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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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erkannt hatten.
    Und so gelobte der Prinz, ihren Glauben und ihre Tapferkeit niemals zu enttäuschen, in ergrimmter Leidenschaft ein Leuchtfeuer der Hoffnung den bösartigen Machenschaften eines Feindes entgegenzustellen, dem moralische Bedenken fremd waren. Lysaer s’Ilessid weihte sein Leben dem Kampf. Mehr als nur ein Prinz, größer selbst als ein König, in einem Glauben der die Grenzen sterblicher Überzeugungen sprengte, wollte er für den Rest seiner Tage alles tun, um ein leuchtendes Beispiel auf dem Weg zu einem höheren Ziel zu sein.
    Von allen Menschen verfügte allein er über die Gabe der Führerschaft, um das Land, noch hilflos der Ausbeutung durch den Mißbrauch der Zauberei ausgeliefert, zu befreien.
    Wenn die Stunde käme und der Herr der Schatten endlich besiegt wäre, so war Lysaer entschlossen, etwas Strahlenderes, Dauerhafteres zu schaffen denn eine Geschichte des Krieges, um seinen Getreuen den gerechten Lohn für ihre Aufopferung zukommen zu lassen. Aufrecht saß er mit strahlenden Augen auf seinem Stuhl, und während ein Konzept für die Zukunft in seinen Gedanken langsam Gestalt annahm, gestattete er sich ein leises Lächeln.
    Aus dieser Niederlage würde ein Monument strahlender Macht entstehen. Durch seine Mühen würden die fünf Königreiche eine Gunst erben, die weit über den Tod Arithons hinausging und Athera steten Schutz gegen alle denkbaren Übel gewähren würde. Und so lange Menschen Annalen ihrer Geschichte führten und Städte bauten, sollte sein Name stets als Synonym der Gerechtigkeit erhalten bleiben.

 
Letzter Sieg
     
    Mehrere Wochen in der kümmerlichen Gesellschaft seiner zwei Brüder eingesperrt in der Steinhütte eines Schäfers, ergab sich Keldmar s’Brydion schließlich der bohrenden Langeweile und ließ sich von Mearn zu einem Würfelspiel überreden. Das Ausmaß seiner Torheit wurde bald offensichtlich, als er bereits innerhalb von einer einzigen Stunde den schmierigen Fetzen Papier, der seinen besten Einjährigen repräsentierte, an den steinigen Pfad des Glücks verloren hatte.
    Mearn war ein Halsabschneider, sich mit ihm auf ein Spiel einzulassen – ein nicht wiedergutzumachender, schrecklicher Fehler.
    Keldmar vergrub seine Finger in seinem verfilzten Bart und starrte mit einem wütenden Zischen auf den Lippen auf die von Hand eingekerbten Symbole, die ihn von den Würfeln auf dem festgetrampelten Boden aus zu verhöhnen schienen. »Bei Dharkarons unsterblichem Arsch, ich schwöre, du bist ein Falschspieler. Niemand übersteht sechzehn Runden ohne eine einzige Niederlage.«
    Mearn verzog die Lippen zu einem grimassenhaften Grinsen, verschränkte die Finger über dem Kopf und streckte sich genüßlich, bis seine Gelenke knackten.
    »Das kommt nur aus dem Handgelenk.«
    »Was?« grunzte Keldmar. Noch immer betrachtete er zweifelnd die Lage der Würfel nach seinem letzten verlorenen Wurf. »Deine räuberische Art zu spielen?«
    »Nein«, konterte Mearn verächtlich. Ein blaues Auge und die gelblich schimmernden Blutergüsse auf beiden Wangen verliehen ihm ein noch düstereres Aussehen als gewohnt. »Die Art, wie ich mein Glück lenke.«
    »Wo um alles in Sithaer ist da der Unterschied?« grummelte Parrien, der sich entkräftet auf der einzigen Bequemlichkeit ausgebreitet hatte, die die Hütte zu bieten hatte: ein Haufen Strohsäcke. Diese waren aufgestapelt worden, die Höhenwinde abzuwehren. Über ihnen hatten die Schäfer alte Felle ausgebreitet, deren Wolle größtenteils längst ausgerissen war. In den Nächten, wenn der Wind zur Ruhe kam, konnte man wohl den Verstand verlieren, während man in der Stille dem Rascheln der Käfer im Stroh lauschte. Spinnentiere hatten Netze zwischen die Deckenbalken gespannt. Parrien ergab sich seiner nagenden Unduldsamkeit, indem er sie mit Kieselsteinen bewarf, bis sie schließlich in einer kalten Nacht starben.
    Die meisten Tage vergingen mit erbittertem Gezänk. Keldmar und Parrien rivalisierten ständig miteinander, und Mearn nahm ausnahmslos an allem Anstoß. Die Hirten, die die Hütte bewachten, erwiesen sich als ebenso dickfellig wie ihre Schafe, zu geduldig oder zu stumpfsinnig, sich von den wenig freundlichen Äußerungen der Brüder beeindrucken zu lassen. Sie mischten sich stets nur dann ein, wenn die Streitereien lebensbedrohliche Ausmaße für die Gefangenen anzunehmen drohten.
    Der Versuch, Informationen über die Absichten ihres Entführers zu erlangen, war, wie die Brüder hatten feststellen müssen, als

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