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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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und wenn es eins gibt, was jeder Politiker kann, dann auswendig lernen. Die Rhetorikschulen bringen einem ja kaum etwas anderes bei.«
    »Ich wußte, daß konventionelle Tempelrituale so funktionieren«, sagte ich. »Die Flamines und Pontifices müssen unendlich viele Formeln in Sprachen auswendig lernen, die kein Mensch mehr versteht. Ist das bei der Zauberei genauso?«
    »O ja.« Seine Reizbarkeit legte sich ein wenig, als er auf sein Lieblingsthema zu sprechen kam. »Die größte Schwierigkeit besteht vielleicht darin, die speziellen Gerätschaften und Zutaten zu besorgen, die notwendig sind, um ein bestimmtes Ritual auszuführen. Wenn eine Zeremonie beispielsweise die mumifizierte Hand eines ägyptischen Pharaos erfordert, kann man die nicht einfach auf dem Forum erwerben. Vielleicht muß man bis nach Ägypten reisen, um sie zu bekommen, und selbst dann könnte es schwierig werden, eine solche Hand von den Gliedmaßen einer geringeren Person zu unterscheiden.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Die Ägypter sind gerissene Händler«, sagte ich aus eigener Erfahrung mit einiger Überzeugung.
    »Selbst wenn es sich nur um Kräuter oder andere Pflanzen handelt«, fuhr er, auf seinen gepflegten Garten weisend, fort, »ist es das beste, seine eigenen zu züchten. Nur so kann man sich der Reinheit und Echtheit sicher sein.«
    Trotz meiner Skepsis war ich fasziniert. Es ist immer interessant, einem Experten zuzuhören, der sich über die Obskuritäten seines Wissensgebietes ausläßt.
    »Wie können gebildete Männer wie du diese... diese Objekte erwerben und sich ihrer Qualität sicher sein?« Ich erinnerte mich der namenlosen Dinge, die Ateius ins Feuer geworfen hatte.
    Er sah mich schräg an. »Wenn du Leoparden für die Spiele suchst, die du veranstaltest, woher kriegst du sie? Die werden ja auch nicht auf dem Viehmarkt verkauft.«
    »Ich werde die Jagdgilden in der Provinz Afrika kontaktieren.«
    »Und das wirst du wahrscheinlich mittels des Propraetors tun, der Afrika regiert, oder nicht? Und ist er nicht ein Mann, der selbst einmal Aedil war und genau das gleiche tun mußte?«
    »Ich sehe, worauf du hinauswillst. Es gibt eine Art Bruderschaft der Magier, in der man weiß, wie man miteinander Kontakt aufnehmen und in der man der Erfahrung und Kompetenz der anderen trauen kann.«
    Er lächelte tatsächlich. »Exakt! In allen Ländern entlang der Meere gibt es Gelehrte wie mich, praktizierende Zauberer und Priester vieler Gottheiten, die aufeinander zählen können, wenn sie etwas brauchen. Es dauert ein ganzes Leben, solche Bekanntschaften aufzubauen, aber es ist eine Quelle von unschätzbarem Wert.« \ Er ging zu einer kleinen Marmorbank unter einer stattlichen Zypresse und setzte sich. Während seiner Ausführungen hatte die Sklavin einen Krug und Becher gebracht. Ich setzte mich neben ihn und nahm den angebotenen Becher. \ »Also, was hast du gemeint, als du sagtest, Ateius sei ein Laie, obwohl er den Fluch fachmännisch zelebriert hat?«
    Er brütete eine Weile still vor sich hin. »Zauberei ist eine schrecklich ernste Sache. Ich spreche hier nicht von den kleinen Zaubern der Hexen. Ich meine das Anrufen bösartiger Geister aus dem Ödland der Unterwelt. Das Wissen allein reicht nicht aus. Nur Menschen mit großer Charakterstärke, innerer Tapferkeit und wahrem spirituellem Edelmut sollten sich daran wagen.«
    »Und warum ist das so?« fragte ich.
    »Weil jemand, der gegen die Versuchungen der Macht nicht gewappnet ist, von den Wesen der Unterwelt sofort und durch und durch verdorben würde. Das Ritual ist für den, der es praktiziert, immens gefährlich. Cicero ist ein großartiger Mann und sehr gebildet. Doch er würde sich hüten, eine der verborgenen Künste aus zu üben, über die wir gesprochen haben. Er hält sie nicht nur für unehrenhaft, sondern weiß auch nur zu gut um seine eigene Schwäche auf diesem Gebiet.«
    Das war eine kluge Bemerkung. Ich bewunderte Cicero mehr als jeden anderen lebenden Römer, doch auch ich hatte beobachtet, wie sein Hunger nach Macht und Auszeichnung ihn kleiner gemacht hatte. Als junger Redner hatte er über Catos ganze Rechtschaffenheit ohne seine abstoßende Scheinheiligkeit verfügt, doch im Lauf der Jahre war er arrogant geworden und verbittert darüber, daß man ihm die höchsten Ränge der Macht und des Ansehens verwehrt hatte. Es war interessant zu erfahren, daß er das auch selbst erkannte.
    »Ich nehme an, Ateius Capito ist nicht so ein

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