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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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die sie den Fetzen dieser zerstörten Vision hatte entreißen können, fraßen wie Rost an ihrem Geist: Wegen Arithon s’Ffalenn würde der Übergang sie so unsanft wie unvorbereitet treffen, lange bevor sie die Macht der Obersten an Lirenda würde weitergeben können.
    Auch das Instrument, daß zum Niedergang ihrer Nachfolgerin und zu ihrer eigenen Vernichtung führen sollte, war ihr vertraut: neben Arithon würde der Große Wegestein selbst eine Rolle in diesem Stück spielen. Zischend sog Morriel Luft durch die zusammengebissenen Zähne, und ihr Blut kämpfte sich mit hohem Druck durch ihre vom Alter verengten Adern.
    Die Aussicht, daß sie durch die Einmischung eines Sterblichen zu Tode kommen sollte, schien unfaßbar. Schweiß benetzte die vielschichtige Sphäre des Amethysten unter ihren Fingern, dessen Matrix noch immer lebendig war. Durch ihren Kontrollverlust gefährlicher denn je, spannen verstreute Strahlen verwerflicher Energien träge ihre düsteren Muster um die Elemente. Bedrohlich vibrierte die Luft, und eine Dissonanz ertönte aus uraltem Staub und Felsgestein wie das ferne Klirren zu Boden fallenden Stahls.
    Die Korianimatriarchin zwang sich, ihre Furcht unter Kontrolle zu bringen. Eisern trotz des überwältigenden Zorns in ihrem Inneren, kämpfte sie und konnte doch weder Balance noch Objektivität zurückerlangen.
    Tatsächlich schmerzte diese eine Niederlage zu sehr.
    Denn nun beruhte das Ungleichgewicht nicht mehr nur auf Lirendas kümmerlicher Sehnsucht oder dem zutiefst weiblichen Interesse an anziehender Männlichkeit.
    Wenn Arithon s’Ffalenn nicht gehindert wurde, mit dem Schicksal herumzuspielen, so sah sich Morriel einem weit größeren Versagen mit dauerhaften Auswirkungen gegenüber. Seit der ersten Matriarchin mochte nun ausgerechnet sie diejenige sein, die zum ersten Mal die Kette der ererbten Macht durchbrechen würde. Das behütetste Geheimnis des Ordens, die Schlüssel zu Rang und Macht einer Obersten Zauberin würden mit ihr verloren sein, für alle Zeiten dem lebendigen Wissen des Ordens von Koriathain entrissen.
    Eine feuchte Berührung ihrer Handfläche und ein stahlharter Bann schlossen den Aufruhr der Energien im Inneren des Wegesteins ein. Während das Grauen sich in einem Zittern ihres geschwächten Leibes entlud, streichelte sie die schweißbenetzte Oberfläche des Amethysten.
    Ihre Entscheidung stand fest. Wollte sie nicht eine unermeßliche Katastrophe in Kauf nehmen, so durfte sie nicht zulassen, daß der Prinz von Rathain am Leben bliebe.
    Mochte die Bruderschaft der Sieben ihn noch so hofieren, weil er der letzte eines von ihr gewählten Herrschergeschlechts war, so war er doch nur als ein Sterblicher geboren worden. Es mußte tausend Möglichkeiten geben, sich seiner ohne allzu große Umstände zu bemächtigen. Morriels Stirn legte sich in Falten, während sie das Dilemma überdachte, das sie zu lösen hatte. Die Gesetze des Korianiordens gestatteten keinen Mord, ein Problem, daß sie zu umgehen gedachte, doch viel schwieriger würde es sein, nicht das Interesse der Bruderschaft auf sich zu ziehen. Welche Falle sie Arithon auch stellen würde, sie mußte mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen, um der aufmerksamen Neugier des Hüters von Althain zu entgehen.
    Ein Außenstehender mußte als Handlanger gewonnen werden, den Mord an ihrer Statt zu begehen.
    Eingeschlossen in dem eiskalten Raum, der von dem Geruch alten Staubes und mottenzerfressenen Filzes durchdrungen war, trat ein heiseres Seufzen über die Lippen der Obersten Zauberin. In ihrer Hand glomm noch immer der Große Wegestein in kaltem Violett vor der allumfassenden Finsternis. Durch ihn verfügte sie über die Macht, ganz Athera zu durchsuchen, bis sie die passenden Motive entdeckt hatte und der ihnen angemessenen Gelegenheit zuführen konnte.
    Irgendwo mußte es einen ungeschützten Geist geben, der Arithon aus tiefster Seele den Tod wünschte.
    Ihre Aufgabe war es nun, dieses Individuum aufzuspüren, nur diesem einen erbitterten Feind zu helfen, die notwendigen Mittel zum rechten Zeitpunkt zum Einsatz zu bringen.
    Wenn sie ihr Begehren als unterschwellige Beeinflussung formulierte, so würde diese kleine Einmischung niemals zurückverfolgt werden können, würde niemals sie selbst oder ihren Orden mit einem Mordplan in Verbindung bringen.

 
Einmischung
     
    Von einem Zweimaster unter der Flagge Arithons in den starken Seegang auf hoher See hinausgejagt, sind die Galeeren der Flotte Alestrons

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