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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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gefunden, er wird so bald wie möglich vom Staatsanwalt im Gefängnis verhört, in unserem Beisein und dem seines Anwalts. Du und ich kümmern uns um den Fall. Du kennst die doch persönlich, oder? Die beiden Anwaltskinder, meine ich. Wie bitte, Dottore? Ja, ist gut ...«
    Nelly hört ihn mit jemandem sprechen, vielleicht mit Parodi? Dann wendet er sich wieder an sie.
    »Hör mal, wir warten auf die Staatsanwältin Antonella Pasqui. Versuch, auf die Schnelle was rauszufinden, okay? Das Mädel hat schon den Familienanwalt angerufen, die De Mattei aus der Kanzlei des Vaters, die ist bereits auf dem Weg. Die Mutter ist nicht in der Stadt, ist irgendwo in der Toskana, man ist bereits auf der Suche nach ihr. Versuch, irgendwas rauszukriegen, bis später.«
    Tano hat aufgelegt. Nelly macht Marco ein Zeichen, ihr zu folgen. Auf dem Flur holt sie eine Tasse Kaffee für das Mädchen. Sie betreten den Verhörraum. Ein Polizeibeamter steht neben der Tür und lässt Serena, die zusammengesunken auf einem Stuhl hockt und kaum aufsieht, nicht eine Sekunde aus den Augen. Auf Marcos Blick geht der Beamte hinaus und schließt die Tür.
    »Dottoressa Rosso.« Ihre Stimme ist ein Wispern. Ängstlich schaut sie den Vizekommissar an, der sich lächelnd vorstellt und sich daranmacht, das Gespräch aufzuzeichnen.
    »Wie geht es Ihnen, Serena? Ich würde gern von Ihnen hören, was geschehen ist.«
    Nelly setzt sich, stellt ihr den Kaffee hin und lächelt sie aufmunternd an. Dankbar greift Serena nach dem Becher.
    »Also, was ist in Gioia Innocentis Wohnung passiert?«
    »Wo ist Giancarlo, wie geht es ihm?«
    »Er ist in guten Händen, machen Sie sich keine Sorgen. Er wurde ins Marassi gebracht und wird dort von der Staatsanwältin befragt, in Anwesenheit von Avvocato De Mattei. Und nun sagen Sie mir, was ist in Gioias Wohnung passiert?«
    Serena ist unsicher, ob sie reden soll oder nicht, wie zwei Pingpongbälle wandern ihre Augen zwischen Nelly und Marco hin und her. Er hingegen kann den Blick nicht von dem verquälten Gesicht des Mädchens abwenden.
    »Wie soll ich Ihnen helfen, wenn Sie mir nichts sagen? Wie Sie wissen, bin ich eine Freundin Ihrer Cousine. Sandra ist unten und macht sich große Sorgen um Sie.«
    Serena hat Mühe, die Fassung zu bewahren, sie ist kurz davor, zusammenzubrechen. Nelly greift nach ihrer Hand.
    »Dieser Anruf ... Giancarlo ... Ich habe gespürt, dass etwas Schlimmes passiert ist, und bin Hals über Kopf zu Gioia gefahren. Als ich die Wohnung betreten habe, war es so still. Dann hat er plötzlich angefangen zu schreien. Er war ganz voller Blut, überall war Blut, und Gioia ... Ich wollte sie nicht ansehen, aber dann habe ich gedacht, sie lebt vielleicht noch, und hab sie angefasst ...« Sie hält Nelly die blutverkrusteten Handflächen hin, auch der moosfarbene Pulli ist voller Flecken. »Dann das Sirenengeheul, alles war wie im Film. Giancarlo war wie in Trance, er hat nicht reagiert ... Wie geht es meinem Bruder? Haben Sie ihn gesehen?«
    »Sandra hat mir erzählt, er sei seit ein paar Tagen verschwunden gewesen und ihr habt euch Sorgen um ihn gemacht.«
    »Ja, das stimmt. Er hatte seine Medikamente nicht bei sich, und wenn er die nicht nimmt, nimmt er Drogen. Es geht ihm schlecht, aber dass er das getan hat, ist unmöglich. Er betete Gioia an.«
    »Dass er was getan hat?«
    »Sie umgebracht hat. Er liebte sie immer noch, er hätte ihr niemals etwas zuleide getan.«
    »Auch wenn er seit Tagen seine Medikamente nicht mehr genommen hatte? Auch wenn er unter dem Einfluss von Drogen stand?«
    Serena senkt den Kopf und weint still in sich hinein.
     
    »Was hast du getan? Was soll das heißen, du hast ihn versorgt? Hast du ihn auch ...?« »Schlimmer. Viel schlimmer. Ich glaube, er wäre lieber tot. Wäre auch sehr viel besser für ihn. Aber er ist am Leben und wird’s auch bleiben.«
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    1 (it.) Oh! Süsse Küsse, o sehnsüchtiges Kosen

IX
     
    Nelly saß an ihrem Schreibtisch und betrachtete die Fotos, die die Spurensicherung in der Wohnung der Innocenti-Schwestern gemacht hatte. Seit die Eltern zwei Jahre zuvor bei einem Autounfall in Spanien ums Leben gekommen waren, lebten die beiden Schwestern, die Serena noch aus der Grundschule kannte, allein. Sie waren wohlhabend, hübsch und studierten wie Serena beide Jura. Gemma und Gioia. Auf den Fotos war Gioia allerdings ziemlich übel zugerichtet. Das Werk eines durchgedrehten Irren, eines Psychopathen, hatte der Gerichtsmediziner Nardini gemeint. Nelly hatte

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