Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Zeit, während derer der Krieg ihn von seinem frisch angetrauten Weibe ferngehalten hatte. »Wir sind schon seit drei Wochen hier, aber dieser verstohlene hochwohlgeborene Zauberer hat sich nicht einmal blicken lassen.«
    »Nur keine Sorge«, entgegnete Bransian im Brustton der Überzeugung. »Seine Hoheit wird noch heute morgen hier eintreffen.« Dann, als würde ihm jetzt erst die Bedeutung von Parriens Worten zu Bewußtsein kommen, schlug er sich kichernd mit der Hand auf den Oberschenkel. »So lange seid ihr schon in dieser Hütte eingepfercht? Und ihr habt euch nicht gegenseitig die Schädel eingeschlagen? Bei Dharkarons potenten Eiern, ich glaube, ich bin soeben Zeuge eines wahrhaftigen Wunders geworden.«
     
    Vorgewarnt durch die frostige Spannung, die sich unter den Wachen vor der Hütte ausbreitete, hörte Mearn auf, wie eine Raubkatze durch ihr Gefängnis zu streifen und stellte sich hinter der Tür auf. Ohne einen einzigen Bissen zu sich genommen zu haben, legte Bransian sein Stück Brot nieder, während Keldmar seinen Bruder Parrien mit einem gezielten Tritt aufweckte.
    Dann wurde die Tür geöffnet, und ein zierlicher Mann betrat die Hütte. Keldmar versuchte zu schätzen, wie viele Wurfmesser sich unter seinem Schäferumhang verbergen mochten und beschloß schließlich, von einem Angriff abzusehen. Keine noch so ernste Notlage würde die Erinnerung an die erstaunlichen Reflexe des Spions aus seinem Gedächtnis löschen, der ihre Waffenkammer zu Alestron in Schutt und Asche gelegt hatte.
    Unempfindlich gegenüber derartigen Skrupeln, sprang Mearn vor, packte den rechten Arm des Prinzen und riß Handfläche und Unterarm ins Tageslicht.
    Halb blind durch den Kontrast zwischen der Helligkeit draußen und der von Torfrauch vernebelten Finsternis in der Hütte leistete Arithon keine Gegenwehr. Während die entstellende Narbe, mit der Desh-Thieres Fluch einst durch einen Lichtblitz in ihn eingedrungen war, dem gierig prüfenden Blick Mearns unterworfen war, begrüßte Arithon die Brüder ein wenig angespannt. »Ein geradezu sensationelles Muttermal, nicht wahr? Aber Ihr könntet wirklich eine höflichere Methode anwenden, es zu bewundern.«
    Mearn ließ das königliche Handgelenk los, als wäre es glühendheiß. »Das ist kein Muttermal.«
    Arithon streifte seinen Ärmel wieder herab, schob die Hand unter seinen Umhang und brachte einige frische Kerzen zum Vorschein. Nachdenklich schweigend entzündete er eine nach der anderen, während die Brüder s’Brydion den Zauberer fixierten, der drei Jahre zuvor ihre Waffenkammer niedergebrannt hatte. Nach dem heftigen Druck, dem er bis vor kurzer Zeit ausgesetzt war, zeigte sich auf dem Gesicht unter dem tintenschwarzen Haar ein Ausdruck unglaublicher Ernsthaftigkeit im Licht der Flammen. Matter, vielleicht ausgezehrter durch all die Anstrengungen, gaben sich seine Züge sehr zurückhaltend. Die schlichte Schäferkleidung verhüllte eine hochwohlgeborene Gestalt, die einen irreführenden Eindruck von Zerbrechlichkeit hinterließ, wo tatsächlich Kraft und eine mörderische Agilität verborgen lagen; die Brüder s’Brydion hatten gute Gründe, sich dieser Tatsache zu erinnern.
    »Was fällt Euch ein, uns hier gefangenzuhalten wie dressierte Mäuse?« Ein bedrohlicher Unterton haftete Mearns Klage an. »Inzwischen wissen wir, daß Ihr ein Meister der Verzögerungstaktik seid. Wenn Ihr schon so viel Zeit brauchtet, uns entgegenzutreten, wie lange wird es dann noch dauern, ehe Ihr unsere Freilassung einleiten werdet?«
    Arithon stellte die letzte Kerze neben den Abfällen von Bransians Frühstück auf, trat zurück und stellte sich wenig beeindruckt vor der Wand auf. Gänzlich ohne verletzende Absichten, sagte er: »Zunächst benötige ich Euer Lordschaft Erlaubnis, Eure verstreuten Lanzenreiter einzusammeln und an die Kandare zu legen.«
    Vollkommen verblüfft erging sich Mearn in Schweigen, der Herzog hingegen blies sich die Krümel aus dem Bart, rammte seinen Dolch in den Boden und starrte den Prinzen an wie ein gereizter Bär. »Habt Ihr ein Problem mit meinen Männern?«
    Arithon begegnete dem Ärger des großen Mannes mit einem Achselzucken. »Es ist nicht so wichtig. Aber seit es meinem Kriegerhauptmann gelungen ist, Euch gefangenzunehmen, nehmen sie die Berge förmlich auseinander. Die Hirten werden langsam müde, ihre Herden ständig von einem Ort zum nächsten zu hetzen, und meine Clankrieger haben wenig Interesse daran, Narren aus dem Rad des Schicksals zu

Weitere Kostenlose Bücher