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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Schlange im Wasser entdeckt. Giftig gelb war sie direkt auf sie zugeschwommen. Conrad und Assante waren sich einig gewesen, dass ein einziger Biss dieses Tieres ausreichen würde, um sie zu töten. Seither hatten sie Schlangen in den unterschiedlichsten Größen und Farben gesehen.
    »Ich frage mich, wo wir übernachten sollen?«, fragte Conrad und zuckte zusammen, als ein knallroter Vogel so knapp über seinen Kopf flog, dass er das Gefühl hatte, gestreift zu werden.
    Ratlos zuckte Assante mit den Schultern. Auch er hatte keine Idee. Sich einfach unter einen der Büsche zu legen, kam einem Selbstmord gleich. Bereits vom Wasser aus sahen sie bunte Frösche auf fetten Blättern hocken, schimmernde Lurche, die gemächlich Baumstämme entlangkletterten, ganz zu schweigen von den fetten Spinnen und den Schlangen, die, von ihnen unbemerkt, zwischen den Blättern lauerten.
    »Wir könnten das Boot an Land tragen und darin schlafen«, schlug Assante vor. Auf diese Weise würden sie nicht schutzlos den Tieren ausgeliefert sein, die am Boden krochen.
    »Und was tun wir gegen all die Viecher, die von oben kommen?«
    »Wir haben zwei Decken dabei, die könnten wir über das Boot legen.«
    Conrad schüttelte sich: »Ich will hier nicht übernachten. Es gruselt mich vor all den unbekannten Gefahren.«
    »Besonders heimelig finde ich es auch nicht. Aber wir müssen ohnehin irgendwann an Land, weil unsere Wasservorräte nicht ewig ausreichen, und wir werden uns auch etwas zu essen suchen müssen.«
    Der Gedanke, eine dieser knallbunten Früchte zu probieren, löste in Conrad noch mehr Unbehagen aus.
    »Alles hier sieht giftig aus. Die Früchte, die Tiere, die Pflanzen. Kein vernünftiger Mensch fährt hier freiwillig mit dem Boot durch.«
    »Das ist der Grund, warum der Fischer nicht mitkommen wollte.«
    Plötzlich hielt Assante inne und legte das Ruder ins Boot. Er legte den Finger an den Mund und bedeutete Conrad, zu schweigen und sich nicht zu bewegen.
    »Hörst du das auch?«, flüsterte er.
    »Ich höre die ganze Zeit merkwürdige Geräusche, die stammen von all den gefährlichen Viechern hier, die nur darauf warten, dass einer von uns beiden ins Wasser fällt, damit sie uns auffressen können.«
    Assante schüttelte den Kopf: »Nein, die Geräusche stammen von einem Menschen. Jemand verfolgt uns.«
    »Wer soll so verrückt sein, uns hierher zu folgen?«, fragte Conrad, blickte sich aber verunsichert um. Er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Zu seiner Rechten wuchs ein Busch mit tellergroßen Blüten in Rosarot, daneben einer mit winzigen Knospen in Zitronengelb. Er sah zwei blaue Vögel, die um die Wette sangen, und tausend Mücken, die sich auf ihn setzten, sobald er aufhörte zu rudern.
    Auch Assante konnte nichts mehr hören. Er zuckte mit den Schultern und tauchte sein Ruder wieder ins Wasser.
    »Ich hätte schwören können, dass ich menschliche Schritte gehört habe.«
    »Ich glaube, dass die Dämpfe von dem braungrünen Wasser unsere Gehirne vernebeln, wie Opiumkugeln. In einigen Stunden werden wir benommen singen und lallen.«
    »Wenn wir uns dann nicht mehr fürchten, wäre das doch gar nicht so schlecht.«
    Conrad antwortete nicht, auf seinem Oberarm hatte sich ein Schmetterling niedergelassen, dessen Flügel smaragdgrün schimmerten. Trotz all der Gefahren, die hier lauerten, bot die Landschaft eine Fülle atemberaubender Schönheit.
    Conrad überlegte, was Jana zu dieser Vielfalt an Pflanzen und Tieren gesagt hätte. Zweifellos wäre sie begeistert gewesen.
    Schweigend ruderten sie weiter und gelangten zu einer engen Stelle, die wegen umgefallenen Bäumen und wirrem Geäst im Wasser nicht passierbar war.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Conrad, obwohl er die Antwort selbst kannte. Sie mussten aussteigen, ihr kleines Boot über das tote Holz tragen und hoffen, dass der Fluss dahinter breit genug war, um weiterfahren zu können. Er zog seine Stiefel an, sprang aus dem Boot und landete auf dem Holzhaufen, der solider war, als er aussah. Unter ihm knackten kleinere Äste, die nachgaben. Vorsichtig kletterte Conrad darüber, hielt sich an Lianen fest, die von den Bäumen über ihm herunterhingen, und kam auf diese Weise zügig vorwärts.
    Conrad blickte sich um und konnte nur noch Assantes dunklen, krausen Haarschopf sehen. Vor ihm lag ein schmaler, flacher Flussarm. Viel zu seicht, um ihn mit dem Boot zu befahren.
    »Wir müssen umdrehen«, rief Conrad. »Dieser Weg ist völlig unpassierbar. Überall liegen

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