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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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reißen, und du besitzt die Frechheit, dein Gerede an mich zu verschwenden.« Verärgert schnaubte Kharadmon über die Tischfläche und brachte Bewegung in die verstreuten Manuskriptseiten. »Nun, ich wäre gewiß weniger erregt, wenn irgend jemand dafür sorgen würde, daß dieser verrückte Prinz von diesem närrischen Zeitvertreib abläßt.«
    Keiner der Bruderschaftszauberer fand sich freiwillig bereit, dieses Amt zu übernehmen, und Luhaine gestattete sich die Bemerkung, daß es bei weitem nicht das Schlimmste wäre, was, angesichts des lebensverlängernden Zaubers Daviens, geschehen konnte, sollte Arithon tatsächlich unter die Räder seines Fahrzeuges geraten.
    Während Sethvir mit Augen, so ausdruckslos wie Fensterglas, den Schmetterling betrachtete, der sich auf seinen Fingern niedergelassen hatte, feindeten sich seine körperlosen Brüder wie gewohnt gegenseitig an.
    Draußen, ihrem Zugriff entzogen, vollführte das Objekt der Streiterei noch immer unter den spürbar angstvollen Blicken eines halben Dutzends höfischer Zuschauer seine wilden Spielchen.
    Der oberste Stallmeister von Havish war viel zu beschäftigt, sich um die allgemeine Aufregung zu scheren. Die Beine um den Leib eines schnellen, gewandten Ponys geschlungen, kauerte er sich tief in den Sattel, während er mit größtmöglicher Ruhe endlose Anweisungen brüllte.
    Sein Schüler mochte von königlichem Blute sein, doch war er keineswegs zu stolz, sich der Vernunft zu verschließen. Ruhig hielt Arithon über den dahinfliegenden Wagenrädern die Zügel in der Hand. Mit der Ehrfurcht eines Mannes, der Pferde liebt, führte er das Gespann in weitem Bogen schwungvoll durch eine Wende. Der Wagen, ein leichtes Gefährt aus Leder und Holz, hüpfte wild wie ein Holzsplitter in einem Mühlgerinne über die Wegstrecke. Das Rattern der Deichsel und das Knirschen des Eichenschaftes am Geschirr der Tiere steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm, der doch nicht laut genug war, den Jubelschrei des Wagenlenkers zu übertönen.
    Zusammengekauert hockte der Wahnsinnige Prophet auf der Kalksteinmauer am Rande des Turnierplatzes und zupfte unruhig an den Efeuranken. Im Gegensatz zu dem jungen König, der neben ihm den gestreckten Galopp der Pferde mit finsterer Miene verfolgte, blieb seine Stirn unberührt von Sorgenfalten. Arithon s’Ffalenn war nicht in Gefahr, durch einen Unglücksfall als Krüppel zu enden, wie ihm seine Gabe der Weissagung versichert hatte. Solchermaßen frei, sein Sinnieren auf arglistigere Überlegungen zu konzentrieren, fragte Dakar gehässig: »Was denkt Ihr, welche Pläne sich hinter dieser morgendlichen Lehrstunde verbergen?«
    Diese Frage brachte ihm eine ganze Minute des bohrendsten Blickes ein, dessen der König fähig war.
    Schweiß benetzte das Gesicht des Wahnsinnigen Propheten. »Könnt Ihr denn anderes erwarten, Euer Majestät?« verteidigte er sich, wenn auch nur, um der schweren Last dieses allzu ruhigen, allzu ergrimmten Blickes zu entkommen. »Arithon hortet Wissen, wie die s’Brydions Waffen horten, und er tut es aus dem gleichen Grund.«
    Noch immer schwieg der König. Ruhig wartete er, bis sein Stallmeister und der offensichtlich wahnsinnige Wagenlenker das Gefährt unter ausgelassenem Geschrei angehalten hatten. Während livrierte Stallburschen herbeieilten, die Zügel des Gespanns zu übernehmen, und drei Hofdamen endlich aufhören konnten, den Atem anzuhalten, sprang Arithon mit windzerzaustem Haar von dem Gefährt herunter.
    Die königliche Erkundigung, die seine Majestät ihm in bezug auf den militärischen Nutzen schneller Gespanne entgegenbrachte, fiel so wuchtig wie ein Hammerschlag auf Felsgestein.
    Wie abgerissen verstummte sein Gelächter, als er stehenblieb und den jungen König betrachtete, der ihm den Weg versperrte. »Beliebt Ihr zu scherzen?« fragte er ungläubig, doch er erhielt keine Antwort.
    König Eldir war nicht geneigt, nachzugeben. Seinem toleranten Wesen zum Trotz, waren seine Nerven nun zum Zerreißen gespannt, während die süßen Sommerdüfte, das Aroma von Gräsern und Blumen, von dem martialischen Geruch des Leders, der erhitzten Pferde und des geölten Stahls schier erdrückt wurde.
    Kurz flackerte der Zorn des s’Ffalenn auf, sogleich von seinem Meister unterdrückt. »Vergebt mir, Euer Hoheit, ich sehe, Eure Frage war von größtem Ernst geprägt.«
    Arithon entließ die Stallburschen mit einem kurzen Wink, woraufhin diese die schnaubenden Tiere zu den Ställen führten, und ein

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