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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Mensch?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann kennst du ihn?« fragte ich überrascht.
    »Ja. Wie viele andere ist er im Laufe der Jahre als Schüler zu mir gekommen, und ich habe mein Wissen mit ihm wie mit allen ernsthaften Studenten bereitwillig geteilt. Ich wage zu behaupten, daß er einige der obskuren Gottheiten, die er angerufen hat, nur über mich kennt.«
    »Und du hast ihm diese Dinge beigebracht, obwohl du wußtest, daß er ein Mann von labilem Charakter ist?« empörte ich mich.
    Er schnaubte verächtlich. »Diese Namen an sich haben wenig Macht. Die meisten sind einfach vergessen worden. Die Römer haben die chthonischen Gottheiten erst spät in ihrer Geschichte zu achten gelernt, aber bei den übrigen italischen Völkern war das anders. Genau genommen waren die Völker dieser Halbinsel vertrauter mit der Unterwelt als die ganze restliche Welt.«
    »Ich habe einige Erfahrungen mit den hiesigen Hexenkulten gemacht«, räumte ich ein. Es war eine Episode, an die ich nicht gern zurück dachte.
    »Dann hast du zumindest ein grundlegendes Verständnis«, meinte er. »Nun, Ateius war ein aufstrebender junger Politiker und ein unbedeutender Student. Er war umgänglich und intelligent. Doch ich bemerkte bald, daß er das Wissen, das ich ihm vermitteln konnte, nur einsetzen wollte, um seine politischen Gegner zu übertrumpfen, wie so viele dieser Männer.«
    Diese Bemerkung überraschte mich. »Er war nicht der einzige römische Politiker, der zu dir kam?«
    »Bei weitem nicht. Für sie ist Macht nichts als Macht. Als ich noch in Cumae gelebt habe, hat mich sogar Sulla konsultiert, der ein großer Anhänger magischer Kräfte war und all seine Erfolge seiner einzigartigen Beziehung zur Göttin Fortuna zuschrieb.
    Deshalb war er, wie ich hinzufügen möchte, auch leicht von Betrügern zu täuschen. Ein Mann, der auf seinem Gebiet oft von unglaublichem Scharfsinn ist, kann auf einem anderen Gebiet ein völliger Schwachkopf sein. Aber ob intelligent und staatsmännisch oder nur gierig, diese Männer wollen nur Macht und kein Wissen. Einem echten Gelehrten geht es wie einem Philosophen allein um Erkenntnis.«
    Ich hatte da meine Vorbehalte. »Wann war Ateius das letzte Mal bei dir?«
    »Laß mich überlegen, dieses Jahr kann es nicht gewesen sein, dafür war er mit seinem Amt viel zu beschäftigt. Vor etwa vier Jahren war er ziemlich häufig hier, doch seine Besuche wurden seltener, als er begriff, daß ich ihm keine wirklich tiefen Geheimnisse anvertrauen würde. Ich schätze, das letzte Mal war er vor etwa achtzehn Monaten hier, danach war er so mit seinem Wahlkampf für das Tribunenamt beschäftigt, daß er höchstens flüchtig vorbeikam.«
    »Und was wollte er bei seinem letzten Besuch?« fragte ich. »Formeln und Namen der Macht, was sonst? Er wollte, daß ich ihm half, die Wahlen zu beeinflussen! Absurd!« Er schnaubte erneut verächtlich. Er stand offensichtlich über solchen kleingeistigen Gedanken.
    Ich hatte schon überlegt, wie ich zum entscheidenden Punkt meiner Ermittlung vordringen könnte, ohne zuviel zu verraten, und diese Bemerkung bot mir eine gute Gelegenheit. »In unseren höheren priesterlichen Ämtern gibt es Menschen«, begann ich behutsam, »die argwöhnen, daß er eben solche Formeln oder Namen benutzt haben könnte.« Konkreter konnte ich nicht werden. »Würdest du davon wissen?« Er sah mich kühl an. «Wenn das der Fall war, hat er sie nicht von mir gehört.«
    Mit dieser recht konventionellen Leugnung erhob er sich und ging mit seinem Becher zu einem Acker, der mit bescheidenen Gräbern übersät war. Vor einem schlichten Grabstein, in den grob ein Name gehauen war, blieb er stehen. Neben dem Stein befand sich ein Tonrohr, das in die Erde führte. Dort hinein entleerte Ariston seinen Becher.
    »Der hier war ein schrecklicher Trinker«, sagte er. »Er hat seine Frau und seine Kinder ermordet und sich dann erhängt.
    Wenn er nicht von Zeit zu Zeit etwas zu trinken bekommt, stört er die Nachbarn.« Er warf mir einen deutlich weniger frostigen Blick zu. »Man sollte selbst Tote nie unterschätzen.« Da ich keine weiteren Fragen mehr hatte, verabschiedete ich mich von ihm. »Ich danke dir für deine Hilfsbereitschaft. Es war ein höchst informativer Besuch. Vielleicht muß ich mich noch einmal an dich wenden.«
    »Bitte tu das«, ermutigte er mich. »Und grüße Cicero von mir.
    Sag ihm, daß wir uns schon viel zu lange nicht mehr gesehen haben.« Mit diesen Worten ging er ins Haus zurück.
    Ich

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