Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
gestellt sah.
    »Ihr mögt kämpfen, bis Euch die Kraft verläßt«, köderte ihn einer der Gegner im Dialekt von Shand. »Oder ihr folgt der Einladung unseres Großherzogs und macht uns und Prinz Arithon die Freude, Eure Waffen niederzulegen und Euch zu ergeben.«
    »Mein Wort darauf«, sagte Keldmar mit zusammengebissenen Zähnen. Als Sohn eines Herzogs von altem Blute vertraute er auf den Ehrencode, den seine Vorfahren mit den Abkömmlingen dieser verbannten Clans teilten. Mit lautem Klirren warf er sein Schwert dem Krieger zu Füßen, der ihn an der Böschung festgenagelt hatte. Er mochte stur sein, aber er war kein Narr, aus falsch verstandenem Heldentum sein Leben zu geben. »Die Genugtuung wird mein sein. Dieser dämonische Verbündete Eures Herzogs, der Herr der Schatten, wird die Stunde noch verfluchen, in der er mein Leben geschont hat.«
     
    Schon Sekunden später berichtete ein Clankrieger Dakar in seiner Felsspalte von Keldmars Gefangennahme. »Wir haben ihn, verflucht zornig, aber unversehrt. Wir brauchen noch etwas Zeit, ihn fortzuschaffen, ehe Ihr den Nebel auflöst und seine Truppen feststellen, daß er verschwunden ist.«
    Verborgen zwischen den Felsen, fluchte Dakar matt. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen, Folge zu angestrengter Konzentration und eines Übermaßes an Sonnenschein und Hitze, noch dazu ohne ein Bier, den großen Durst zu löschen. Die Ablenkung, die er den Garnisonstruppen s’Brydions zugedacht hatte, war außer Kontrolle geraten. Das magische Gewebe grünen Nebels hatte die Sinne der phantasievolleren Männer so sehr verwirrt, daß sie die Schwelle zum Delirium überschritten hatten. Die Luft hangabwärts hatte ganze Schwärme Meerjungfrauen mit reizvollen langen Zöpfen und Muschelketten hervorgebracht. Nun schwebten sie deplazierten Sukkuben gleich über den Hang, begleitet von den Strophen einer wilden Musik, die von einem Instrument herzurühren schien, welches um einen schauderhaften Halbton falsch gestimmt war. Gelegentlich brandete lautstarker Streit auf, wenn Männer, hingerissen von Visionen ungezügelter Lust, um die Gunst von Ath allein wußte welcher Art Frau wetteiferten.
    Wieder und wieder bohrten sich Speere in sonderbaren Winkeln durch das Chaos. Die Spitze einer Lanze war festlich mit etwas geschmückt, das verdächtig an den scharlachroten Unterrock einer Hure gemahnte.
    Der Anblick wäre in Dakars Augen vermutlich zum Brüllen komisch gewesen, hätte sich sein Schädel nicht angefühlt wie ein zerdellter Amboß unter den wuchtigen Schlägen eines Grobschmieds.
    Der Kundschafter, der ihm Bericht erstattete, zog skeptisch eine Braue hoch und jauchzte vergnügt: »Ihr habt wirklich Stil«, ehe er hastig zur Seite sprang, als Dakar mit seiner fleischigen Hand nach seiner Leibesmitte schlug.
    »Besser, du verschwindest«, warnte ihn der Wahnsinnige Prophet. »Diese Nachtschwärmer werden bestimmt nicht mehr so friedlich sein, wenn sich ihre Gespielinnen wieder in Felsen verwandelt haben.«
    »Vermutlich«, keuchte der Kundschafter noch immer lachend. Er wandte sich zum Gehen und wäre beinahe von einem schweißgebadeten Boten umgerannt worden, der den Gipfel überquert hatte.
    »Nachricht vom Herrn der Schatten«, brachte der Neuankömmling schweratmend hervor.
    »Gibt’s Ärger?« Dakar strich sich das Haar aus der Stirn und verdrehte sich den Hals, um den erschöpften Boten anzublicken.
    »Die Divisionen Jaelots sind unbeugsam wie der Felsen selbst.« Der Kundschafter stützte sich auf einen Schieferbrocken und japste den Rest seiner Mitteilung: »Unsere Bogenschützen schießen sie nieder wie die Schafe, trotzdem lassen sie sich nicht zurückschlagen. Selbst von Schatten geblendet kriechen sie noch die Hänge hinauf und greifen an. Wir könnten die ganze Mörderbande in unsere gezückten Waffen rennen lassen, aber die Sippenschützen haben keine Pfeile mehr. Arithon fragt, ob Ihr uns einen Fluchtweg schaffen könnt, damit unsere Leute sich zurückziehen können.«
    Dakar drückte einen Finger in seine Wange und verdrehte nachsichtig seine großen Hundeaugen. »So verzweifelt ist er?«
    Trotzig versteifte sich der Kundschafter. »Da fragt Ihr noch? Der Garnisonskommandant wurde wegen irgend etwas, das unser Prinz in einem Hohngedicht offenbart hat, zum Gespött der ganzen Stadt. Was für ein Skandal es auch gewesen sein mag, der Mann giert nach Rache. Er würde seine ganze Kompanie in den Tod schicken, nur um Genugtuung für diese Schmach zu erlangen.«
    »Der

Weitere Kostenlose Bücher