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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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deinen Vater gehalten hast, womöglich ein Mörder oder zumindest der Urheber mehrerer Entführungen ist. Dass die Frau, die du seit Jahren pflegst, nicht deine Mutter ist und dass du irgendwo auf der Welt eine Familie hast, die in jeder Hinsicht Lichtjahre von dir entfernt ist.«
    »Du hast recht, aber was sollen wir machen? Wir können schlecht so tun, als wüssten wir von nichts. Es ist jetzt an uns, herauszufinden, was genau passiert ist. Immerhin haben wir noch eine Vermisste zu finden, vergiss das nicht. Wir bestellen die Pisu hierher und dazu den Pizzi. Als psychologische Stütze. Und dann kommen wir der Wahrheit ein weiteres Stückchen näher.«
    Marco machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Was glaubst du, wie die Pisu reagieren wird?«
    »Keine Ahnung. Das wird ein harter Schlag für sie werden, und nicht nur für sie.«

IX
     
    Zögernd betritt Maria Grazia Pisu Nellys Büro. Sie trägt Rot, eine lebendige Farbe, die sie jünger macht, das helle Haar fällt ihr offen auf die Schultern. Die Ähnlichkeit mit Isabelle Bevilacqua ist noch auffälliger. Einzig der Gesichtsausdruck und die Körperhaltung unterscheiden sie und verraten die so ganz verschiedenen Biographien der beiden Frauen. Magraja blickt sich besorgt um. Hinter ihr erscheint die hohe Gestalt Romeo Pizzis, der sie ermutigend am Ellenbogen fasst.
    »Guten Tag, Signora Pisu, Signor Pizzi. Setzen Sie sich bitte.«
    Offizieller Tonfall. Neutrales Gesicht. Magraja zuckt leicht zusammen. Keine Vertraulichkeit, sie hat sie nicht mit Vornamen angesprochen. Sie setzen sich.
    »G...guten Tag, Dottoressa Rosso. Gibt es etwas Neues von Marilena?«
    Die langen dunklen Wimpern flattern, die grünen Augen huschen zu Romeo Pizzi, der wie immer stocksteif dasitzt und Nelly anglotzt, als hätte sie Marilenas Leiche unter dem Schreibtisch versteckt. Seine Miene ist eine Mischung aus Empörung und Entsetzen.
    »Ihre Vorladung hat uns sehr erschüttert, Dottoressa«, sagt er eisig. »Worum handelt es sich?«
    Nelly stützt das Kinn auf die gefalteten Hände. Sie schindet Zeit.
    »Signor Pizzi, es handelt sich nicht um Ihre Frau. In ihrem Fall gibt es leider keine Neuigkeiten. Wir haben Sie nur hergebeten, weil Ihre Schwägerin jetzt vielleicht die Unterstützung einer vertrauten Person aus dem Familienkreis nötig haben könnte. Es handelt sich um eine äußerst heikle Sache. Die sich vor vielen Jahren ereignet hat, als die Familie Pisu noch in Luras in der Gallura lebte und ein wenige Monate altes kleines Mädchen namens Annabelle Simon verschwand.«
     
    Eine gute Stunde später. Nelly hat zu Ende geredet und schweigt. Magraja sitzt reglos da. Sie hält das Foto von Isabelle Bevilacqua in den Händen, doch es ist offensichtlich, dass sie es nicht mehr wahrnimmt. Sie hat Nellys Schilderung wortlos angehört und das Ergebnis der DNA-Analyse kaum angesehen. Ihr Blick ist nach innen gerichtet. Wie immer hat sie sich in eine andere Welt zurückgezogen. Auch Pizzi ist wie vom Donner gerührt. Nelly schweigt und wartet. Marco ist vor einer guten halben Stunde dazugekommen, hat die Anwesenden gegrüßt und sich neben den Schreibtisch gesetzt, doch keiner scheint ihn bemerkt zu haben. Er sieht Nelly besorgt an. Was er befürchtet hat, ist eingetreten.
    Plötzlich flattert Magraja mit den Lidern, als würde sie aus einem Traum erwachen, und greift nach der Hand ihres Schwagers.
    »Bring mich fort von hier, Romeo. Bring mich nach Hause.« Sie steht auf. Pizzi erhebt sich ebenfalls und wirft Nelly und Marco vernichtende Blicke zu.
    »Diese Geschichte ist völlig verrückt. Verrückt, etwas anderes fällt mir dazu nicht ein. Ich bin erschüttert ...«
    »Lass uns gehen.«
    Sie dreht sich zu den beiden Polizisten um, die die Szene reglos beobachtet haben.
    »Das hat alles nichts mit mir zu tun. Ich weiß, dass ich Maria Grazia Pisu bin. Ich werde keine DNA-Untersuchung machen. Dazu müsste man mich schon zwingen.«
    Pizzi hat ihr den Arm um die Schultern gelegt, und schon sind die beiden fort. Nelly und Marco sehen sich an und heben seufzend die Hände.

X
     
    »Magraja liegt seit zwei Tagen mit Fieber im Bett. Das war aber auch ein dicker Hund, den ihr ihr da vorgesetzt habt, meinst du nicht, Nelly?«
    Sandra und Nelly schlendern die Promenade von Nervi entlang. Immer wieder blinzelt die Sonne zwischen den Wolken hervor, das Meer ist bewegt, aber nicht stürmisch. Sie setzen sich vor ein Café und bestellen zwei Cappuccini. Nur ein paar Touristen sitzen draußen, es ist sieben

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