Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
wollte man eine Rüstung mit einem Strohhalm durchbohren. Als sie schließlich drei Wochen eingesperrt und ihrer Dolche beraubt waren, trugen sie alle so wilde, wuchernde Bärte wie der Herzog selbst. Keldmar verfluchte ihre tote Mutter, seine beiden Brüder geboren zu haben, und Mearns Nerven standen kurz vor einer Explosion, die ihn ohne Zweifel dazu treiben würde, sich mit den Zähnen durch den steinigen Boden Vastmarks zu beißen.
    Parrien wartete auf der Pritsche mit zusammengekniffenen Augenlidern auf den nächsten Streit. Wie stets versetzten die glatten Beleidigungen seines jüngsten Bruders Keldmar in Rage. Müßig und zu Tode gelangweilt fragte sich Parrien, ob ihre Bewacher wieder durch ein Loch in den Fensterläden mit Pfeilen nach ihnen stechen würden, um Keldmar daran zu hindern, Mearn mit bloßen Fäusten bewußtlos zu schlagen.
    Statt dessen sprang der schmalere der beiden Streithähne plötzlich auf, den Kopf fragend zur Seite gelegt. Aufmerksam und nervös wie ein Wiesel, konzentrierte sich Mearn voll und ganz auf ein Geräusch jenseits der Tür. »Hört doch«, sagte er aufgeregt, während er seinen Brüdern mit einer Geste bedeutete zu schweigen.
    Dann hörten sie es alle. Der sanfte Dialekt eines südländischen Clankriegers wurde von heftigen Flüchen übertönt, hervorgebracht mit der Stimme ihres Bruders, des Herzogs.
    Parrien sprang auf, von den auffliegenden Fasern sogleich zu einem heftigen Hustenanfall getrieben. »Ath! Sie haben Bransian.«
    »Hoffen wir, daß wir uns irren«, knurrte Keldmar, das Kinn noch immer vorgereckt wie eine wütende Bulldogge. »Er ist der einzige, der uns noch befreien kann.«
    Gleich darauf wurde außen an der Tür der Riegel zurückgeschoben. Die massive Holztür öffnete sich und wurde sogleich von dem mächtigen Leib ihres ältesten Bruders ersetzt.
    »Was ist geschehen?« rief Mearn. »Bist du ein Gefangener? Wurdest du mißhandelt?«
    Durch die Düsternis nurmehr als schattenhafte Gestalt erkennbar, beendete der Herzog von Alestron seine Schimpftirade und überschritt die Schwelle.
    In einer Ecke hatten sie einen Kerzenstummel aufbewahrt, den Mearn, der ihm am nächsten stand, nun entzündete. Mit den Händen schützte er die unruhige Flamme vor der steten Zugluft. Flackerndes Licht fiel auf Bransians zerzausten braunen Bart, seine steingrauen Augen und die wilden Fransen des Schäferumhangs, den er sich über die Schultern und den Arm gelegt hatte und der eine Schlinge zu verbergen schien. Bei näherer Betrachtung kam ein Leinenverband zum Vorschein, den alte Blutflecken aus einer klaffenden Wunde am Unterarm verunzierten.
    »Was haben sie dir angetan?« verlangte Keldmar heiser flüsternd zu erfahren.
    Tief atmete der Herzog ein. Gedämpftes Licht spiegelte sich in den zerkratzten Gliedern seines Kettenhemdes, die zwischen den zerfetzten Überresten seines Wappenrockes hindurchschimmerten, als er gedankenverloren, doch keineswegs erzürnt erklärte: »Sie haben gar nichts getan.« Sein Bart zuckte und gab den Blick auf zwei Reihen strahlender Zähne frei. »Und ich muß ihr Urteilsvermögen anerkennen, aber Ath weiß, daß ich uns unsere Torheit so wenig vergeben werde wie der Herr des Schicksals persönlich. Wir wurden getäuscht. Eine ganze Division unserer Söldner haben wir um der falschen Ziele und eines närrischen Mißverständnisses willen geopfert.«
    »Was? Hast du den Verstand verloren?« Mearn stieß gegen die Kerze, fing sie mit der linken Hand, ehe sie umstürzen konnte, und erhob sich ruckartig. Die Flamme der Kerze in seiner Faust schrumpfte unter dem Luftzug zusammen, und der Docht spie rote Funken.
    »Ich habe keine Kopfverletzung erlitten«, protestierte Bransian pikiert. »Brüder, wir haben in diesem Krieg bisher auf der falschen Seite gekämpft.«
    »Dir hat doch jemand das Gehirn aus dem Schädel geprügelt!« Rasch verzog sich Parrien wieder auf seine Pritsche und fixierte den Verwandten mit sengendem Blick, während Keldmar seinen älteren Bruder vollkommen perplex mit offenstehendem Mund anstarrte.
    »Erklär uns das«, schnappte Mearn und trat näher.
    »Ich sage, wir haben versucht, den falschen Mann zur Strecke zu bringen.« Ehe die Flamme sein Barthaar in Brand stecken konnte, schob Bransian die Kerze von sich. »Habt ihr gewußt, daß Lysaer s’Ilessid ein Halbbruder Arithon s’Ffalenns ist?«
    Mearn zuckte zusammen, wohingegen sich auf Keldmars Zügen neuerwachtes Interesse spiegelte. »Wer sagt das?«
    »Erliens

Weitere Kostenlose Bücher