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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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mehr bloß zum Zeitvertreib. Es ist ein richtiger Auftrag, mit richtigem Geld. Du kannst es dir nicht leisten, daß Lyn uns sitzenläßt.«
    »Ich weiß«, stimmte Joss zu. »Ich wollte sie ja auch nicht verärgern. Und dich auch nicht. Es war Edgars Idee, daß wir Ned sobald wie möglich taufen sollen.«
    »Das tun wir ja auch. Sobald wir uns auf einen Tag geeinigt haben, an dem Alice und Joe hier sein können. Und meine Eltern auch, Joss. Vergiß sie nicht. Bisher haben sie nicht einmal das Haus gesehen.«
     
    »Jetzt wird sie Tom vernachlässigen«, sagte Lyn, als Luke in die Küche kam, und drehte sich vom Herd um, wo sie gerade einen Topf Suppe umrührte.
    »Unsinn.« Luke setzte sich mit einem Viererpack Bier aus dem Kühlschrank an den Tisch. »Willst du auch eins?«
    »Nein, danke. Doch, das wird sie.« Lyn wandte sich wieder der Suppe zu. »Der arme kleine Tom-Tom war der Davies-Enkel. Ned – ihr wollt ihn doch nicht wirklich so nennen, oder? – ist das Belheddon-Kind.« Beim letzten Wort bekam ihre Stimme einen sarkastischen Unterton. »Glaub mir, Luke, ich kenne sie doch.«
    »Nein, Lyn, da täuschst du dich.« Luke schüttelte den Kopf. »Du täuschst dich gewaltig.«
    »Ach wirklich?« Sie warf den Löffel hin und blickte ihren Schwager scharf an. »Ich hoffe es. Aber du sollst wissen, daß ich Tom liebe, als wäre er mein eigenes Kind. Solange ich hier bin, wird er nie an zweiter Stelle stehen.«
    »Er wird auch bei Joss und mir nie an zweiter Stelle stehen, Lyn.« Luke konnte sich nur mit Mühe beherrschen. »Wo ist Joss jetzt?«
    »Bestimmt beim Baby.«

    »Das versteht sich wohl von selbst, Lyn.« Luke nahm einen langen Schluck aus der Bierdose. »Um Himmels willen, das Baby ist gerade mal zwei Tage alt!« Unfähig, seinen Ärger noch länger zu verbergen, stand er auf und verließ die Küche. Im Hof blieb er stehen und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Dumme Kuh. Ewig mußte sie sticheln. Die Rivalität und der Zwist, die schon immer zwischen den beiden Schwestern existiert hatten, machten ihm langsam zu schaffen. Er setzte gerade die Bierdose an die Lippen, als ein schmales, braunes Gesicht besorgt zur Remise herausschaute. »Luke, sind Sie das? Können Sie kurz mal herkommen?«
    »Natürlich, Jimbo. Ich bin gleich da.« Luke verbannte seine Gedanken über Lyn aus seinem Kopf, warf die leere Bierdose in den Mülleimer und verschwand in den nach Öl riechenden Wagenschuppen, seine eigene Domäne.
     
    Joss lag wach und spürte, wie sich jeder Muskel ihres Körpers anspannte. Von keinem der beiden Kinder war etwas zu hören; das Haus war völlig still. Der Schlaf hatte ihre Augen verklebt. Unbehaglich drehte sie sich um und versuchte, Luke nicht zu stören – plötzlich war sie hellwach. Irgend etwas stimmte nicht! Sie schwang die Beine über die Bettkante und schlich zum Kinderbett, um nach Ned zu sehen. Tagsüber hatte sie ihn alle zwei Stunden gestillt, aber jetzt schlief er endlich tief; seine Augen waren fest geschlossen.
    Barfuß ging sie weiter zu Toms Zimmer und schob leise die Tür auf. Ohne zu atmen, schlich sie auf Zehenspitzen hinein und betrachtete ihn. Er schlief selig; seine Wangen waren rosig, seine Haare zerzaust, und ausnahmsweise hatte er die Bettdecke nicht weggestrampelt. Zärtlich fuhr sie ihm mit einem Finger über das Gesicht. Ihr Gefühl von Liebe war so überwältigend, daß sie meinte, ihr müßte das Herz zerspringen. Sie würde es nicht ertragen, wenn einem der beiden etwas zustieß.
    Sie blickte zum Fenster. Die Nacht war windstill, keine Zugluft bewegte die Vorhänge. Und im Dunkel lauerten keine Schatten.
    Leise zog sie die Tür halb hinter sich zu und ging in ihr Schlafzimmer zurück. Luke hatte sich im Schlaf bewegt und lag ausgestreckt
quer über dem Bett, sein Arm auf dem Kissen. Neben seiner Hand, in der Vertiefung, wo ihr Kopf gewesen war, lag etwas. Joss’ Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Einen Augenblick lang wagte sie nicht, sich zu bewegen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und zwischen ihren Schulterblättern rann kalter Schweiß herab. Dann drehte Luke sich murmelnd um, zog die Decke über sich, und sie sah, wie die Spur auf dem Kissen sich glättete und verschwand. Es war nicht mehr als eine Falte auf dem kühlen, rosafarbenen Stoff gewesen.
     
    Sie beschlossen, die Taufe am Samstag in zehn Tagen zu feiern. Damit hatten die Davies, die Grants, die Paten und die anderen Gäste reichlich Zeit, die Fahrt nach Belheddon zu planen. Das Wetter

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