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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gezwungen, ihre Ausrüstung über Bord zu werfen, um die Wogen von den Ruderöffnungen fernzuhalten; und als das letzte übel zugerichtete Schiff sich endlich in geschützte Gewässer flüchten kann, stellen die Flottenkapitäne fest, daß ihr stolzes Flaggschiff vermißt wird und mit ihm Mearn s’Brydion …
     
    Während trostloser Herbstregen auf Vastmark niedergeht und die Täler unter weißen Nebelbänken begraben sind, wird ein Versorgungszug aus Forthmark von den Clankriegern des Nordens, den Untertanen Rathains, überfallen, die zuschlagen wie ein Wirbelwind und nur ein Durcheinander umgekippter Wagen und lahmender Ochsen zurücklassen, doch erst als der Offizier der Garde sich aufmacht, dem Bruder des Herzogs über den Vorfall Bericht zu erstatten, erfährt er, daß Parrien s’Brydion verschwunden ist …
     
    Kalter Regen prasselt auf die Häute eines Zeltes in einem Kriegerlager auf schlammigem Grund, in dem Lysaer s’Ilessid im Kerzenschein auf und ab schreitet und in ruhigem Tonfall das Diktat zu einem Brief beendet, der hernach versiegelt dem Herzog Bransian von Alestron überbracht werden soll: »So möchte ich Euch meines tiefsten Mitgefühls versichern und mein Bedauern darüber ausdrücken, daß Euer Bruder Keldmar nicht unter den Überlebenden war, nachdem Eure Söldner an den Hängen jenseits des Dier Kenton-Tales besiegt wurden …«

 
4
GEGENSCHLÄGE
     
    Kälter, befrachtet mit dem Geruch sterbender Farne, kehrte der Regen als Vorbote der düsteren Jahreszeit zurück. In Schattierungen von Ocker und Braun brach der Herbst über Vastmark herein, gefolgt von einem trügerischen jungen Grün, wenn mit dem Abklingen der trockenen Sommerwinde neue Schößlinge aus dem Boden der Berge hervorschossen. Jedes Jahr nahm das Leben in den Niederungen die verzweifelte Gelegenheit wahr, die Saat vor dem ersten tödlichen Frost auszubringen.
    Wie dem zum Scheitern verurteilten Eifer der Pflanzen sammelten sich nun die kläglichen Überreste von Lysaers tapferem Heer. Auf ein Viertel seiner ursprünglichen Stärke zusammengeschrumpft, doch mit zäher Hartnäckigkeit ihrem Ziel verhaftet, ließen sie nicht in ihrem Bemühen nach, den Herrn der Schatten vom Rad des Schicksals zu stoßen.
    Die Verluste im Dier Kenton-Tal hatten auch den letzten Zweifler von Arithons ungeheurer Macht, Tod und Verderben zu wirken, überzeugt. Da der Prinz des Westens all die Verluste unter seinen Soldaten aus Tysan und Rathain erduldete, aufrecht und ohne sich geschlagen zu geben, wurde er für seine Verbündeten aus Jaelot und Alestron wie auch für die Hilfstruppen aus Shand zum leuchtenden Vorbild. Sie waren bereit, sich das Herz aus dem Leibe zu reißen, nur um seinen Anforderungen zu genügen und sich seiner unbeugsamen pflichtbewußten Haltung würdig zu erweisen.
    Nun aber wandte sich mit den kürzer werdenden Tagen das Wetter gegen sie.
    Feuchter Torf nährte nur klägliche Feuer, und so blieben die Öfen, in denen Brot hätte gebacken werden sollen, unaufgebaut, während verpackte Eisentöpfe unter moderndem Segeltuch verrosteten. Mehlvorräte verdarben, und um die Käselaibe wuchs eine klebrige Rinde aus Schimmelpilz. Noch immer dämmerten die Tage unter dichtem Nebel herauf, der sich in Schwaden über das Land legte und in jede Schlucht eindrang, doch nun lichtete er sich kaum mehr, und tat er es doch, so trat in der alles beherrschenden Feuchtigkeit grauer Nieselregen an seine Stelle.
    Aller Pflege zum Trotz verloren Kettenhemden und Waffen ihren Glanz, und auf den Zelten breitete sich schwarzer Moder aus. Die Männer schliefen auf feuchten Unterlagen und hüllten sich bis zum Scheitel in ihre rostbefleckten Umhänge, wann immer sie hinausritten, die Höhenlagen nach dem Feind zu durchkämmen.
    Flüchtig wie der Wind, verschwanden Arithons kunterbunte Schäfertruppen vor den herannahenden Patrouillen, wenn sie nicht verborgen im Hinterhalt lauerten, um die Soldaten mit einem tödlichen Pfeilregen zu empfangen. Kein Tag verging ohne neue Opfer. Und wenn Lysaer auch noch immer über ein elftausend Mann starkes Heer verfügte, waren sie doch zu wenige, die Wildnis von Vastmark mit ihren zerklüfteten Bergen, den düsteren Schluchten und felsigen Pässen abzuriegeln. Alles was sie tun konnten, war, wie Kopfjäger versprengte kleine Truppenteile des Feindes einzukesseln oder die Täler nach unbewachten Siedlungen zu durchsuchen und sie samt ihren Bewohnern dem Erdboden gleichzumachen.
    Verglichen mit der Anzahl ihrer

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