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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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kann.
    »Eigentlich wollten wir mit Ihren Eltern sprechen, doch da sie nicht mehr in Europa leben, Sie jedoch sozusagen gleich um die Ecke wohnen ... Es geht um Annabelle.«
    Nelly rechnet mit einer Reaktion, die jedoch auf sich warten lässt. Isabelle Bevilacqua runzelt leicht die Stirn und legt den schönen Kopf zur Seite.
    »Annabelle?«
    »Ihre Schwester Annabelle, die in den sechziger Jahren in Sardinien entführt und nie wieder gefunden wurde«, beharrt Nelly und mustert sie. Ein leichter Schatten legt sich über Isabelles Blick.
    »Ach, mein verschwundenes Schwesterchen. Das ist lange her, da war ich noch nicht auf der Welt. Sie ist von ihren Entführern getötet worden. Meine Eltern haben nie darüber reden wollen, für sie muss es furchtbar gewesen sein. Das erste Kind ...«
    »Ihre Eltern leben in Miami, richtig?«
    Nelly ist sich nicht mehr so sicher, dass ihre Neuigkeiten freudig aufgenommen werden. Isabelle nickt.
    »Meine Mutter war schwanger mit mir, als Annabelle verschwunden ist, allerdings wusste sie es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich bin sieben Monate nach dem ... Unglück geboren. Meine Eltern waren vom Tod meiner Schwester und seinen Umständen zutiefst traumatisiert.«
    Sie blickt hinaus auf die blühenden Azaleen, die Rhododendren, die Spaliere mit den knospenden und vom Regen reichlich gewässerten Rosen. Inzwischen hat der Schatten ihr ganzes Gesicht verschleiert, man sieht ihre tiefe Beklommenheit. Das Thema Annabelle war offenbar ein Tabu bei den Simons. Zögernd beschließt Isabelle fortzufahren.
    »Sie haben sich scheiden lassen, als ich drei war. Fast unmittelbar nach der Sache mit Annabelle sind sie in die Staaten gezogen. Nach New York. Wir – ich und die weiteren Kinder meines Vaters aus zweiter Ehe – sind alle in Amerika geboren. Mein Vater lebt zwischen New York und Miami, meine Mutter in Boston. Sie hat ebenfalls wieder geheiratet. Sie reisen viel, kommen oft nach Europa. Aber verraten Sie mir, Dottoressa, was gibt es nach so vielen Jahren Neues in diesem Fall? Ich dachte, das sei alles geklärt, der Schuldige gefasst und verurteilt.«
    Nelly wählt ihre Worte mit Bedacht.
    »Wir möchten eine DNA-Analyse des Blutes auf dem Leibchen ihrer Schwester vornehmen lassen. Damals gab es diese Möglichkeit noch nicht, und man ist davon ausgegangen, das Blut auf dem Kinderleibchen stamme von ihr. Die Blutgruppe stimmte überein, das ließ sich damals schon feststellen.«
    Isabelle nickt leicht irritiert, und weiter?
    »Seit Mitte der achtziger Jahre ist uns dank immer genauerer Tests eine Personenidentifizierung möglich. Somit haben wir jetzt die Möglichkeit festzustellen, ob es sich wirklich um ihr Blut handelt oder nicht.«
    Isabelle Simon runzelt angespannt die Brauen und presst die Lippen zusammen.
    »Ich verstehe nicht. Welchen Sinn könnte das haben? Natürlich ist es Annabelles Blut. Und außerdem, nach so langer Zeit ... Selbst wenn es nach so vielen Jahren noch möglich sein sollte, das Beweisstück – so sagt man doch, oder? – zu analysieren, bin ich nicht sicher, ob meine Eltern wirklich daran interessiert sind.«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich nicht um das Blut Ihrer Schwester handelt, Signora. Und nachdem ich Sie gesehen habe, bin ich sogar davon überzeugt.«
    »Das Blut stammt nicht von Annabelle? Und von wem dann?«
    Ein ungläubiges Schweigen, während die verschiedensten Gefühlsregungen sich auf Isabelles Gesicht widerspiegeln. Sie schluckt und sagt: »Ich glaube ... ich glaube, ich brauche etwas zu trinken. Darf ich Ihnen einen Cointreau anbieten, Dottoressa? Oder trinken Sie nicht im Dienst?«
    Nelly lächelt. Sie weiß nicht genau, wie sie weitermachen soll, und das Angebot verschafft ihr ein wenig Bedenkzeit.
    »Ein Gläschen Cointreau wäre genau das Richtige, Signora Bevilacqua.«
    Die Frau, die aussieht wie Magrajas Luxusausgabe, steht auf und holt zwei Gläser und eine Flasche von einem futuristisch aussehenden Servierwagen. Mit leicht zitternder Hand gießt sie etwas in die beiden Gläser, hält Nelly eines hin und setzt sich wieder.
    Nelly nippt behutsam an ihrem Cointreau – sie will nüchtern bleiben –, während Isabelle das randvolle Kristallglas in einem Zug leert. Jetzt scheint sie für den Rest der Geschichte bereit zu sein.
    »Haben Sie herausgefunden, von wem das Blut stammt?«
    »Das wäre ein nächster Schritt. Das momentan Wichtigste ist, festzustellen, ob es von Annabelle stammt oder nicht. Es gibt Neuigkeiten bezüglich

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