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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Holzhaufen, umgeknickte Bäume, und das Wasser reicht an den tiefsten Stellen gerade mal bis zum Knie.«
    »Verdammt«, schimpfte Assante.
    Conrad kletterte den Holzhaufen ebenso vorsichtig wieder hinunter, wie er ihn zuvor hochgeklettert war.
    Plötzlich schrie Assante schrill auf: »Um Himmels willen, beweg dich nicht!« Seine Stimme überschlug sich.
    Wie befohlen blieb Conrad stehen und drehte den Kopf zur Seite, aber Assante schrie erneut: »Gar nicht bewegen! Neben dir kriecht eine Schlange an einer Liane herunter, wenn du sie erschreckst, beißt sie zu. Bleib einfach stehen.«
    »Eine Schlange?«, entfuhr es Conrad.
    »Eine hellgrüne. Sie ist in etwa so dick wie mein Zeigefinger und so lang wie mein Arm. Sie hängt direkt neben dir. Rechts von deinem Ohr. Sie ist nur eine Armlänge von dir entfernt. Mit dem Hinterteil hält sie sich an der Liane fest, der vordere mit dem Kopf nähert sich dir.«
    »Danke für die bildhafte Darstellung«, sagte Conrad. Er versuchte nach rechts zu schielen, konnte die Schlange aber nicht sehen. Auf seiner Stirn und seiner Oberlippe bildeten sich Schweißtropfen.
    »Bitte, mein Freund, beweg dich nicht. Wenn du sie nicht ängstigst, wird sie dir nichts tun, weil du nicht als Beute taugst. Du bist viel zu groß für sie.«
    Wie beruhigend, dachte Conrad und verharrte in einer nicht gerade bequemen Haltung. Wie lange konnte er so gekrümmt stehen, ohne sich zu rühren?
    Bilder von Schlangenbissen gingen ihm durch den Kopf. Er hatte damit bis jetzt wenig Erfahrung. Auf dem Weg nach Bologna über die Alpen hatte er einmal miterlebt, wie ein Mann von einer Otter gebissen worden war. Der Mann starb nicht an den Folgen des Gifts, sondern an der bösen Entzündung der Bisswunde. Wie würde es mit einer hellgrünen Schlange sein? Die Farbe deutete darauf hin, dass ihr Biss giftig war. Aber würde er tödlich sein? Conrad wagte es kaum zu atmen. Hilfesuchend schaute er zu Assante, der sich zu entspannen schien.
    »Bleib noch«, sagte Assante. »Das Vieh klettert zurück in den Baum, ist aber immer noch nah genug, dass es dich erwischen kann.«
    Schweißtropfen liefen in Conrads Augen und brannten. Ein Tropfen rann über seine Nase und landete auf seiner Brust, ein weiterer auf seinem Knie.
    »Sie ist weg!«, rief Assante erleichtert.
    »Kann ich mich bewegen?«
    »Ja, schnell. Bevor die Schlange es sich anders überlegt und wiederkommt.«
    Hastig kletterte Conrad über den Holzhaufen zurück und plumpste schwer ins Boot.
    »Ich hasse Schlangen«, sagte er mit tiefer Überzeugung, schloss für einen Moment seine Augen und spürte, wie sein Herz rasend schnell klopfte. In seinen Ohren rauschte das Blut. Nach einer Weile beruhigte er sich wieder.
    »Es hat also keinen Sinn, das Boot über den Hügel zu tragen?«
    Conrad schüttelte den Kopf: »Wir müssen umdrehen. Vor einiger Zeit sind wir an einem moosbewachsenen Stein vorbeigekommen, vielleicht hätten wir dort nach rechts statt nach links abbiegen sollen.«
    Assante nahm die Karte zur Hand, die im Boot lag. »Der Fischer hat links eingezeichnet.«
    »Der Fischer hatte keine Ahnung. Wer weiß, seit wann dieser Arm verstopft ist. Vielleicht liegen die Bäume erst seit ein paar Wochen im Wasser. Einige der Äste sind noch voller Blätter.«
    »Dann lass uns umkehren«, sagte Assante und ergriff das Ruder. Conrad, dessen Hände wieder aufgehört hatten zu zittern, nahm ebenfalls ein Ruder, und die beiden fuhren schweigend weiter.
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie wieder die Stelle mit dem moosbewachsenen Stein, an der der Flussarm sich gabelte.
    »Sollen wir hier unser Nachtlager aufschlagen?«, fragte Assante.
    Nach dem Erlebnis mit der Schlange hatte Conrad weniger Lust denn je, hier irgendwo zu übernachten. Unschlüssig zuckte er mit den Schultern.
    Plötzlich legte Assante wieder seinen Finger an seinen Mund und lauschte.
    »Hörst du es jetzt?«, fragte er leise.
    »Nein, was soll ich hören?«
    »Jemand verfolgt uns. Ich könnte schwören, dass ich erneut Schritte gehört habe.«
    Conrad hielt seinen Atem an und versuchte ebenfalls auf Geräusche zu achten. Aber außer dem Summen der Insekten und dem Schreien der Vögel hörte er nichts.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich bin ein Wissenschaftler, der in den Straßen Wiens aufgewachsen ist. Ich kann das Klappern eines Handkarrens von dem einer Pferdekutsche unterscheiden, aber hier bin ich schlicht überfordert.«
    Assante biss ich auf die Lippen. Auch er schien sich nicht

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