Der Fluch vom Valle della Luna
Verfahren verwenden konnte. So allerdings war nicht mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um Maria Grazia und ihren Schwager handelte. Nelly seufzte.
»Na schön, vielleicht haben sie ein Verhältnis. Und dafür haben Sie den Beweis? Diese unscharfen Fotos?«
»Die sind gar nicht so unscharf. Der ist Tag und Nacht bei ihr, sage ich Ihnen, die sind noch nicht einmal taktvoll genug zu warten, bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist. Und wenn es stimmt, dass sie ein Verhältnis haben, dann hatten sie auch ein Interesse daran, die Pizzi loszuwerden und sich das Geld unter den Nagel zu reißen, was sie angeblich als Lösegeld gezahlt haben. Fünf Millionen schnuckelige Euro. Nein, Dollar. Na, was meinen Sie, Dottoressa?«
Nelly unterdrückte ein Gähnen.
»Klar, das ist möglich. Aber es zu beweisen ... Kommen Sie schon, Basile, Sie wissen doch besser als ich, dass es einiges mehr braucht, um die Richter zu überzeugen. Mal ganz abgesehen davon, dass Marilenas blutbefleckte Kleidungsstücke bei Filippo gefunden wurden und nicht bei Magraja und ihrem Schwager, schon vergessen?«
Basile ließ sich von seiner fixen Idee nicht abbringen.
»Genau. Die beiden haben die Sache durchgezogen, und um den Verdacht von sich abzulenken, haben sie den armen Jungen zum Sündenbock gemacht und ihm die Beweise auf den Balkon gelegt. Und mich die Indizien für seine wahre Herkunft in der Schublade finden lassen. Wir sind drauf reingefallen wie die Volltrottel, und die beiden können jetzt in Seelenruhe vögeln und das Geld von der Pizzi verjubeln.«
»Brigadiere, jetzt gehen Sie entschieden zu weit. Filippo hat sich selbst in diese Lage gebracht. Er hat seine Herkunft verschleiert, uns irregeführt und noch immer nicht alles gesagt, was er weiß. Trotzdem, falls Sie das beruhigt: Wir lassen schon seit einiger Zeit Maria Grazia Pisus und Romeo Pizzis Telefone überwachen. Man weiß ja nie.«
Basiles Miene hellte sich auf.
»Dann bin ich also doch kein alter Trottel und Sie verdächtigen sie auch.«
»Nun ja, man sollte nach Kräften versuchen, Licht in die schattigen Winkel dieser Geschichte zu bringen, und davon gibt es so einige. Haben Sie nur die Wohnung der Pisu observiert, oder sind Sie ihr auch gefolgt?«
Basile sah sie überrascht an.
»Ich habe nur die Wohnung beschattet. Aber wenn Sie meinen ...«
»Ich meine gar nichts und habe Ihnen auch nichts gesagt. Ihre Ermittlungen sind schließlich privater Natur und gehen mich nichts an.« Sie stand auf, um ihm zu verstehen zu geben, dass die Unterredung beendet war.
Als sie abends auf dem Weg zu Tano war, überkam sie plötzlich ein seltsames Gefühl. Sie fuhr herum. Ein paar Fußgänger gingen in ihre Richtung. Sie verlangsamte ihren Schritt und beobachtete sie. Eine Frau ging an ihr vorbei, ein Pärchen blieb vor einem Schaufenster stehen. Ein junger Mann bog in Richtung Teatro Carlo Felice in die Via Vernazza ab. Dieses merkwürdige Kribbeln im Nacken, als würde jemand sie anstarren. Sie verfolgen. Was für ein Blödsinn, wer sollte sich ihr an die Fersen geheftet haben? Also bitte. Offenbar hat diese Geschichte nicht nur Basile das Hirn aufgeweicht.
Unterdessen war sie, sich immer noch verstohlen nach möglichen Verfolgern umblickend, vor Tanos Haustür angekommen und schloss auf. Seit einiger Zeit hatte sie einen Schlüssel. Was hatte er ihr noch bei der Übergabe gesagt? »Hier sind die Schlüssel zu meinem Herzen.« Worauf sie bissig geantwortet hatte: »Ich hoffe, davon sind nicht noch ein paar mehr in Umlauf, bei Anita zum Beispiel. Ich habe keine Lust, ein Messer in den Rücken zu kriegen, wenn ich bei dir im Bett liege.« Scharmützel eines endlosen Krieges, der nur zwischen den Laken zur Ruhe kam.
Sie stieg die Treppe hinauf und öffnete, das Licht brannte. Tano erwartete sie. Aus der Küche kam ein verlockender Duft nach Pasta mit Pesto. Sie stellte ihre Tasche in der Diele ab und ging zu ihm. Er lächelte ihr augenzwinkernd zu, und alle Sorgen waren plötzlich wie weggeblasen. Sie küsste ihn auf den Hals, er legte ihr seinen Arm um die Taille, und sie wusste, dass sie verloren war. Von wegen kleines Abenteuer und flüchtiger Zeitvertreib. Carlo, was geschieht mit mir? Ich bin verloren, verloren. Ich habe das Gefühl, du entfernst dich jeden Tag mehr von mir, löst dich auf wie ein Traum im Morgengrauen.
»Und, Dottoressa Rosso, wie geht’s? Heute habe ich den Brigadiere mit grimmigem Gesicht aus deinem Büro stapfen sehen, was hast du ihm
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