreckender Klarheit das Sirren einer Bogensehne an seine Ohren. Gleich darauf erklang das Summen des Pfeiles, der seiner Verabredung mit einem lebendigen Ziel entgegenflog.
    Dakar blieb keine Zeit, einen Zauber zu wirken, den Stahl zu beherrschen, die Luft zu krümmen und Holz und Federn im Fluge aufzuhalten. Auch schlugen seine verzweifelten Bemühungen, Sethvir zu Hilfe zu rufen, in dem Regenchaos fehl. Die vergängliche Sekunde, die ihm zum Eingreifen geblieben war, zog vorüber. Arithon tat jenen verhängnisvollen letzten Schritt. Nun stand er ganz allein an jenem vorherbestimmten, schicksalhaften Punkt.
    Da war nichts mehr auf Erden oder im Himmel, was ein schweratmender, fetter Zauberbanner noch tun könnte.
    Und der Wahnsinnige Prophet warf seinen eigenen, plumpen Leib zwischen den Pfeil und sein Ziel, bot sich selbst als Schutzschild Arithons dar.
    Nur ein Sekundenbruchteil blieb ihm, vor dieser Torheit zurückzuschrecken, sich der Wahrscheinlichkeit bewußt zu werden, daß der verborgene Schütze ganz einfach einen zweiten magischen Pfeil abschießen würde, um das vereitelte Werk des ersten zu vollenden. Für die Dauer eines Herzschlages zürnte er angesichts der Sinnlosigkeit seiner Tat, trauerte um all die Dinge, die er unbesehen hatte vorüberziehen lassen.
    Dann schlug der Pfeil in sein Fleisch. Der Aufprall schleuderte ihn mit dem Gesicht voran zu Boden, und der Schmerz verwandelte seine Reue in unsägliche Pein.
    Noch während Dakar auf dem Kies aufschlug, arbeitete er an dem Gegenzauber, der seiner Sterblichkeit mit der Magie langen Lebens abhelfen sollte, doch schon sein erster Versuch wurde von innen heraus zunichte gemacht. In all dem Blut erkannte er stöhnend etwas weit Gefahrvolleres als den reinen Stahl. Gepeinigt biß er die Zähne zusammen. Wäre er nicht ein Zauberbanner in der Lehre eines Bruderschaftszauberers, er hätte kaum die Spuren unauffälliger Magie zu entdecken vermocht: die kristallgenährte Resonanz eines Korianisiegels, gewirkt in aller Heimlichkeit, um sicherzustellen, daß die Wunde, die dieser Pfeil schlug, tödlich sein würde.
    Er keuchte. Regen füllte seine Augen. Jeder Muskel in seinem Leib verkrampfte sich, und die schmerzlichen Qualen entlockten ihm ein klägliches Wimmern. Er fühlte, wie das Blut aus der Wunde strömte. Sein Instinkt verlangte beharrlich, daß er dieses Siegel und jenen Bann wirken mußte, um die Blutung zu stoppen, um das zerfetzte Gewebe zu versiegeln und sich sein Leben zurückzuerobern.
    Dann aber überflutete eine gewaltige Woge der Benommenheit sein Bewußtsein. Er konnte nicht mehr denken, sich nicht länger konzentrieren, konnte die zerfaserten Bande seiner Selbstdisziplin nicht wieder einsammeln.
    Fünfhundert Jahre mühsamer Lehrzeit, und nun mangelte es ihm an den Mitteln, das vergängliche Wirken eines einzelnen Todessiegels des Ordens von Koriathain aufzuheben.
    Ihm blieb genug Zeit, die Ironie zu erfassen. Dieser magische Pfeil schmerzte um das Tausendfache mehr als die Messerwunde, die er einem verärgerten Ehemann verdankte, weil er einst einer Küchenmagd einen Kuß gestohlen hatte, eine Narretei, die ihm am Ende jene ungeliebte Aufgabe im Dienste Arithons eingebracht hatte.
    Dann legte sich tiefe Finsternis über seine Sinne. Tränen der Reue vermengten sich mit den eisigen Regentropfen auf seinen Wangen, und er wußte, er würde sich nicht heilen, nicht das entfleuchende Leben in seinen Leib zurückrufen können. Er würde aus dem Rad des Schicksals stürzen und sich Daelions Urteil stellen müssen, ohne auch nur zu erfahren, ob Arithon überleben durfte.
    In all dem Elend rief dieser Gedanke seinen Zorn wach.
    Er war nicht einmal mehr imstande, seine Aufmerksamkeit für die wenigen Minuten aufrechtzuerhalten, die es dauern würde zu erfahren, welche Folgen sein Versagen zeitigen

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