Der Fluch des Phönix
dieses Ehrenpfand. Die Doyen hat kein Recht, den Beschluß des Rates zu ignorieren. Dennoch bitte ich um Verständnis für sie. Sie hat … keine Wahl …«
»Das verstehe ich«, sagte die Romulanerin leise. »Andernfalls hätte ich Sie auf der Stelle mitgenommen. Gehen Sie jetzt und sagen Sie zu niemandem etwas.«
Er verbeugte sich. »Mylady.«
Die Kommandantin nahm das Tablett und kehrte ins Schlafgemach zurück, wo James wach im Bett saß. Sie brauchte ihre Frage nicht zu stellen, ob er genug gehört hatte.
»Omne«, sagte er finster.
Sie setzte das Tablett ab. »Nur eine Möglichkeit. Vielleicht ist Trevenians Phantasie überreizt.«
James schüttelte den Kopf. »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis. Ich spüre ihn auch.« Er streckte beide Hände aus und zog ihr Gesicht zu sich herab. »Und noch ein Geheimnis: Ich habe Angst, Angst um Sie und um mich. Ich will nicht, daß Sie verletzt oder getötet werden, daß Sie mich allein hier zurücklassen. Wenn die Doyen gegen Sie antritt, kann Omne hinter ihr stehen. Lassen Sie ihr Trevenian.«
»Das kann ich nicht.«
»Aber – Sie wollen ihn nicht wirklich! Oder?«
»Irrelevant. Er garantiert Ihr Leben.« Sie lehnte sich über ihn und küßte ihn. Seine Lippen waren kalt, doch der Widerstand schmolz dahin und verwandelte sich in zornige Leidenschaft.
»Tun Sie’s nicht«, flüsterte er.
»Sei ruhig …«
Er fragte nicht, ob er dies als Befehl zu verstehen hatte.
6.
Die Kommandantin schleuderte die weiße Lanze im Reiten in den Sand als Zeichen dafür, daß der Kampf nicht bis zum Tod gehen sollte. Flammen züngelten aus der Feuergrube der Arena. Der Gong wurde geschlagen. Das Große Horn spielte seine wehmütige Melodie und sang von vergessenen Göttern.
Die Romulanerin ließ ihr weißes Varal tänzeln und beobachtete die Doyen. Sie trugen beide Lederröcke, Beinschutz, leichte Kettenhemden und jeweils einen schlanken Schild am linken Arm. Jetzt nahmen sie die Lanzen auf, lange flexible Waffen mit nur leicht abgestumpften Spitzen. Sie waren nicht zum Töten bestimmt. Dennoch würden sie es tun, falls nicht beide Kämpferinnen große Geschicklichkeit bewiesen und eine mächtige Portion Glück hatten.
Ohne Vorwarnung ritten die Gegnerinnen aufeinander zu. Es war ein Kampf ohne festgelegte Regeln. Die Doyen war durch ihre kräftigere Statur im Vorteil. Die Kommandantin wartete bis zum letzten Augenblick, sah die Gegnerin mit erhobener Lanze kommen, stieß dann die Spitze ihrer eigenen blitzschnell in die Erde und katapultierte sich, den Schwung ausnutzend, aus dem Sattel, um ihre Stiefel in die Seite der überraschten Herrscherin zu graben und sie so aus dem Sattel zu heben. Entweder reagierte die Doyen augenblicklich, oder sie hatte den gleichen Gedanken gehabt. Sie trafen sich in der Luft und prallten hart aufeinander. Einander umklammernd, fielen sie zu Boden. Der Aufprall trieb ihnen die Luft aus den Lungen. Doch innerhalb von Sekundenbruchteilen waren sie beide auf den Beinen, sprangen zurück und umschlichen sich lauernd, die Lanzen in beiden Händen. Die Doyen griff an, schwang die Lanze wie ein Schwert. Die Kommandantin wehrte den Hieb ab, griff ihrerseits an, parierte wieder und suchte ihre Chance. Sie bekam sie, schlug der Gegnerin die Waffe aus der Hand und schleuderte ihre eigene fort.
Die Zweite Herausforderung begann, der Kampf mit bloßen Händen. Die Kommandantin wußte, daß sie nie zuvor gegen solch einen Gegner zu kämpfen gehabt hatte – gleich welchen Geschlechts und welcher Rasse. Nur Omne selbst übertraf die Doyen an Kraft – und vielleicht Spock. Die Herrscherin war aber besser trainiert. Aus jedem romulanischen Kampfspiel wäre sie als Siegerin hervorgegangen. Und sie besaß den unbedingten Willen zum Sieg, der auch die Kommandantin seit jeher ausgezeichnet hatte. Sie kämpfte um Trevenian.
Und ich für James! dachte die Romulanerin. Um sein Leben!
Natürlich hätte sie den Kampf schnell durch einen tödlichen Schlag beenden können, wie auch die Doyen. Sie wußte, daß sie beide der Versuchung ausgesetzt waren. »Unfälle« geschahen. Man würde der Siegerin keinen Vorwurf daraus machen und sie ziehen lassen. Ein Schlag, und Trevenian würde frei bleiben – oder James Leben war gerettet. Was war alle Ehre dagegen?
Doch der tödliche Schlag blieb aus. Die Kommandantin riß der Doyen durch eine blitzschnelle Vorwärtsbewegung beide Füße unter den Beinen weg und hielt ihren rechten Arm in einem Griff, der den Arm
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