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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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hustet. In dem Moment hören sie ein Auto vorfahren. Eine Tür schlägt zu, Hunde bellen. Boboi Sogos erscheint im Türrahmen und starrt sie ungläubig an.

XII
     
    Es ist fast Mitte Juni, und in Genua lässt der Frühling weiter auf sich warten. Nelly hat noch immer den strotzenden Frühling der Gallura im Sinn. Und dazu die Neuigkeiten, die bei ihrer zweiten Reise herausgesprungen sind und die sie auf jeden Fall für sich behalten will. Die beiden Sogos-Brüder würden sowieso alles abstreiten, und sie hätte nichts davon. Sie musste sich mit der Bestätigung ihres Verdachts begnügen, auch wenn sie das bei all den anderen drängenden Fragen nicht wirklich weiterbrachte: Waren es tatsächlich Unfälle, die Giacomo und Anselmo das Leben gekostet hatten? Oder hatte Filippo De Magistris sie umgebracht, und hatte er auch Alceo ermordet und – daran schien am wenigsten zu rütteln zu sein – Marilena Pizzi entführt und ermordet? Außer Basile und Gemma waren alle davon überzeugt. Der junge Mann hatte sich in ein depressives Schweigen geflüchtet und kaum mit der eigenen Anwältin gesprochen. Marilena war nicht gefunden worden, weder tot noch lebendig. Magraja hatte sich einer DNA-Analyse verweigert und wollte Isabelle Simon auf keinen Fall treffen. Doch obwohl Nelly angefangen hatte, sich mit einem neuen Mord zu befassen – ein in seiner Wohnung erstochener alter Mann, der erst entdeckt wurde, als die Nachbarn wegen des Geruchs die Polizei alarmiert hatten –, ließ ihr der Fall Pisu, Sogos und Simon keine Ruhe. Sie saß am Schreibtisch, nippte an ihrem Kaffee – dem guten aus der Bar – und musste nur die Augen schließen, um wieder in Pannis und Bobois Hütte zu sein. Als ich ihm sagte, er hätte mich angelogen, sein Bruder sei nicht tot, meinte Boboi, er habe die Wahrheit gesagt. Den Bruder, der ins Gefängnis gewandert sei, gäbe es nicht mehr, herausgekommen sei ein anderer Mensch. Obwohl sie Filippo nicht kennen, machen sie sich beide Sorgen um ihn. Sie wagen nicht, Kontakt mit ihm aufzunehmen, da sie fürchten, das könnte ihm schaden, und haben mich gebeten, ihn von ihnen zu grüßen. Irgendwie gefallen mir diese Sogos-Brüder.
    Das Telefon klingelte. Es war Basile, der dringend mit ihr sprechen wollte und fragte, ob er im Präsidium vorbeikommen könne. Eine knappe halbe Stunde später betrat er ihr Büro. Seit sein Schützling im Gefängnis saß, wirkte der Brigadiere ernst und angespannt. Er hatte deutlich abgenommen und lächelte nur noch selten, als koste es ihn Mühe.
    »Dottoressa Rosso, ich habe Beweise. Ich könnte drauf schwören.« Er stach mit dem rechten Zeigefinger in die Luft.
    »Das freut mich, Basile. Beweise wofür?« Nelly versuchte höflich zu klingen und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Seit einer Weile zeigte der Brigadiere untrügliche Anzeichen von Verfolgungswahn. Verstohlen blickte er sich um, als befürchte er, Nellys Büro sei verwanzt. Er senkte die Stimme.
    »Ich habe Maria Grazia Pisus Wohnung beschattet. Diese Frau hat was mit ihrem Schwager, so viel ist schon mal sicher. Er kommt und geht, wann er will. Vor allem nachts, wenn er meint, niemand würde es merken, und dann übernachtet er auch dort.« Er blinzelte sie triumphierend an.
    Nelly machte ein fragendes Gesicht. Langsam wurde sie ungeduldig, doch sie wollte den wackeren Mann nicht vor den Kopf stoßen. Er handelte schließlich in bester Absicht und hatte in ermittlerischer Hinsicht vielleicht sogar berechtigte Gründe. Nicht umsonst hatte sie beantragt, die Telefone von Magraja und Romeo Pizzi anzuzapfen. Bisher allerdings ohne Erfolg.
    »Ach, ja? Aber woher sollen wir wissen, was die beiden treiben, wenn sie allein sind? Vielleicht hören sie Musik, sehen fern, stricken ...«
    Sie lächelte beschwichtigend.
    »Ich mache nur Spaß, Brigadiere. Aber selbst, wenn sie ein Liebespaar wären, beweist das noch lange nicht, dass sie seine Frau beziehungsweise ihre Schwester entführt und umgebracht haben.«
    »Ach nein?« Basile war puterrot geworden, und Nelly verfluchte ihre schnelle Zunge. »Ich habe sie am Fenster gesehen, es muss das Schlafzimmer gewesen sein, zwei eng umschlungene Gestalten. Sie haben sich geküsst, ich habe sie sogar mit dem Teleobjektiv aufgenommen.«
    Er warf ihr ein paar Fotos auf den Tisch. Nelly griff danach. Zwei Figuren im Gegenlicht. Die Gesichter waren nicht genau zu erkennen. Mit ein paar technischen Kniffen ließ sich das Bild vielleicht optimieren, sodass man es in einem

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