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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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General der Garnison Jaelots?« Dakar verzog die Lippen zu einem bösartigen Grinsen. »Seine Rute ist im Bett nicht zu gebrauchen. Seine Frau hat jeden Lakaien und jeden Stallburschen ausgenutzt, um ihrer Not abzuhelfen. Sie hat sechs Söhne und vier Töchter, und nicht zwei von ihnen haben denselben Vater. Aber das war Hallirons Ballade, nicht Arithons.«
    »Nun, was uns angeht, ist diese Kleinigkeit kaum wert, dafür zu sterben.« Mit größter Besorgnis studierte der Kundschafter Dakars Miene. »Könnt Ihr uns helfen? Ihr seid ja leichenblaß.«
    »Ich kann um ein allmächtiges Wunder beten.« Der Wahnsinnige Prophet fügte eine bildhafte Darstellung seiner Ansichten über die liederliche Generalsgattin hinzu.
    »Nun, der alte Sack hätte sich jedenfalls eine Menge Ärger ersparen können«, stimmte der Kundschafter mit spöttischem Ernst zu. »Hätte die alte Hure einfach über die Zinnen der nächsten Wehrmauer stoßen sollen.«
    »Es ist kein Geheimnis, daß die Tradition der Blutrache von den Bürgern Jaelots begründet wurde.« Dakar zurrte die gelösten Bänder seines Hemdkragens fest, um sich des Fröstelns zu erwehren, denn die Sonnenstrahlen waren nicht mehr warm genug, nun da er sich der Behandlung erinnerte, die der Garnisonskommandant den Gefangenen während der Arbeit an der Hafenmauer hatte angedeihen lassen.
    Ein gehetzter Schrei eines Opfers unten am Hang riß ihn gewaltsam in die Wirklichkeit zurück. Sein magisch aufgeladener Nebel begann sich zu lichten. Dem ersten entsetzten Aufschrei folgten lautstarke Flüche, als einige der Elitesöldner Alestrons ihre verwirrten Sinne wieder ordneten und sich in lüsterner Haltung an scharfkantigen Vastmarkschiefer geklammert wiederfanden. Eine Meerjungfrau verwandelte sich in einen Schleier vergehenden Lichts. Gleich darauf zersprang der Speer mit dem liederlichen Unterkleid in tausend Stücke. Bestürzt raufte sich Dakar die Haare über seinen Schläfen. Der Mückenschwarm magischer Siegel, die er ausgesandt hatte, ein Chaos anzurichten, war instabil geworden, und alles deutete darauf hin, daß ein Schutzbann, der um eine unendlich kleine Nuance aus dem Gleichgewicht geraten war, oder eine nicht minder winzige Unverträglichkeit mit den Gesetzen der Natur, die er in der Hitze des Augenblicks übersehen hatte, dafür verantwortlich war.
    Der Zauberbanner krümmte sich unter der Vorstellung, wie sein Meister aus der Bruderschaft ihn für diese fehlgeschlagene Beschwörung zur Rechenschaft ziehen würde. Schlimmer noch, bot seine ausgedehnte, grün schimmernde Nebelbank kaum eine gesunde Basis für die Genehmigung, den Feind zu verhexen, konnten sich die bezahlten Söldner des Herzogs ihm doch nicht entziehen, wollten sie nicht den Befehl eines übergeordneten Ranges verweigern. Diesem Mangel an Korrektheit begegnete der Zauberbanner gänzlich unbußfertig, denn die einzige Möglichkeit, die feindlichen Truppen weiter abzulenken, die ihm nun in den Sinn kam, war es, seine Traumbanne zu einer Massenhalluzination zu wandeln. Die Gefahr, daß Asandir ihn später für diesen chaotischen Eingriff bestrafen mochte, war ein Aspekt, den zu bedenken er schreckhaft verweigerte. Außerdem ging es immerhin um das Leben des Schattengebieters.
    Schon wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Durchnäßt und atemlos kam eine Hirtin herbeigekrabbelt, und sie brachte schlimme Nachrichten mit sich. »Der Feind ist im Süden durchgebrochen. Wir sind geschlagen und auf der Flucht. Arithon hat Schatten ausgesandt, unsere Nachhut vor den Pfeilen abzuschirmen, aber das ist kein wirklicher Schutz. Wir brauchen dringend eine Lücke, einen Fluchtweg.«
    Ein Luftzug verschärfte sich zu einer ungewöhnlich kalten Brise, die von den Höhenlagen herunterwehte, die feuchten Zöpfe an ihren Nacken preßte und die Riemen ihres leeren Köchers mit peitschendem Schlag gegen ihre Hüften trieb. Besorgt warf sie einen Blick über ihre Schulter, und Dakar erschauderte. Deutlicher als ihr war ihm bewußt, daß Arithon sich gezwungen sah, seine Gabe mit grobschlächtiger Tücke zu wirken.
    Und jene Feinde, die ein Schwert führten oder mit ungeschützter Haut ihre Rüstung berührten, mußten vermutlich feststellen, daß sie von einem Augenblick zum nächsten an dem Metall festgefroren waren.
    Verzweifelt wandte die Frau sich erneut zu Dakar um. »Wenn Ihr uns helfen wollt, so bleibt Euch nicht mehr viel Zeit.«
    »Da unten sind gut sechstausend Söldner!« brüllte Dakar aufgebracht.
    Seine

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